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Jacob Hunt hasst die Farbe Orange. Und er hasst es, wenn sein gewohnter Tagesablauf gestört wird. Routinen sind für ihn lebenswichtig, denn er leidet unter dem Asperger-Syndrom, einer autistischen Störung. Deshalb kocht Emma, seine Mutter, montags nur grüne Speisen und dienstags rote. Und längst hat sie Jacobs Besessenheit für Kriminaltechnik akzeptiert. Doch dann wird seine Erzieherin Jess erschlagen aufgefunden, und Jacob wird des Mordes an der jungen Frau verdächtigt. Die mühsam erkämpfte „Normalität“ in Emmas kleiner Familie bricht zusammen. Jacob muss sich vor Gericht verantworten. Alle Beweise sprechen gegen ihn. Doch Emma nimmt den Kampf auf. Denn es geht darum, ihren Sohn vor dem Gefängnis zu bewahren – und um die Rechte von Menschen, die anders sind.

 

In den Augen der Anderen 

Originaltitel: House Rules
Autor: Jodi Picoult
Übersetzer: Rainer Schumacher
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen:  03.01.2012
ISBN: 978-3863651381
Seitenzahl: 688 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Roman „In den Augen der Anderen“ handelt von dem 18-jährigen Jungen Jacob, der an dem Asperger-Syndrom leidet. Wenn es zu Veränderungen in seiner Routine kommt, verliert Jacob die Kontrolle über sich und bricht zusammen. Jacob hat ein ganz besonderes Interessensgebiet und zwar ist er besessen von Kriminaltechnik. Täglich schaut er sich die Kriminalserie „CrimeBusters“ an, bei der er sich regelrecht Notizen zu den Fällen macht, auch wenn er genau diesen Fall schon dutzende Male gesehen hat.
Aufgrund seiner Krankheit hat er große Schwierigkeiten, sich in das soziale Gefüge einzugliedern, Kontakt zu Menschen aufzunehmen und deren Emotionen zu erfassen. Daher bekommt Jacob eine Tutorin, Jess Ogilvy, die sein Sozialverhalten mit ihm übt, sodass er in der Gesellschaft besser zurechtkommen kann. Doch eines Tages wird diese tot aufgefunden und Jacob wird, aufgrund der enormen Beweislage und seinem besessenen Interesse für Forensik, zu dem Hauptverdächtigten. Nun müssen er sowie seine Mutter Emma sich dem Fall vor Gericht stellen. Emma glaubt an ihren Sohn, sie liebt ihn bedingungslos und kämpft für Jacobs Rechte und dafür, dass er bei ihr bleiben wird. Sie schalten den Anwalt Oliver ein, der ihr helfen soll, Jacob vor dem Gefängnis zu bewahren. Der unerfahrene Anwalt gibt sein Bestes, er versucht dem Gericht zu erklären, was es bedeutet, an dem Asperger-Syndrom zu leiden. Er möchte die Staatsanwaltschaft überzeugen und plädiert für geistig unzurechnungsfähig. Doch können sie so diesen schweren Kampf gewinnen?

Die Autorin Jodi Picoult bringt verschiedene Themen in Einklang. Zum einen klärt sie den Leser über die Kriminaltechnik, die Gerichtsverhandlungen sowie das damit verbundene Ermittlungsverfahren auf. Zum anderen aber gewährt sie dem Leser Einblicke in die Welt eines Jugendlichen, der an dem Asperger-Syndrom, einer Erscheinungsform des Autismus, leidet - und mit ihm auch die gesamte Familie. Sie geht mit dem schwierigen Thema des Asperger-Syndroms höchst einfühlsam um und zeigt dem Leser Einsicht in dieses Krankheitsbild. Jodi Picoult weist ebenso Wege auf, wie eine Mutter lernen kann mit einer solchen Krankheit umzugehen. Die Lösung dafür ist die Liebe, die bedingungslose Liebe einer Mutter. Nur so schafft sie es, an ihren Sohn und dessen Unschuld zu glauben.


Stil und Sprache
Die Autorin Jodi Picoult schreibt wie gewohnt in einer sehr flüssigen und metaphorischen Sprache. Dieser Stil ist angenehm zu lesen und lässt den Leser in eine andere Welt abtauchen. Sie gebraucht eine angenehme und ansprechende Wortwahl. Dabei verwendet sie gelegentlich Fremdwörter, besonders im Bereich der Kriminaltechnik und der Gerichtsverfahren, die jedoch den flüssigen Schreib- und Lesestil nicht trüben. Sie schreibt sehr realistisch und nachvollziehbar und zieht den Leser durch ihre fesselnde Schreibweise in ihren Bann. Die Spannung, die die Autorin bereits zu Beginn des Buches aufbaut, hält bis zu den letzten Seiten an. Der Leser weiß bis zum Schluss nicht, wie das Buch endet. Zwischenzeitlich bestätigen sich die eigenen Vermutungen, doch letzten Endes bleibt die Spannung bis dorthin erhalten.

Detailgetreu beschreibt die Autorin die unterschiedlichen Sichtweisen der Protagonisten. Somit erfährt der Leser zunehmend mehr Hintergrundwissen zu dem Mordfall von Jess Ogilvy. Besonders eindrucksvoll ist, dass Jodi Picoult sich - wie auch in vielen ihrer anderen Bücher - nicht nur auf eine Perspektive beschränkt. Sie lässt die Handlung aus der Sicht der verschiedener Personen darstellen. So schafft sie es, dass sich der Leser in jede Figur hineinversetzen und sich möglicherweise auch mit ihr identifizieren kann.


Figuren
Die Autorin schreibt aus den unterschiedlichen Sichten der Hauptpersonen. Der Protagonist des Romans ist Jacob. Dieser ist 18 Jahre alt und lebt mit seiner Mutter und dessen Bruder zusammen. Jacob ist seit seinem dritten Lebensjahr Autist und leidet an dem Asperger-Syndrom. Eine Impfung war der Auslöser für seine Krankheit. Jacob hat von dem Zeitpunkt an Probleme, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten, mit Veränderungen kann er nur schwer umgehen und Emotionen anderer kann er kaum oder gar nicht einordnen. Wenn ihm alles zu viel wird, benötigt er dringend seine sensorische Pause, um einen Anfall oder Zusammenbruch zu vermeiden. Jacob interessiert sich vor allem für Forensik und verfolgt Tatorte und Mordfälle mit besonderer Wissbegierde. Die Autorin beschreibt Jacob als einen entwicklungsverzögerten Jugendlichen, der sich nicht altersgemäß verhält. Sie gewährt durch ihren feinfühligen Schreibstil Einblicke in die problematische Welt eines Autisten.

Eine weitere Hauptperson ist Emma, die allein erziehende Mutter des Autisten Jacobs. Die Autorin schafft es, dass der Leser durch ihre einfühlsamen Worte Mitgefühl für Emma bekommt. Sie beschreibt hervorragend die Gefühlslage der Protagonistin, die hin- und hergerissen ist zwischen der Liebe zu ihrem Sohn und dem Mordverdacht. Dennoch siegt die bedingungslose Liebe und sie verdrängt den Tatverdacht ihres Sohnes.
Auch die Sichtweisen von Theo, dem jüngeren Sohn von Emma, werden dem Leser präsentiert. Für Theo ist es nicht leicht, einen Bruder mit dem Asperger-Syndrom zu haben. Er wird aufgrund dessen etwas vernachlässigt, da Jacob die meiste Aufmerksamkeit und Zuwendung von seiner Mutter bekommt. Theo muss sich den Routinen und Vereinbarungen anpassen. Deshalb flüchtet er sich manchmal in die Welt der Kriminalität. Theo bricht des Öfteren in andere Häuser ein, stielt dort oder hält sich an diesen Orten einfach nur für kurze Zeit auf, um aus dem Alltagstrott von seinem zu Hause zu entfliehen. Doch das ist sein großes Geheimnis.

Oliver, der unerfahrene Rechtsanwalt, wird im Laufe des Buches immer bedeutsamer für den Handlungsprozess. Er betritt zum ersten Mal das Strafgericht und muss sich daher erst in diese Materie eingewöhnen. Dennoch zeigt er ein souveränes Auftreten und mit der Zeit findet er immer größeren Gefallen an der Mutter seines Mandanten, Emma.

Eine Nebenrolle spielen Mark Maguire, der Freund der toten Jess Ogilvy, sowie Rich Matson, dem verbitterten Polizeiermittler. Des Weiteren treten im Gerichtssaal mehrere Psychologen und Therapeuten auf, die ihr Wissen bezüglich des Asperger-Syndroms preisgeben. Die Staatsanwälte, Geschworenen und Richter nehmen weitere Nebenrollen des Romans ein. Im letzten Drittel des Buches tritt Henry, der ehemalige Ehemann von Emma, ins Geschehen mit ein.


Aufmachung des Buches
„In den Augen der Anderen“ ist als broschiertes Buch erschienen. Auf dem Cover ist ein zunächst dunkler Himmel zu sehen, der jedoch nach hinten hin immer heller wird. Im Vordergrund ist eine Frau mit dunkelbraunen Locken abgebildet. Der Blick ist nach vorn gerichtet, in eine bessere Zukunft, wie es scheint.


Fazit
Ein erstklassiger, äußerst empfehlenswerter Roman, der den Leser über das Krankheitsbild des Autismus' aufklärt und zeigt, wie schwer es für solche Menschen ist, sich vor Gericht zu verantworten. Die vielen Darsteller, die im Buch vorkommen, machen es lebendig, zeigen verschiedene Meinungen auf und schaffen somit einen höchst spannenden Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte.


5 Sterne


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