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Der Programmierer Dirk Friesen hat am Institut von Dr. Grothe das Programm für einen virtuellen Stadtplan entwickelt und in Zusammenarbeit mit einer Klinik Gehirnkartographien erstellt. Dann aber kam es zum Skandal, weil an Patienten Gehirnspiegelungen ohne ihr Einverständnis vorgenommen wurden. Heimlich spionierte Dr. Grothe sogar in der Erinnerung der Menschen herum. Ein Jahr später hat Dirk Friesen bei einem Spaziergang durch einen Birkenwald ein sonderbares Erlebnis ...
Fortan überstürzen sich die Ereignisse, die ihn an den Rand des Wahnsinns bringen. Lebt er in der Wirklichkeit? Wo ist seine Frau Eva? Diese Fragen will er lösen und den Kampf mit Dr. Grothe aufnehmen.

 

  Autor: Kai-Michael Böttcher
Verlag: Frieling
Erschienen: 04/2008
ISBN: 978-8280-2581-3
Seitenzahl: 200 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Eigentlich führt Dirk Friesen zusammen mit seiner Frau Eva ein normales und glückliches Leben. Zwar hat er vor kurzem den Job verloren, findet aber nach einigen Monaten der Arbeitslosigkeit eine neue Stelle. Aber tief im Innern spürt er, dass etwas nicht stimmt und findet heraus, dass er in einer virtuellen Welt lebt, die er selber mit erschaffen hat und die von seinem ehemaligen Arbeitgeber kontrolliert wird. Verzweifelt versucht er herauszufinden, was passiert ist und wie er wieder in die Wirklichkeit zurück kann. Zudem belastet es ihn, dass er zunächst nicht weiß, ob seine Frau Eva nur virtuell ist oder genauso eine Gefangene wie er. Durch kleine Tests findet er heraus, dass Eva in der gleichen Situation ist wie er, die virtuelle Realität jedoch für die Wirklichkeit hält und sich nur darum sorgt, dass es ihrem Mann offensichtlich nicht gut geht. Dirk schafft es schließlich, Kontakt zu seinem ehemaligen Kollegen und Freund Werner Löb aufzunehmen. Gemeinsam entdecken sie, dass noch ein weiterer Kollege in der virtuellen Welt gefangen ist und ebenso wie Eva nichts von seiner Situation weiß.

Zusammengefasst geht es in dem Roman um Experimente am menschlichen Gehirn in einer fatalen Kooperation zwischen zwei größenwahnsinnigen Wissenschaftlern aus den Bereichen Computertechnologie und Medizin, die später noch von einer Psychologin in ihren menschenverachtenden Experimenten unterstützt werden.


Stil und Sprache
Der Autor erzählt die Geschichte aus der Sicht der beteiligten Figuren und arbeitet viel mit Dialogen, so dass die Handlung zügig und ohne Längen fortschreitet. Die fehlende Einteilung in Kapitel macht es schwer, dass Buch aus der Hand zu legen, und überhaupt lassen sich die 200 Seiten gut in einem Rutsch durchlesen.
Zu Beginn werden viele Informationen aus der Welt der Informatik und Hirnforschung eingebracht, die zwar erklärt werden, für den Laien aber mitunter trotzdem schwer verständlich bleiben, weil es eine fremde Welt ist. Im Laufe der Geschichte findet man sich jedoch mehr und mehr in diese fremde Welt hinein, gleichzeitig verwendet der Autor fast nur noch Alltagssprache, so dass die computertechnischen Hintergründe immer klarer werden. Der Roman ist eine Mischung aus Science-Fiction und Krimi, wobei der Krimi-Anteil der Schwachpunkt der Geschichte ist. Es treten ein Kommissar und ein Geheimdienstler auf, aber der Autor vermag nicht überzeugend das Verschwinden von drei Menschen zu erklären.
Interessant fand ich, dass der Autor mit ganz wenigen Randfiguren auskommt und Nebenhandlungen auskommt, er konzentriert sich völlig auf die Personen, die die Handlung vorantreiben, und es gibt auch so gut wie keinen gesellschaftspolitischen Hintergrund, d.h. man kann sich eigentlich nur aufgrund der Namen denken, dass der Roman in Deutschland spielt, theoretisch wäre auch jeder andere Ort möglich.


Figuren
Die Hauptfiguren werden nacheinander auf den ersten Seiten durch Handlungen und Dialoge eingeführt und vorgestellt. Zunächst sind da Dirk Friesen und seine Frau Eva, die beide auf Anhieb sympathisch und glaubwürdig wirken. Dirks ehemaliger Arbeitskollege Werner Löb bleibt zunächst etwas blass, entfaltet sich jedoch im Laufe der Geschichte und macht so Sympathiepunkte wett.
Sämtliche Nebenfiguren wie Dirks ehemaliger Chef, Werner Löbs Arbeitskollegen und eine später hinzukommende und sich am Experiment beteiligende Psychologin werden pointiert skizziert, der Leser kann sie sich gut vorstellen. Interessanterweise wird keine Figur explizit als Bösewicht dargestellt, der Autor erklärt die Überlegungen und Handlungsweisen aus Sicht der jeweiligen Person und überlässt es dem Leser, sich ein Urteil zu bilden.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist als Taschenbuch erschienen. Eine Kapiteleinteilung gibt es nicht. Auf der Vorderseite befindet sich ein Bild eines Birkenwaldes, der in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Zusätzlich sind binäre Zahlen aufgedruckt, die den Bezug zur Computerwelt herstellen. Insgesamt ein sehr schönes und gelungenes Titelbild. Die Zusammenfassung des Inhalts auf der Buchrückseite wirkt dagegen etwas reißerisch und entspricht nicht ganz den Tatsachen. Außerdem finden wir auf der Rückseite noch ein Foto des Autors und einige biografische Angaben.


Fazit
„Der Birkenwald“ ist insgesamt ein interessantes Buch, das sicherlich für Liebhaber von Science-Fiction im Bereich Computertechnologie sehr lesenswert ist. Bedenklich fand ich, dass der Autor die ethischen Aspekte höchstens anreißt und man zum Schluss den Eindruck bekommt, derartige Experimente mit Menschen wären eigentlich ganz in Ordnung.


3 5 Sterne


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