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Gift & Gallenkolik

Friedas erste richtige Stelle als Stationsärztin an einem Münchner Klinikum beginnt mit einem Paukenschlag: Schon am zweiten Tag ist ihr Doktorvater tot. Colchizin-Vergiftung, stellt Friedas Mitbewohner, der Toxikologe Quast, schnell fest. Für die Klinikleitung ist der Fall damit geklärt – nicht das erste Mal, dass ein Hobbykoch beim Kräutersammeln im Englischen Garten Bärlauch mit der hochgiftigen Herbstzeitlose verwechselt hat. Doch Frieda und Quast hegen Zweifel. Und tatsächlich stellt sich heraus, dass der Tote selbst einige Leichen im Keller hatte - und dass Professor Naders Ableben mehr als einem Kollegen an der Eisbachklinik durchaus gelegen kommt…

 

Giftgruen 

Autor: Bettina Plecher
Verlag: rowohlt
Erschienen: 05/2013
ISBN: 978-3499235627
Seitenzahl: 304 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Frieda May hat gerade ihr Studium beendet und überlegt, was sie nun tun will, als ihr Doktorvater sie überredet, mit ihm nach München zu gehen. Dort soll er eine Chefarztstelle übernehmen. Da Frieda mehr an ihm liegt, als er ahnt, willigt sie ein und tritt an der Eisbachklinik eine Stationsarztstelle an. Doch schon am zweiten Tag ist Gabor Nader tot und Frieda steht alleine da. Nicht ganz allein, denn da ist Quirin Quast, der Toxikologe, bei dem Frieda zur Untermiete wohnt, und der Professor Nader besser kannte, als er zunächst zugibt. Die beiden ungleichen WG-Partner machen sich auf die Suche nach Gabor Naders Mörder und geraten immer tiefer in die Vergangenheit des Professors…

Dass Bärlauch schnell mit den Blättern der Herbstzeitlose verwechselt werden kann, weiß jeder Hobbykoch, wie man daraus einen Krimi strickt, hat Bettina Plecher mit ihrem Debüt gezeigt. Eine ungewöhnliche Idee verknüpft mit leicht schrägen Figuren ergibt ein unterhaltsames Lesevergnügen.


Stil und Sprache
Eins vorweg: Zu meiner großen Erleichterung verzichtet Bettina Plecher weitgehend auf Dialekte, sondern lässt ihre Darsteller bis auf wenige Ausnahmen hochdeutsch sprechen. Das erleichtert die Sache für Nicht-Bayern ungemein und lässt sich leicht und fluffig lesen. Die Geschichte wird abwechselnd von Frieda May und Quirin Quast in der dritten Person erzählt, so dass man als Leser zwar verschiedene Perspektiven hat, aber trotzdem nicht sofort alles weiß.

„Giftgrün“ lebt nicht nur von Spannung, sondern in weiten Teilen von Münchner Lokalkolorit und den dort lebenden bayrischen Originalen. Zudem sind Frieda May und Quirin Quast ja auch keine ausgebildeten Ermittler und begehen dementsprechend Fehler und Dummheiten. Da geht dann einfach einiges schief, es gibt keine stringenten Ermittlungen, aber irgendwie kommen die beiden dann doch noch zum Ziel. Folgerichtig gibt es auch kein furioses Finale, in dem die Protagonisten nur knapp dem Tod entgehen, dafür ist die Auflösung schlüssig und nachvollziehbar.


Figuren
Frieda May ist jung und naiv, lässt sich von ihrem Professor zu einer Arbeitsstelle lotsen, die sie eigentlich nicht will und hat eine Höllenangst vor ihrer ersten Schicht. Sehr menschlich und nah wirkt sie, und vor allem viel normaler als der Rest der bunten Truppe, die sich durch dieses Buch bewegt. Das fängt schon mit Quirin Quast und seinem fast unaussprechlichen Namen an - er ist ein Original und erfüllt sämtliche Klischees, die man sich für einen alleinstehenden Toxikologen, der mit seiner Arbeit verheiratet ist, so vorstellen kann. Frieda und er könnten gegensätzlicher kaum sein und das bringt einiges an Spannung in ihre Beziehung.

Aber auch die Nebenfiguren machen einen sehr lebendigen Eindruck, besonders diejenigen, die im direkten Umfeld der Klinik agieren, lassen keine Wünsche offen. Da wird intrigiert, gelogen und gegeneinander gearbeitet, dass es eine helle Freude ist. Trotzdem wirkt die ganze Szenerie aber nicht übertrieben und so passen auch diese Charaktere bestens zum Rest der Geschichte.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem etwas unruhig wirkenden Cover die „Skyline“ Münchens und der umliegenden Berge, im Vordergrund sieht man auf einer rotweißkarierten Serviette ein Glas mit Pesto sowie ein Bund Bärlauch. Auf dem Etikett des Glases steht allerdings der Titel des Buches, das Wort „Kriminalroman“ ziert den Deckelrand. Kein klassisches Krimi-Cover, aber passend zum Inhalt. Innen sind die relativ langen Kapitel nach Tagen gegliedert und mit dem jeweiligen Datum überschrieben, innerhalb der Kapitel sind einzelne Abschnitte durch Sterne voneinander getrennt.


Fazit
Ein durchaus gelungener Debütkrimi, der neben einer spannenden Handlung auch eine Menge trockenen Humor aufzuweisen hat. Für alle, die lokalkoloritgefärbte Krimis mögen, eine angenehme Lektüre.


4 Sterne


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