Smaller Default Larger

Die Stadt, in der die 16-jährige Mika lebt, gleicht dem Paradies: Blumen blühen überall, die Menschen leben harmonisch miteinander und die Sonne scheint 365 Tage im Jahr. Dennoch ist Mika nicht glücklich. Seit sie vor acht Jahren am staatlich angeordneten Persönlichkeitstest teilnehmen musste, ahnt sie, dass die Realität außerhalb von Seelenheide ganz anders aussieht.
Ihre Vermutung bestätigt sich, als eines Tages ein fremder Junge auf der Mauer hinter ihrem Garten sitzt. Aaron gehört zu den „Risikos“, die als Kinder von ihren Eltern getrennt und von der Regierung eingesperrt werden – aus Angst davor, dass sie zu Freidenkern werden könnten. Doch Aaron konnte fliehen und will nun das System stürzen, das ihn und Tausende andere aussortiert hat. Mika ist vom ersten Moment an fasziniert von Aaron und begibt sich mit ihm auf die gefährliche Mission. Schon bald muss sie sich nicht nur mit Kopfgeldjägern auseinandersetzen, sondern auch mit Jann, dem „Machtmädchen“, das sich ihnen anschließt. Können sie ihr wirklich trauen?

 

Schmetterlink aus Staub 

Autor: Anna Palm
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
Erschienen: Februar 2013
ISBN: 978-3862652518
Seitenzahl: 336 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Mika lebt in der perfekten Stadt, alle sind harmonisch und glücklich. Nur sie selbst passt nicht so ganz ins Bild, lehnt sich innerlich gegen all die Harmonie und die ewige Gleichheit auf. Als eines Tages ein fremder Junge auf der Mauer der Stadt sitzt, sieht sie ihre Chance, dem System zu entkommen. Zusammen mit Aaron, dem fremden Risikojungen, macht sie sich auf den Weg, um das System zu stürzen. Ein System, das Kinder mit 8 Jahren in Gruppen einteilt und bei einer falschen Veranlagung von ihren Eltern trennt. Ein System, das auf grausame Art das eigene Fortbestehen sichert. Ein System, das ihnen scheinbar immer einen Schritt voraus ist.

Anna Palm erzählt in „Schmetterling aus Staub“ eine erschreckend realistische Dystopie. Die Idee der Selektion von verschiedenen Menschen-Typen wird sehr logisch erklärt und erscheint auf eine schockierende Art sinnvoll für einen Diktator. Einige verwendete Details sind ein bisschen sehr typisch für das Genre geraten - zum Beispiel der Diktator, der sich selbst Cäsar nennt -, aber im Großen und Ganzen bietet „Schmetterling aus Staub“ einige neue Ideen und Szenarien, die sich angenehm von der breiten Masse der Dystopien abheben.


Stil und Sprache
Mit Ausnahme des Epilogs wird das gesamte Buch aus Mikas Sicht in der ersten Person erzählt. Sie ist eine sehr sympathische Erzählerin und der Schreibstil der Autorin passt zu ihrem Charakter. Er lässt sich durchgängig sehr angenehm lesen und durch die adjektiv-reiche Wortwahl wirken Mikas Beschreibungen sehr lebendig und emotional. Sowohl die ruhige Harmonie zu Beginn des Buches als auch die steigende Dramatik findet sich im Schreibstil wieder und die Autorin trifft zu jeder Zeit genau den richtigen Ton.
Sehr gut gelungen ist Anna Palm auch die Darstellung der Welt ihrer Dystopie. Die Erklärung der Ursache dieser neuen Welt wirkte zwar etwas weit hergeholt, aber die tatsächliche Beschreibung der gesellschaftlichen Verhältnisse ist sehr glaubwürdig und eindringlich beschrieben. Die Logik hinter dem System ist nachvollziehbar und wird dem Leser in der richtigen Dosis nach und nach offenbart.

„Schmetterling aus Staub“ beginnt nicht mit einer langsamen Einführung, sondern wirft den Leser direkt ins Geschehen und lässt ihn an Mikas Selektion einige Jahre vor der eigentlichen Handlung teilnehmen. Durch diesen Beginn entsteht auch während der ersten harmonischen Kapitel in Seelenheide nie das Gefühl, dass Mika dort wirklich hingehört, und der Leser wartet gespannt auf ihren Ausbruch. Dieser kommt dann zwar anders als gedacht, setzt aber trotzdem die Handlung und damit die Spannung in Gang. Der Autorin gelingt es sehr gut, diese Spannung über das ganze Buch zu halten. Selbst in den Szenen, die sie als Ruhepol zwischenschiebt, bleibt sie im Hintergrund bestehen und bringt den Leser dazu, schnell weiter zu lesen. Alles läuft auf das große Finale zu, leider war das dann etwas enttäuschend im Verhältnis zu den hohen Erwartungen. Die Lösung der Probleme schien zu einfach und passte nicht zu dem vorher aufgebauten Feindbild. Der Epilog als abrundender Ausblick ist dann wieder sehr gut gelungen.


Figuren
Mika ist eine sehr vielschichtige Hauptperson. Auf der einen Seite ist sie die Rebellin, die seit Jahren schon weiß, dass all die Harmonie nur gespielt ist. Auf der anderen Seite wurde sie sehr stark durch ihre Umgebung geprägt und hat sich trotz aller Vorkommnisse die Güte aus Seelenheide bewahrt. Durch diese Mischung kann der Leser sie sehr schnell ins Herz schließen, gleichzeitig bremst ihre Erziehung sie aber auch immer wieder aus. Gerade als sie langanhaltend von einem anderen Reisegefährten angegriffen wird, möchte man sie am liebsten schütteln und zu einem Gegenschlag zwingen. Durch solche Momente wirkt die Wandlung, die sie im Laufe des Buches durchmacht, dann aber auch so passend und langerwartet.

Die drei Reisegefährten, die Mika auf der Rebellion begleiten, sind im Gegensatz zu ihr ein wenig blasser. Die Beweggründe von zweien von ihnen werden nicht vollständig klar und teilweise bewegen sie sich zu nah an den durch die Selektion vorgegebenen Rastern. Zwar ist es glaubwürdig, dass sie nicht völlig aus der Art schlagen, gleichzeitig macht es sie in einigen Situationen aber auch zu vorhersehbar und es ist sehr gut, dass sie zum Ende hin immer selbstständiger agieren und sich von den alten Konventionen lösen.

Neben den vier Reisegefährten gibt es kaum Nebencharaktere. Ab und zu kommt jemand für ein paar Seiten dazu, geht aber auch schnell wieder. Je nach Bedeutung für die Reise werden diese Nebencharaktere ausführlicher oder nur kurz vorgestellt, passend zur jeweiligen Rolle.


Aufmachung des Buches
„Schmetterling aus Staub“ ist als Hardcover erschienen. Passend zum Titel ist ein Schmetterling zwischen grauen Staubwolken auf dem Cover abgebildet. Er wurde glänzend hervorgehoben, während das restliche Cover sich eher samtig anfühlt. Im Inneren setzt sich das Schmetterlingsmotiv fort. Jedes neue Kapitel beginnt mit einem Titelblatt samt Schmetterling auf grauem Hintergrund. Alles in allem eine sehr schöne und besondere Gestaltung.


Fazit
Anna Palm erzählt in „Schmetterling aus Staub“ eine spannende Geschichte in einer düsteren Zukunftswelt. Trotz kleinerer Schwächen hebt ihr Buch sich dank guter Ideen und einer sehr sympathischen Hauptperson angenehm von der breiten Masse ab und bietet gute Leseunterhaltung.


3 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo