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Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt. Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt.
Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will. Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird.

 

ein ganzes halbes jahr 

Originaltitel: Me Before You
Autor: Jojo Moyes
Übersetzer: Karolina Fell
Verlag: rowohlt
Erschienen: März 2013
ISBN: 978-3499267031
Seitenzahl: 526 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Louisa ist zufrieden mit ihrem Leben. Sie mag die Arbeit im Café, trotzdem sie nicht viel her macht. Sie mag ihren Freund Patrick, auch wenn sie ihn nicht liebt. Und sie mag die Kleinstadt mit der Burg, obwohl sie einmal von der weiten Welt geträumt hat. Erst als sie ihren Job verliert, erkennt sie, wie wackelig ihr Lebensentwurf ist. In ihrer Verzweiflung nimmt sie den Job als Pflegerin von Will Traynor an. Er ist ihr vom ersten Moment an unsympathisch, seine Mutter zu streng und das Haus zu edel. Sie ahnt nicht, was hinter Wills ablehnender Fassade steckt und als sie langsam beginnt sich für ihn zu erwärmen, hat sie noch keine Vorstellung davon, wie er ihr Leben für immer verändern wird.

Jojo Moyes erzählt in ihrem Roman „Ein ganzes halbes Jahr“ eine berührende Geschichte, die viel mehr ist als nur eine Liebesgeschichte. Obwohl sie ein so schwieriges Thema aufgreift, gibt sie der Handlung eine gewisse Leichtigkeit mit. Bravourös umschifft sie die gängigen Klischees und kann ihre Idee von der ersten bis zur letzten Seite überzeugend, emotional bewegend und nachdenklich stimmend umsetzen.
Im Anschluss an den Roman sind als Material für einen Lesekreis zu dem Buch noch ein Interview mit der Autorin und einige Diskussionsfragen abgedruckt.


Stil und Sprache
Den Großteil der Handlung erlebt der Leser durch Louisas Augen, die als Ich-Erzählerin berichtet. Nur einzelne Kapitel lassen andere Charaktere zu Wort kommen, im Prolog zum Beispiel Will. Aber auch seine Eltern, Louisas Schwester und Nathan erhalten jeweils einen Abschnitt. Die kurzzeitigen Wechsel der Perspektive bieten interessante, zusätzliche Einblicke besonders in schwierigen Situationen. Sie sind jeweils in eigenen Kapiteln abgedruckt und der Name der erzählenden Person steht unter der Kapitelüberschrift, so dass der Leser zu keiner Zeit verwirrt wird.
Trotzdem die kurzen Wechsel sehr gut gewählt sind, ist Louisa für den Rest des Buches die ideale Erzählerwahl. Sie wächst dem Leser mit ihrer aufgeweckten Art und ihrer starken Persönlichkeit sofort ans Herz und bindet ihn so innerhalb kürzester Zeit emotional an die Handlung. Diese überzeugt nicht durch einen fesselnden Spannungsbogen, sondern eher durch eine langsam anschwellende, untergründige Spannung, die den Leser fesselt lange bevor er es selbst bewusst wahrnimmt. Besonders der langsame Aufbau ist es, der überzeugen kann. Es ist eben keine Standard-Liebesgeschichte, sondern ein Roman, der inhaltlich so viel mehr behandelt als nur ein Liebespaar. Dabei schneidet die Autorin gesellschaftliche Probleme an, ohne dass der Eindruck eines erhobenen Zeigefingers entsteht und bindet die ethischen Fragestellungen, die ihr Buch anspricht, ebenso fließend ein wie die Vergangenheit der Charaktere.

Nicht nur die Charaktererstellung gelingt Jojo Moyes meisterhaft, sondern auch ihr Schreibstil überzeugt auf ganzer Linie. Durch liebevolle Beschreibungen, die selbst Alltagssituationen interessant und emotional bedeutend erscheinen lassen, unterstützt sie die Handlung. Der gesamte Erzählfluss ist gut auf die Ereignisse und die Hauptfigur abgestimmt und liest sich durchweg flüssig. Besonders die gefühlsbetonten Szenen zum Schluss des Buches werden sehr gut und zum Glück nicht kitschig rüber gebracht. Auch inhaltlich ist der Schluss überzeugend und die Autorin hat den einzig passenden Ausgang der Handlung gewählt, ohne den Leser durch Vorhersehbarkeit zu langweilen. Stattdessen rührt sie zu Tränen und lässt den Leser nachdenklich zurück.


Figuren
Louisa ist nie wirklich aus ihrer Heimatstadt heraus gekommen und passt doch vom Charakter her eigentlich nicht in eine Kleinstadt. Trotzdem sie sehr zurückhaltend ist und sich selbst im Schatten ihrer Schwester eher für dumm und unwissend hält, überzeugt sie den Leser. Ihre sympathische Art, angefangen beim chaotischen Kleidungsstil bis hin zum losen Mundwerk, nimmt den Leser sofort für sie ein und schon nach kürzester Zeit wünscht man ihr nur noch das Beste. Im Laufe des Buches macht sie eine erstaunliche und dabei trotzdem stets glaubwürdige Entwicklung durch. Sie wächst an den Ereignissen und nach der letzten Seite ist man nur umso neugieriger, was aus dieser bemerkenswerten jungen Frau wohl werden wird.

Der Leser lernt Will durch den Prolog bereits vor seinem Unfall kennen und ist erst mal ein bisschen vor den Kopf gestoßen, als er ihn dann durch Louisas Augen zwei Jahre später wieder sieht. Seine Lähmung hat aus dem einst herausragenden, lebensbejahenden Geschäftsmann einen in sich gekehrten, aggressiven Mann gemacht. Dass er diese Haltung lange nicht aufgibt, macht ihn zwar nicht unbedingt sympathisch, aber unglaublich authentisch. Ebenso wie Louisa wirkt er nicht wie ein Charakter in einem Buch, sondern wie ein realer Mensch und er wächst dem Leser genau wie sie auch schnell ans Herz. Die beiden tragen die Handlung weiter und man hat schon nach wenigen Seiten das Gefühl, sie ewig zu kennen und ihnen helfen zu müssen. Die emotionale Bindung der Leser an die Geschichte gelingt der Autorin vor allem durch diese realistischen, vielschichtigen Charaktere schnell und meisterhaft.

Für einen räumlich so beschränkten Handlungsradius treten erstaunlich viele Nebencharaktere auf. Sie alle wirken ebenso wie die beiden Hauptcharaktere sehr realistisch und bleiben stets glaubwürdig und überzeugend. Eine herausragende Rolle spielt dabei Wills Mutter, die in ihrem inneren Konflikt gut dargestellt wird. Trotzdem ihre Beziehung zu Louisa nicht ganz einfach ist, berührt sie den Leser und entwickelt sich zu einer der stärksten Charaktere im gesamten Buch. Etwas, was bei den vielen sehr überzeugend dargestellten Figuren schon was heißen will.


Aufmachung des Buches
„Ein ganzes halbes Jahr“ erschien als Klappbroschur beim rowohlt Verlag. Das Cover zeigt den Schatten einer Frau, die einen Vogel fliegen lässt. Mit Ausnahme der das Bild umgebenen Blumen ist es in Schwarz-Weiß gehalten. Schlicht und doch etwas ganz Besonderes, zugleich abstrakt und doch sehr passend zum Inhalt. Ein wirklich gelungenes Cover!


Fazit
Liebe Frau Moyes, vielen Dank für dieses Buch! Es hat mich von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt, zu Tränen gerührt und zum Nachdenken gebracht. Die Geschichte von Louisa und Will wird mich sicher lange nicht loslassen und am liebsten hätte ich direkt wieder vorne angefangen, um ihnen noch einmal auf ihrem Weg zu folgen.


5 Sterne


Hinweise
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