Smaller Default Larger

Die Bürgerstochter und der Kaisersohn – eine verbotene Liebe, die im 16. Jahrhundert alle Standesgrenzen sprengt und am Hof der Habsburger Skandal über Skandal heraufbeschwört. Philippine Welser und Ferdinand II. verlieben sich, heiraten heimlich und bekommen vier Kinder. Doch je stärker ihre Verbindung wird, desto größer werden auch die Widerstände. Schließlich erkrankt Philippine an einem unheilbaren Leiden. Man munkelt, sie sei vergiftet worden
Das Porträt einer klugen, mutigen Frau, die sich gegen Standesgrenzen zur Wehr setzte. Die Aufzeichnungen einer Forscherin, die sich mit Naturmedizin befasste, ganz in der Tradition der Hildegard von Bingen. Und zugleich die wohl schönste Liebesgeschichte des 16. Jahrhunderts.

 

Die schoene Philippine Welserin 

Autor: Brigitte Riebe 
Verlag: Gmeiner
Erschienen: 4. März 2013
ISBN: 978-3839213513
Seitenzahl: 337 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung 
Philippine Welser (1527-1580) entstammt einer mächtigen Augsburger Patrizierfamilie, die als Bankiers des habsburgischen Kaiserhauses großen Einfluss hat, jedoch nicht dem Adel angehört. Deshalb muss sie ihre – rechtsgültig geschlossene – Ehe mit Erzherzog Ferdinand geheim halten, ihre gemeinsamen Kinder als „Findlinge“ aufziehen und sich öffentlich als „Buhle“ beschimpfen lassen. Im Dienste seines kaiserlichen Vaters – später Bruders – ist ihr Gatte viel unterwegs. Philippine vertreibt sich daher die Zeit mit dem Studium der Naturmedizin und besonders der Heilpflanzen, ihre Aufzeichnungen sind bis heute erhalten.

Brigitte Riebe wollte – laut eigener Aussage im Nachwort – keine „Biografie“ über Philippine Welser schreiben, sondern verschiedene historische Fakten ihres Lebens „fiktional kombinieren und mit einem gehörigen Schuss Spannung aufbauen“. Leider hat sie aber aus der „... wohl schönsten Liebesgeschichte des 16. Jahrhunderts“ nicht ganz das gemacht, was der Klappentext erwarten lässt.


Stil und Sprache
Die Handlung spielt sich auf zwei Ebenen ab. Einmal beschreibt die Autorin die Ereignisse als Beobachterin von außen, dann wieder lässt sie Philippine als Ich-Erzählerin in einem – fiktiven – Tagebuch selbst zu Wort kommen. Dadurch soll der Leser eigentlich immer ganz nah am Geschehen sein, aber leider erschweren die abrupten Wechsel zwischen den Erzählsträngen sowie die Kürze des Buches und die großen Zeitsprünge vor allem in der zweiten Hälfte des Öfteren den Lesefluss. Viel zu krass ist nämlich der Unterschied in der Aufteilung: Während die ersten 150 Seiten eine Spanne von 22 Monaten umfassen, behandeln die weiteren 170 Seiten genauso viele Jahre, sodass dort eher einzelne – weit auseinander liegende – Episoden nur „aneinandergereiht“ werden und der Leser zeitweise das Gefühl hat, dass die Geschichte nicht vollständig ist.

Aus unerfindlichen Gründen wird das Buch auf dem Cover als „historischer Kriminalroman“ bezeichnet. Zwar gibt es öfter Andeutungen, dass Personen in ihrer Umgebung Philippine und ihren Kindern schaden wollen, es fehlen jedoch die Elemente eines Krimis, wie z.B. Nachforschungen und ein Ermittler, der diese durchführt. Ansonsten hat Brigitte Riebe sich recht genau an die historischen Fakten gehalten. Die Sprache und die Beschreibungen des täglichen Lebens sind der damaligen Zeit angepasst und geben einen guten Einblick in das 16. Jahrhundert.


Figuren
Das Schicksal der Philippine Welser und ihre heimliche Ehe ist historisch belegt. Es war eine ungewöhnliche und berührende Liebesgeschichte. Philippine muss eine bemerkenswerte Frau gewesen sein, wenn sie – ungeachtet aller Standesgrenzen und Konventionen – einen Kaisersohn für sich gewinnen konnte. Von daher ist die Eingangs erzählte Episode mit dem Handwerker Caspar – laut Nachwort von der Autorin erfunden – überhaupt nicht nachvollziehbar, sondern bei Philippines großer Liebe zu Ferdinand sogar unglaubwürdig und außerdem für die Handlung in keinster Weise erforderlich. Stattdessen hätte man sich einen – wenn auch fiktiven – Bericht über die erste Begegnung der Hauptpersonen gewünscht. Da diese so nachhaltig war, dass die beiden einander jahrelang nicht vergessen konnten, wäre eine solche Szene angebracht und interessant gewesen.

Brigitte Riebe hält sich in der Schilderung der Figuren nah an die bekannten Quellen. Philippines schwieriges Privatleben ist gut beschrieben, ihre diesbezüglichen Gedanken und Gefühle glaubwürdig wiedergegeben. Zu Mutter und Tante scheint sie tatsächlich ein herzliches Verhältnis gehabt zu haben und auch das kommt gut zum Ausdruck. Etwas blass bleibt Erzherzog Ferdinand, aber das liegt womöglich daran, dass er wegen seiner Pflichten gegenüber dem Kaiserhaus seine Familie oft lange Zeit allein lassen musste.


Aufmachung des Buches
Das Softcover zeigt auf dem Titelblatt ein zeitgenössisches Portrait der Philippine Welser, umgeben von einer Schmuckborte, die sich auf den ausklappbaren Umschlagdeckeln fortsetzt und dort den Rahmen für eine Darstellung der verschiedensten Heilkräuter bildet. Jedem der 15 numerierten Kapitel – sowie dem Epilog – ist eine dieser Pflanzen vorangestellt, zusammen mit einer Beschreibung ihrer positiven und negativen Eigenschaften, was immer 3-4 Seiten Raum einnimmt. Im Anhang findet sich ein Verzeichnis, welchen Quellen die Abbildungen entnommen wurden, sowie ein historisches Nachwort und eine Danksagung der Autorin. 

So ansprechend diese Aufmachung auf den ersten Blick zunächst wirkt, geht dadurch sehr viel Platz für die eigentliche Handlung verloren, da für diese von den 337 Seiten letztendlich – nach Abzug von Anhang, Bildern und Vorsatzblättern – nur 260 Seiten übrig bleiben, die zudem mit einer recht großen Schrift aufwarten.


Fazit
Dieses Buch ist mein siebter historischer Roman von Brigitte Riebe und zum ersten Mal hat sie mich etwas enttäuscht. Philippine war eine sehr interessante Frau, die unter ihren Zeit- und Standesgenossinen einen besonderen Platz eingenommen hat. Für ihre Geschichte hätte sich wirklich ein biografischer Roman angeboten. 24 Jahre ihres Lebens auf so wenige Seiten zu reduzieren ist meiner Meinung nach sehr schade.


3 5 Sterne


Hinweise

Dieses Buch kaufen bei: amazon.de 

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo