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Kategorie: Romane

Was macht eine Vorstadthausfrau, wenn sie durch einen dummen Zufall in der Badewanne ertrinkt – und sich kurz darauf quicklebendig in selbiger wiederfindet? Ganz klar: Sie beginnt, an Gott zu glauben. Doch als weitere göttliche Zeichen ausbleiben, beschließt Frau Bengtsson beleidigt, Gott herauszufordern. Wie man das am besten anstellt, erklärt ihr der Teufel höchstpersönlich – tapfer begeht Frau Bengtsson eine Sünde nach er anderen und findet Gefallen daran ...

 

Frau Bengtsson geht zum Teufel 

Originaltitel: Fru Bengtssons andliga uppvaknande
Autor: Caroline L. Jensen
Übersetzer: Frank Zuber
Verlag: Droemer
Erschienen: 01.02.2013
ISBN: 978-3426226391
Seitenzahl: 240 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Klappentext gibt kurz und knapp eine Abriss über die grundlegende Idee. Frau Bengtsson will ein schönes Bad mit den (leider billigen) chinesischen Massagedüsen genießen, ihre Haare verfangen sich und sie ertrinkt. Für genau 38 Sekunden ist sie tot. Auch wenn natürlich keiner ihr glauben will, sie ist überzeugt. Und so eine Wiederbelebungsaktion interessiert natürlich auch den Teufel. Der ist in die Theologiestudentin und Nachbarin der Bengtssons, Rakel, gefahren. Nun gibt er der armen Hausfrau „Tipps", um Gott zu ärgern, nämlich indem sie sämtliche 7 Todsünden begeht und alle 10 Gebote bricht.

Ein wahrhaft diabolisches Lesevergnügen, das man stets mit einem Augenzwinkern betrachten sollte.


Stil und Sprache
Das Buch ist in der 3ten Person verfasst und wird von einem nahezu allwissenden Erzähler vorgetragen. Man überblickt das Geschehen, der Erzähler kommentiert und scheint mehr als die handelnden Personen zu wissen. Der Vorfall in der Badewanne legt den Grundpfeiler für die gesamte Handlung und ist schon so kurios-dämlich, das es für reichlich Lacher sorgt. Was dann folgt, ist zugegebenermaßen nicht direkt spannend, aber dennoch sehr unterhaltsam. Denn auf einmal denkt Frau Bentsson tatsächlich über die Existenz Gottes nach und beginnt, in der Bibel zu lesen. Und die hat Fragen. Fragen, die sie mit Nachbarin Rakel diskutiert. Schließlich können doch diese „Horrorstorys" aus dem Alten Testament nicht wahr sein? Man begibt sich auf biblische Entdeckungsreise. Doch als Frau Bengtsson für ihre Bemühungen in Sachen Bibelfestigkeit und Glauben keine Anerkennung von „oben" erntet, wendet sich das Blatt und sie will es Gott so richtig zeigen. Man darf dabei nicht alles ganz ernst nehmen, was geschrieben steht, dann wird man sich gut und mit gehörigem Kitzeln der Lachmuskeln amüsieren. Auch wenn es zwischenzeitlich einige Längen gibt, ist das Ende dafür umso überraschender.
Rein stilistische scheint die Autorin stets eine gewisse Distanz wahren zu wollen, denn es heißt immer nur „Frau Bengtsson", den Vornamen erfährt man im gesamten Buch nicht. Die Sprache ist klar und einfach strukturiert, das Buch lässt sich dementsprechend leicht lesen. Der Stil birgt eine gewisse Eigentümlichkeit, die einer Prise schwarzen Humors nicht entbehrt.


Figuren
Im Zentrum des Geschehens steht ganz klar Frau Bengtsson. Seit 19 Jahre ist sie mit ihren Mann nun verheiratet, den sie mit jungen 19 Jahren ehelichte. Sie entspricht der typischen (schwedischen) Hausfrau, immer reinlich, auf ein sauberes Haus bedacht, rosa Pantoffeln mit Keilabsätzen. Dann ist da ihr Mann, der am liebsten in Ruhe Zeitung liest und fast alles, was sie von sich gibt, mit „Mhm" kommentiert. Alles in allem ist Frau Bengtsson eigentlich mit ihrem Leben so zufrieden, wie es ist, bis nach ihrem Erlebnis in der Wanne ein Ruck durch ihr Leben geht. Sie hat nie besonders an Gott geglaubt, doch vielleicht gibt es ihn ja doch? Und es scheint ihm etwas an ihr zu liegen? Rat und Hilfe findet sie bei Nachbarin Rakel, eine kleine graue Maus und angehende Pastorin. Zumindest anfangs. Als der Teufel in sie fährt, gibt es kleine Veränderungen, die Frau Bengtsson kaum auffallen, wie z.B. eine andere Frisur, manikürte Nägel. Trotzdem scheint sich das „Gute" in Rakel ein wenig gegen den Teufel zu wehren, da sie sich zeitweise übergibt. Zu Beginn kann man mit den beiden Frauen wenig anfangen, doch dann laufen die beiden zu Hochtouren auf und es wird zunehmend faszinierender, ihren Schlagabtausch zu beobachten und vor allem Frau Bengtsson bei ihren Weg „in die Sünde" zu begleiten. Daneben gibt es natürlich zahlreiche mehr oder weniger wichtige Nebenfiguren, wie Nachbar Rubin, den der Teulel in Gestalt eines gelben Kanarienvogels in den Wahnsinn treibt oder Briefträger Beggo. Sie sind alle auf ihre Weise liebenswert gezeichnet. Am besten gelungen sind natürlich Frau Bengtsson und Rakel. Sie wirken glaubwürdig, soweit natürlich eine Wiederbelebung durch Gott und die Besitznahme durch Satan realistisch möglich wären, und ihre Motive nachvollziehbar. Auch wenn man durch die stete Nennung von „Frau Bengtsson" (und niemals ihres Vornamens) ein wenig auf Distanz gehalten wird, kann man sich durchaus in sie hinein versetzen und ihre Fragen nachvollziehen. Lediglich die Überlegungen zum Thema der Wiedergeburt empfand ich als ein wenig abgedreht.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist als stabile Klappbroschur mit auffallend abgerundeten Ecken erschienen. Auf dem Cover erkennt man den Titel, der auf Wegweisern geschrieben steht, wobei das Wort „Teufel" nach unten gerichtet ist. Ebenso sieht man den kleinen gelben Kanarienvogel mit kleinen Teufelshörnern, in den Satan gefahren ist. Er taucht auch im Buchinnern zu jedem Kapitelanfang auf. Die Ausgestaltung ist insgesamt sehr gelungen und ansprechend!


Fazit
Kurz und gut: Dieses Buch ist etwas für die Lachmuskeln, allerdings sollte man nicht alles todernst nehmen. Es bereitet dem Leser, wenn er sich darauf einlässt, vergnügliche Lesemomente.


4 Sterne


Hinweise
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