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Kategorie: Krimis

Ein einsamer Leuchtturm, ein grausamer Mord und eine Frau auf der Flucht.

Schriftstellerin Erica Falck hat mit ihren Zwillingen alle Hände voll zu tun, seit ihr Mann Patrik wieder im Polizeidienst ist. Sie findet kaum Zeit für ihre Schulfreundin Annie, die gerade in das idyllische Fischerdorf Fjällbacka zurückgekehrt ist. Annie zieht in das kleine Haus auf der Leuchtturminsel vor der Küste. Dort soll es nachts spuken, und dunkle Legenden ranken sich um den Ort. Annie scheint es nicht zu stören, vor allem als Mats, ihre erste große Liebe, zu ihr zurückkehrt. Doch dann wird Mats brutal ermordet. Patrik und Erica beginnen zu ermitteln.

 

Der Leuchtturmwaerter 

Originaltitel: Fyrvaktaren
Autor: Camilla Läckberg
Übersetzer: Katrin Frey
Verlag: List
Erschienen: 01/2013
ISBN: 978-3471350805
Seitenzahl: 480 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext verschiebt die Prioritäten dieses Krimis etwas, so ist Annie keineswegs eine enge Freundin von Erica und Mats kehrt auch nicht wirklich zu Annie zurück, sondern besucht sie lediglich einmal auf der Insel. Aber der Rest stimmt einigermaßen, denn Mats wird wirklich ermordet und die Polizei von Fjällbacka steht vor einem Rätsel: Mats lebte völlig zurückgezogen, hatte offenbar kein Privatleben, keine Freunde, keine Hobbies, niemand weiß etwas über ihn. Seine Eltern sind völlig gebrochen nach seinem Tod, seine Arbeitskollegen bestürzt und verwirrt. Patrik Hedström, der gerade erst in den aktiven Dienst zurückkehrt, steht vor einem Rätsel. Mühsam müssen er und seine Kollegen winzige Puzzleteile suchen und zusammenfügen. Und das Bild, das sich am Ende ergibt, ist mehr als erschreckend …

Camilla Läckberg strickt ihre Krimis immer aus vielen, zunächst unüberschaubaren Einzelsträngen zusammen und erst ganz am Ende fügt sich alles zu einem Gesamtbild. Das ist ihr auch hier meisterhaft gelungen, allerdings muss man als Leser schon ein bisschen Geduld aufbringen …


Stil und Sprache
Die Handlung setzt zunächst im heutigen Fjällbacka ein, seit dem dramatischen Ende des letzten Bandes sind einige Monate vergangen. Wie immer werden keine großen Erklärungen gegeben und selbst die Leser, die den letzten Teil kennen, müssen dann doch etwas in ihrem Gedächtnis kramen, um wieder auf der Höhe der Zeit zu sein, liegt Meerjungfrau doch nun schon mehr als ein Jahr zurück.

Auch die Erzählperspektiven sind etwas gewöhnungsbedürftig, schnelle Wechsel zwischen Schauplätzen und Erzählern sind an der Tagesordnung und werden nicht immer offensichtlich abgegrenzt. Lediglich einzelne Kapitel, die die Geschichte einer jungen Frau im Jahre 1870 erzählen, die mit ihrem Mann auf die Leuchtturminsel zieht, sind in kursiver Schrift gedruckt. Was diese mit der heutigen Handlung zu tun haben, offenbart sich erst sehr spät, ist aber letztendlich nicht so überraschend wie der Rest. Denn nachdem die Polizei erst lange im Trüben fischt, kommt nach und nach eine ebenso grausame wie spannende Geschichte zutage, bei der einem zwischendurch immer wieder mal der Atem stockt.

Als Ausgleich gibt es neben der Krimihandlung wieder viel aus dem Privatleben der beteiligten Polizisten zu lesen, etwas, was mir an den Büchern der Autorin besonders gut gefällt und sie zu etwas ganz Besonderem macht. Fast meint man, in dem (real existierenden) Städtchen Fjällbacka mit dabei zu sein und Erica und Patrik auf ihren Streifzügen zu begleiten.


Figuren
Die Polizeiwache in Fjällbacka ist klein und so hat man als Leser der Serie inzwischen natürlich alle dort arbeitenden Polizisten kennengelernt. Zwar ist Patrik Hedström als – immer noch inoffizieller – Leiter der Ermittlungen einer der Protagonisten, aber auch seine Kollegen haben ihre Geschichten, die sie im Kopf des Lesers lebendig werden lassen. Ericas und Patriks Familienleben spielt eine große Rolle und es macht den besonderen Charme der Romane um die beiden aus, dass sie eben keine Superhelden sind, sondern ganz normale Menschen mit Sorgen, Fehlern und Familienleben. In diesem Teil der Serie schleppt Erica zum Beispiel immer und überall ihre wenige Monate alten Zwillinge mit, versucht ihre Schwester Anna aus ihrer Depression zu befreien und knüpft Kontakte zur Inhaberin eines neuen Wellnesshotels.

Realistisch wirken Camilla Läckbergs Figuren auch besonders deshalb, weil sie nicht schablonenhaft nur gut oder nur böse sind, sondern in allen Facetten dazwischen schillern; da kann sich ebenso die nette Nachbarin als fiese Intrigantin entpuppen wie die taffe Geschäftsfrau als rettender Engel für ein zwischenmenschliches Problem. So bleiben alle Charaktere überraschend und die Geschichte dadurch letztlich auch.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Cover den Blick aus einem Fenster aufs Meer, ein dunkler Himmel hängt über der Szene und lässt das einsame Schaukelpferdchen auf der Fensterbank fast bedrohlich wirken, wozu sicherlich auch die in Spotlack ausgeführten Blutstropfen beitragen, die scheinbar willkürlich verspritzt wurden. Innen sind die einzelnen Kapitel nicht überschrieben, lediglich die in kursiver Schrift gedruckten Abschnitte aus dem Jahr 1870 stechen eben dadurch heraus.


Fazit
Mit Der Leuchtturmwärter ist Camilla Läckberg ein spannender Krimi mit vielen Facetten gelungen, der bis zur letzten Zeile spannend und unvorhersehbar bleibt. Ganz großes Kino!


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Eisprinzessin schläft
Band 2: Der Prediger von Fjällbacka
Band 3: Die Töchter der Kälte
Band 4: Die Totgesagten
Band 5: Engel aus Eis
Band 6: Meerjungfrau