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Die hoffnungslos naive Nao landet urplötzlich mitten in einem Sumpf aus Lügnern und Betrügern: dem Liar Game. Die Regeln sind einfach. Sie bekommt 100 Millionen Yen und einen Gegenspieler. Wenn sie das Geld nach 30 Tagen noch besitzt, ist alles gut. Wenn sie es sich abluchsen lässt, macht sie Schulden. Und wenn sie selbst vom Feind stehlen kann, darf sie es behalten. So einfach und doch so heimtückisch.

 

Liar Game 1 

Originaltitel: Liar Game
Autor: Shinobu Kaitani
Übersetzer: Claudia Peter
Illustration: Shinobu Kaitani
Verlag: Egmont Manga
Erschienen: April 2013
ISBN: 978-3-7704-7926-9
Seitenzahl: 228 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Durch unbedachtes Öffnen eines dubiosen Pakets, das an sie zugestellt wurde, landet die gutgläubige Nao mitten in diesem gefährlichen Betrugs-Spiel, bei dem es um sehr viel Geld geht (umgerechnet ca. 800.000 Euro). Ihr Gegenspieler ist ausgerechnet jemand, den sie seit der Schulzeit kennt und dem sie blind vertraut – leider, denn dass Geld den Charakter verdirbt, weiß schließlich jedes Kind. Weil Nao von legaler Seite keine Hilfe zu erwarten hat, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an den frisch aus dem Gefängnis entlassenen Betrüger Shinichi Akiyama …

Liar Game erinnert inhaltlich mit seinen psychologischen Strategiezügen unweigerlich an Death Note. Ob es beim gegenseitigen Belügen und Austricksen bleiben wird, um die eigene Haut zu retten, oder im weiteren Verlauf nicht auch ein paar Leichen den Plot pflastern werden wie in Death Note, ist noch nicht absehbar, doch wie dem auch sei, eine spannungsgeladene und wendungsreiche Geschichte zum Mitdenken ist Liar Game allemal.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Shinobu Kaitanis Zeichenstil ist für das Seinen Genre (Zielgruppe ältere Jungs und erwachsene junge Männer) zwar nicht gänzlich untypisch, aber er ist schon etwas ausgefallen und extrem, deshalb sicher nicht Jedermanns Sache. Wer schön ausgearbeitete Zeichnungen und ein harmonisches Gesamtbild bevorzugt, der sollte unbedingt vor Kauf beim Händler einen Blick hineinwerfen oder sich zumindest die Online-Leseprobe des Verlags ansehen.

Der Mangaka arbeitet vorrangig mit Überzeichnungen in der Mimik (seltener in der Gestik), was sich nicht nur in den Gesichtern der Figuren mit z.B. riesig groß aufgerissenen Augen und Mündern, dicken Schweißperlen oder Sturzbächen von Tränen zeigt, sondern auch in den Textdarstellungen. Gezackte Sprechblasen so groß wie die halbe Seite mit fetten Großbuchstaben prangern einem da entgegen.  Die Wörter selbst sind manchmal lang gedehnt wie beispielsweise „GESCHAAAAAAFFT! DIE ZEIT IST UUUUUUM!“ Auf den ersten Blick mag das provokant und abschreckend wirken, trotzdem, hat man sich erst einmal an die übertrieben dargestellten Emotionen gewöhnt, liest sich der Manga flüssig und entwickelt einen starken Sog. Man fiebert automatisch mit Nao aus vollem Herzen mit.

Nao ist ein schmächtiges, unattraktives Mädchen, das ohne Kurven und hohem Intelligenzquotient auskommen muss. Sie geht dermaßen gutgläubig und naiv durchs Leben, dass man ständig geneigt ist zu denken, so doof wie die kann doch kein normaler Mensch sein! Wie gut, dass ihr da ein so cooler Typ wie Akiyama zur Seite steht, dessen Hilfe natürlich nicht frei von Eigennutz ist. Akiyama stehen seine strähnigen hellen Haare wirr vom Kopf ab, was den Leser wohl eher an Einstein als an einen Chaoten erinnern soll. Bei allen Figuren fallen einem ihre seltsam flachen Gesichtskonturen auf (Kinn und Nase heben sich kaum hervor), vor allem im Profil sieht das eigenartig aus. In den Proportionen sind die Personen zwar stimmig gezeichnet, nur wirken sie oft ungelenk durch eine eckige Linienführung.

In den Hintergründen sieht man bei weitläufigen Perspektiven gerade mal so viel, wie für die Orientierung notwendig ist. Ein typisches Großstadtsetting, durch das man einfach hindurch- oder darüber hinwegsieht, weil es in seiner oberflächlichen Darstellung nichts ist, das einer näheren Betrachtung wert wäre. Meistens sind jedoch die Personen in Nahaufnahme heran gezoomt, wobei die Hintergründe dann grau grundiert, ansonsten aber leer bleiben. Bei diesem Artwork soll eben nichts von der emotionalen Ausdruckskraft wie z.B. den vorher beschriebenen karikierten Überzeichnungen ablenken. Ob man dies nun als handwerkliche Schwäche oder klug eingesetztes Stilmittel des Mangaka auslegt, bleibt jedem selbst überlassen.


Aufmachung des Manga
An dem klassisch gehaltenen, für Mangaverhältnisse eher untypischen Coverdesign in Schwarz-Weiß kommt keiner vorbei, es fällt sofort ins Auge. Von den japanischen Originalausgaben zwar komplett abweichend, gefällt es mir persönlich ausnehmend gut. Anleihen ans Originaldesign bietet dann die Buchrückseite. Ich denke, von dieser zurückhaltenden Gestaltung wird sich die Zielgruppe der älteren Leser besser angesprochen fühlen, als von den japanischen Covers, andererseits lässt sie auf den ersten Blick keine Rückschlüsse auf den Inhalt zu. Doch vielleicht ist das gar nicht mal so schlecht, denn damit wird auch unweigerlich die Neugierde des Betrachters angestachelt.

Die Verarbeitung des Manga ist tadellos mit den edel wirkenden, matten Buchdeckeln und vier Farbglanzseiten am Anfang, dafür müssen die Fans auf Bonuskapitel und Nachwort verzichten.


Fazit
Liar Game wurde von vielen deutschen Mangafans (mich eingeschlossen) seit Jahren herbeigesehnt – und ich muss sagen, sowohl der vielversprechende Story-Ansatz als auch die edle Aufmachung begeistern. Obwohl primär dem ‚Seinen‘ Genre zugehörig, spricht Liar Game mit seiner weiblichen Hauptfigur Nao unbestritten auch die weibliche Leserschaft an. Diese sollte sich bloß nicht am rauen, aggressiv wirkenden Zeichenstil stoßen.


3 5 Sterne


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