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Die Kripo Kempten ist in heller Aufruhr. Nach spektakulär gescheiterten Mordermittlungen soll ein neuer Hauptkommissar übernehmen – ein Niedersachse. Ein Skandal im traditionsbewussten Allgäu und denkbar schlechte Voraussetzungen für Eike Hansen. Sein erster Fall: Ein Mann soll von der Lechbrücke gestürzt sein. Doch als die Beamten am vermeintlichen Tatort eintreffen, fehlt von der Leiche jede Spur...

 

Rosskur 

Autor: Jürgen Seibold
Verlag: Piper
Erschienen: 15. Januar 2013
ISBN: 978-3-492-30074-2
Seitenzahl: 384 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Eike Hansen übernimmt die Kripo in Kempten, womit das Team weniger einverstanden ist und dies den neuen Chef auch spüren lässt. Doch dieser scheint durch nichts aus der Ruhe zu bringen, auch nicht, als er einen neuen Fall auf den Tisch bekommt. Es gibt einen Zeugen, der gesehen haben will, wie ein hiesiger Pferdehofbesitzer ermordet wurde, doch eine Leiche ist an besagter Stelle weit und breit nicht zu finden. Hansen aber glaubt dem Mann, im Gegensatz zu manch anderem, und macht sich an die Arbeit, seinen ersten Fall nicht ungelöst zu lassen...

Mit schwierigen Gegebenheiten hat Eike Hansen hier zu kämpfen, was jeder kennen wird, da jeder sich wohl irgendwann einmal in ein bereits eingespieltes Team integrieren musste. Mit Realitätsnähe, einer Prise Humor, Charme und vor allem Spannung schafft der Autor es, den Leser abzuholen und zu fesseln.


Stil und Sprache
Aus der beobachtenden Perspektive geschrieben, verschafft der Autor dem Leser einen Überblick über die Gesamtsituation, in der alles erfasst wird, außer Täter und Tatmotiv. Somit sind natürlich einige Ermittlungsergebnisse schon im Voraus bekannt, was aber die Spannung nicht mindert. Schließlich ist weder klar, ob die Kripo es schafft, die richtigen Schlüsse zu ziehen, noch was wirklich hinter der heimtückischen Tat steckt. Eine Grundspannung herrscht zu jedem Zeitpunkt vor, auch wenn die gerade aktuelle Situation dies nicht erwarten lassen würde. Somit ist garantiert, dass der Sog bestehen bleibt und man sich nicht irgendwann ablenken lässt. Schließlich könnte zu jeder Zeit eine Wendung eintreten und die will man nicht verpassen.

Der Autor hat einen sehr schnell eingängigen Schreibstil, der es ermöglicht, dem Geschehen gleich und ohne Stockungen zu folgen. Obwohl es sich ausdrücklich um einen Allgäu-Krimi handelt, wird kaum Dialekt verwendet, anders als bei manch anderen Regional-Krimis. Dies ist natürlich hauptsächlich für Leser, die diesen Dialekt nicht verstehen, sehr erfreulich, da der Lesefluss somit nicht unterbrochen wird. In jenen wenigen Passagen, in denen dann doch nicht das Hochdeutsche zum Ausdruck gebracht wird, erklärt sich das Gesagte jedoch sogleich von selbst.

Im Grunde ist „Rosskur“ ein eher ruhiger Krimi, aber bei weitem nicht zu unterschätzen. Zig Hinweise lotsen die Polizei und den Leser auf falsche Fährten, bis man kaum noch sagen kann, wer eigentlich noch nicht verdächtigt wurde. Einige überraschende Wendungen treten zutage, die gezielt platziert wurden und die Spannung natürlich jedes Mal weiter anheben.


Figuren
Hauptkommissar Eike Hansen ist gerade frisch aus Niedersachsen ins Allgäu gekommen, um die Kemptener Kripo zu leiten. Sein Einstieg ist alles andere als rosig, doch er versteht die Hintergründe der Ablehnung durch die Kollegen und sieht daher keine persönliche Kritik in ihrem Verhalten. Er wirkt wie der ruhende Pol in einer schnelllebigen Zeit. Hansen ist dem Leser sogleich sympathisch, vermutlich auch aus dem Grund, da man sich gut in ihn und seine Situation hineinversetzen kann. Jeder, der einen neuen Job in einer neuen Firma antritt, wird sicherlich ähnliche Erlebnisse gehabt haben, wodurch die Emotionen sehr gut nachzuvollziehen sind. Man begleitet den neuen Hauptkommissar gerne auf seinem Weg und würde ihm, wenn möglich, den ein oder anderen Tipp geben wollen, damit er schneller an sein Ziel gelangt. Die Darstellung und Beschreibung seiner Person fließt gekonnt in den Kontext mit ein, so dass sich nach und nach ein gutes Bild der Person Eike Hansen ergibt.

Überhaupt widmet der Autor sich seinen Figuren eingehend, allerdings nicht separat, sondern immer im Zusammenhang mit der gerade aktuellen Situation. So werden immer wieder Bruchstücke freigesetzt, die der Leser zu einem Gesamtbild zusammenfügen muss. Sicherlich sind die Darstellungen der übrigen Charaktere gegenüber der Hauptperson etwas weniger gewichtet, dennoch nicht weniger tiefgründig.


Aufmachung des Buches
Bei diesem Buch handelt es sich um ein Taschenbuch aus dem Piper-Verlag. Das Cover zeigt zunächst die Tür einer Pferdebox, in der man drinnen zu stehen scheint. Der Blick nach draußen zeigt grüne Wiesen und Wälder bis zum Horizont. Außerdem fühlt man sich auch ein wenig beobachtet, denn ein Pferdekopf ist ein Stück weit zu sehen und es sieht aus als würde eben jenes Pferd in die Box schauen. Bei genauerem Überlegen ein typisches, sehr passendes, Cover für einen Regionalkrimi, wie er hier vorliegt. Das Publikum, das dieses Genre gerne liest, wird das Titelbild in jedem Falle ansprechen und neugierig machen.


Fazit
Jürgen Seibold bietet mit „Rosskur“ gute, spannende Unterhaltung auf hohem Niveau. Eine ganz klare Leseempfehlung.

4 5 Sterne


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