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Kategorie: Essen und Trinken

ORIGINELLE STEINZEIT-KÜCHE
Ganz im Stil unserer Vorfahren können Sie mit diesem Buch abwechslungsreich schmausen und aus 55 Rezepten leckere Steinzeit-Menues zaubern, mit Zutaten aus dem Supermarkt oder – mit der enthaltenen Bestimmungshilfe für Wildkräuter – direkt aus der Natur:
Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Rinderrouladen mit Wildkräuter-Champignon-Füllung, vorab feine Brennnesselbratlingen, als Getränk einer erfrischenden Vogelbeeren-Limonade und zum Abschluss einem süßen Holunder-Birnen-Kompott?

Der Archäologe ACHIM WERNER hat wissenschaftliche Untersuchungen zur Ernährung in der Steinzeit als Grundlage genommen und mit etwas Experimentierfreude Rezepte kreiert, die sich mit einer normalen Küchenausstattung umsetzen lassen. JENS DUMMER hat diesen Band illustriert. Gemeinsam haben sie bereits die beiden Bestseller "Keltische Kochbarkeiten" und "Kochen durch die Epochen" geschrieben.

 

Steinzeit Mahlzeit 

Autor: Achim Werner, Jens Dummer
Verlag: Theiss Verlag
Erschienen: 13. März 2013
ISBN: 978-3-8062-2580-8
Seitenzahl: 96 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Der Titel "Steinzeit Mahlzeit" ist ein bisschen ungenau, denn gewöhnlich denkt man bei "Steinzeit" mehr an keulenschwingende Höhlenbewohner als an kulinarische Genüsse. Im Buch wird dann die "Steinzeit" näher erläutert und man erfährt, dass hier die Ernährungsgewohnheiten der Jung-Steinzeit vorgestellt werden. In dieser Epoche vollzog sich der Übergang vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit - auch unter dem Begriff "Neolithische Revolution" bekannt. Kurz führt der Autor den Leser in das Thema ein und skizziert die Probleme der Experimentellen Archäologie, die zwar sagen kann Was gegessen wurde, aber keine originalen Rezepte liefern kann und so ist vieles eher Spekulation, selbst wenn man sich an heute noch existierenden "steinzeitlichen" Gesellschaften orientiert.

Insofern sind die vorgestellten Rezepte nicht nachweisbar so gekocht worden, aber die Zutaten und Garmethoden entsprechen den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu dieser Zeit. Es werden z.B. keine Eier verwendet, auch nicht zum Binden. Dafür aber sehr viele Wildkräuter – ob nun als Gewürz oder in Form von Gemüse als Hauptbestandteil eines Gerichts. Auch werden nur saisonal gleichzeitig verfügbare Zutaten verwendet, da die damaligen Möglichkeiten der Konservierung von Lebensmittel nicht mit unseren heutigen vergleichbar sind. Das führt natürlich zu gewissen Einschränkungen, wenn man die Gerichte nachkochen möchte, denn z.B. sind viele Wildkräuter nur zu gewissen Jahreszeiten verfügbar und darüber hinaus auch schwer zu beschaffen, selbst wenn die Jahreszeit stimmt. Einfach im Supermarkt um die Ecke gibt es sie nun mal nicht. Die Autoren bieten deshalb eine "Bestimmungshilfe für Wildpflanzen" an. Neben einem Foto gibt es auch eine Kurzbeschreibung der Kräuter. Die Autoren weisen in der Einleitung aber zu Recht darauf hin, dass diese Hilfe nicht ausreicht, um Verwechslungen mit giftigen Pflanzen auszuschließen. Darüber hinaus erläutern sie noch, welche Vorsichtsmaßnahmen beim Sammeln zu beachten sind, was mich zu dem Schluss kommen ließ, dass man als Stadtmensch am besten die Finger davon lässt und als Alternative, wie vorgeschlagen, Petersilie und Schnittlauch verwendet. Und damit verlieren viele Gerichte ihren besonderen Pfiff.

Verwendung finden neben den Wildkräutern Fleisch, Fisch, Geflügel und Getreide in vielfältiger Form – sei es als Suppe, Eintopf oder gebraten. Auffällig ist auch die häufige Verwendung von Fleischbrühe und Speck, was zur Folge hat, dass Vegetarier und Veganer kaum fündig werden. Ebenfalls erstaunt hat mich, dass sehr selten Nüsse und Trockenfrüchte oder auch Stockfisch Verwendung finden, obwohl diese Lebensmittel damals zum Standard gehörten. Einige interessante Rezepte möchte ich hier erwähnen: Hagebuttensuppe (Seite22), Rinderbeinscheiben mit Brombeer-Lauch-Soße (Seite 53), Miesmuscheln im Brotkörbchen (Seite 73) und Schälchengebäck mit Wildfrüchten (Seite 79). Die Zubereitung ist nicht wirklich kompliziert, aber man sollte Erfahrung beim Kochen mitbringen, weil die Arbeitsanleitungen recht knapp gehalten sind. Außerdem fehlen Angaben zur Zubereitungszeit, was den eiligen Koch durchaus ins Schleudern bringen kann, wenn er nicht gelesen hat, dass das Getreide  24 Stunden quellen, oder ein Teig mal eben 3 Stunden ruhen muss. Bei etlichen Gerichten habe ich auch Vorschläge zu Beilagen vermisst. Da wäre hier und da ein Tipp ganz wertvoll gewesen; wer ein "authentisches" Steinzeitgericht nachkocht, möchte dann doch nicht z.B. auf damals  in Europa noch nicht bekannte schnöde Kartoffeln zurückgreifen müssen. Oder gar Nudeln dazu servieren.

Alles in allem möchte ich sagen, dass es bei dem vorliegenden Buch weniger um die Reproduzierbarkeit  von Gerichten im Alltag geht, als vielmehr darum dem Leser zu zeigen, dass man bereits in der Jung-Steinzeit zu genießen wusste. Und dies gelingt dem Autor auch sehr gut. Ein wenig mehr Informationen zur Lebens- und Ernährungsweise der Menschen des Neolithikums hätte ich mir aber schon gewünscht.


Aufmachung des Buches
Leider wählte der Verlag für dieses Kochbuch eine Klappenbroschur, die ohne Beschwerung nicht offen liegen bleibt. Wer also beim Nachkochen schnell mal aufs Rezept schauen möchte, hat es eher schwer.
Das ist allerdings der einzige Makel – das Cover ist dem Thema entsprechend liebevoll gestaltet, wenn auch etwas unspektakulär. Der Buchdeckel lässt sich abwaschen und die Seiten sind aus stabilem Papier, das so schnell nichts krumm nimmt. Die Rezepte sind allesamt mit schön arrangierten Fotos versehen, die die Gerichte in authentischem Geschirr präsentieren. Wer mehr zur Jung-Steinzeit erfahren möchte, der findet eine Seite weiterführender Literatur. Mit einem Register schließt das Buch ab. 


Fazit
"Steinzeit Mahlzeit" sollte man nicht primär als Kochbuch auffassen, sondern als einen originellen Weg der Wissensvermittlung.


4 Sterne


Hinweise
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