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Stefanie Taschinski 2013 1


Stefanie Taschinski hat mir im letzten Jahr einige Fragen zu ihrer Kinderbuchreihe "Die kleine Dame" beantwortet, allerdings hat mich ihre POPkörner-Reihe für eine etwas ältere Lesergruppe neugierig gemacht. Die diesjährige Buchmesse bot eine gute Gelegenheit, Frau Taschinski nun zu dieser Reihe zu befragen. "Die kleine Dame" haben wir aber dennoch nicht außen vor gelassen ...


Hallo Frau Taschinski. Vor genau einem Jahr in Leipzig haben Sie mir Ihre neue Reihe "Die POPkörner" vorgestellt. Inzwischen habe ich beide bisher erschienenen Bände gelesen und bin begeistert. Würden Sie in eigenen Worten schildern, was Ihre Leser bei den POPkörnern erwartet?

Es geht um vier Mädchen, die im ersten Band "Ein Stern für Lou" noch keine Freundinnen sind und erst über die Musik zusammen finden. Im zweiten Band muss sich diese Freundschaft bewähren, weil nämlich die Motte, um die es vor allen Dingen geht, die also im Vordergrund des zweiten Bandes steht, in eine wirklich schwierige Situation kommt und nicht weiß, wie sie damit umgehen soll. Es geht um ihre Familie, um ihre Mutter – ich will natürlich nicht zu viel verraten – und sie braucht einfach ganz doll die Unterstützung ihrer Freundinnen.


Mit dieser neuen Reihe sprechen Sie ein etwas älteres Publikum an, als mit der kleinen Dame. Wachsen Ihre Geschichten gemeinsam mit Ihren Kindern?

Ein Stück weit wachsen sie natürlich mit. Ich habe eine Tochter im Alter für die kleine Dame – die ist erst acht –, die Große wird jetzt schon 13, ist also bald aus den POPkörnern raus gewachsen. Es macht einfach Spaß, für verschiedene Altersgruppen zu schreiben, und ich möchte auf jeden Fall auch wieder etwas für die Altersgruppe "Kleine Dame" schreiben – wobei ich ja verraten kann: es kommt noch eine kleine Dame. Aber eine kleine "Kleine Dame" zu Weihnachten, eine besonders schöne.
Aber auch für die Älteren zu schreiben hat seinen Reiz. Man kann einfach andere Fragen ansprechen. Ich merke an den Reaktionen der Mädchen, dass sie das auch erreicht, und das ist sehr, sehr schön.


Lous und Mottes Grandmère spricht gerne Französisch. Was verbindet Sie mit dieser Sprache?

Ich habe eine Zeit lang in Frankreich gelebt und liebe die Sprache einfach immer noch. Und als die Figuren entstanden, war irgendwie direkt klar, dass die Grandmère– als ehemalige Französisch-Lehrerin – immer noch diesen Stil hat. Ich sehe die auch so vor mir: eine elegante Frau.


Ein anderes Thema ist die Musik. Sind Sie selbst musikalisch?

Ich singe. Im Studium habe ich auch mal Saxophon gespielt und ein bisschen auf dem Klavier rumgeklimpert, aber nicht so viel. Meine Leidenschaft gehört dem Chor – ich singe in einem großen Chor – und finde es ganz wunderbar, wie wir zusammen singen. Darum kann ich mich in die Mädels auch so gut reinversetzen, wie eben aus verschiedenen Stimmen etwas Gemeinsames wird. Ich habe – als der Song für den ersten und zweiten Band produziert wurde – Kontakt zu diesen Mädchen gehabt, war im Studio – und es war großartig, das mitzubekommen! Wie die das gesungen haben, wie die in den Song reingekommen sind ... Musik bedeutet mir viel.


Fällt es Ihnen leicht, sich mal eben einen Songtext für ein Buch aus dem Ärmel zu schütteln?

Ich komme ursprünglich vom Theater und mein allererstes Werk, das veröffentlicht wurde, war ein Musik-Theaterstück. Da habe ich die ersten Songtexte geschrieben und darum mag ich das sehr, sehr gerne. Ja, es fällt mir relativ leicht, Songtexte zu schreiben.
Die Musik dazu hat Dirk Uka geschrieben, ein Komponist und Freund von mir, und das fügt sich wunderbar zusammen. Wir sind auch am Überlegen, ob wir nicht völlig unabhängig vom Buchprojekt was zusammen machen, weil das so viel Spaß gemacht hat.


In "Ein Stern für Lou" muss Lou ihre gewohnte Umgebung verlassen, als sie mit ihrer Familie von Kanada nach Deutschland zieht. Freunde, Schule – alles lässt sie zurück. Ein Thema, das sicherlich schon viele Kinder getroffen und auch belastet hat. Sprechen Sie hier aus eigener Erfahrung?

Nein. Meine Familie war sehr, sehr sesshaft, da habe ich Glück gehabt. Ich bin tatsächlich Hamburgerin und meine Eltern sind auch immer mit uns da geblieben. Trotzdem kann ich mich da sehr gut reinversetzen. Eine meiner besten Freundinnen ist in der sechsten Klasse weggezogen, ich habe damals also eine sehr gute Freundin verloren und kenne das dadurch andersherum.


Insbesondere in "Ein Feuerwerk für Motte" wird deutlich, dass es nicht immer eine heile Welt gibt. Halten Sie es für wichtig, Ihre jungen Leser mit den Problemen des Lebens zu konfrontieren?

Ich glaube, dass die Lesergruppe von den POPkörnern – wir sagen so ab 10, 11 Jahren – schon sehr viel wahrnimmt und in vielen Familien ist es ja leider so, dass solche Fragen gestellt werden, dass sich ein Elternteil neu verliebt, dass es vielleicht auch Dinge gibt, die Kinder sehr belasten. Mir war es wichtig, eine Geschichte zu schreiben, in der das aufgenommen, aber eben auch durch die Freundschaft aufgefangen wird. Dass Motte damit nicht alleine ist.


Ist es Ihnen wichtig, mit Ihren Geschichten auch Werte zu vermitteln?

Bestimmt. [lacht] Ja, ich glaube schon. Grandmère ist da in diesem Buch ganz weit vorne. Egal was passiert, Familie sollte zusammen halten – auch wenn so etwas passiert, dass sich die Mutter neu verliebt, ist es besser, kein Geheimnis daraus zu machen, weil es für ein Kind eine zu große Belastung ist – und das auch wirklich zu einem Unglück führen könnte. Das möchte ich schon andeuten.
In der kleinen Dame geht es ja auch um Familie. Ich glaube, Familie ist sowieso ein ganz wichtiges Thema für mich. Familie, Freundschaft ...


Motte fragt sich, ob es an ihr liegt, dass ihre Mutter einen neuen Freund hat. Wie versetzen Sie sich in solch eine Situation hinein? Woher wissen Sie, wie sich ein Kind fühlt?

Als Autorin versetze ich mich natürlich ständig in meine Figuren rein, zum Teil schöpfe ich auch aus Erfahrungen. Auch in meiner Herkunftsfamilie war nicht alles nur schön, ich habe aber zum Glück erlebt, dass sich meine Eltern wieder zusammen gerauft haben, was ich als ganz, ganz positiv erlebt habe – was ich manchmal aber in meiner Umgebung vermisse. Ich glaube, einige geben zu schnell auf.
Und ich bekomme das auch als Feedback von Kindern, dass sie sagen: "Warum ist jetzt alles vorbei?" Die können das gar nicht verstehen. Auch wenn wir im Zeitalter von Patchwork leben – das ist auch in Ordnung, das will ich gar nicht kritisieren –, ist nicht alles einfach und toll.


Als Kind fragt man sich bestimmt auch, ob man selbst zu anstrengend war und Mama deshalb weggeht ...

Gerade Motte hat schon im ersten Band so viele Kabbeleien mit ihrer Mutter ... Aber darum ist es so wichtig, dann zu sagen – wie Grandmère es auch tut –, dass die Kinder da überhaupt keine Verantwortung für haben, sondern die Erwachsenen.


Steht fest, aus wie vielen Bänden die Serie bestehen wird?

Es werden vier Bände insgesamt und ich kann auch schon verraten, dass es im dritten Band um Billy gehen wird. Ich weiß gar nicht, ob ich schon mehr sagen darf ... Doch, ich erzähle das jetzt einfach. [lacht] Wie gesagt, im dritten Band steht Billy im Vordergrund. Die vier Mädchen haben alle am 6. März Geburtstag und darum wird es dann auch gehen. Es wird eine ganz große Party geben und natürlich ist Billy diejenige, die das Party-Queen-mäßig organisiert. Billy kommt ja aus einem Pastoren-Haushalt und ist gleichzeitig der Freak in der ganzen Gruppe, und aus dem Kontrast ganz viel Humor zu schöpfen, da freue ich mich jetzt schon drauf.


Geschrieben ist der dritte Band also noch nicht?

Ich fange jetzt sozusagen direkt nach der Messe mit dem eigentlichen Schreiben an. Geplant ist der dritte Band aber schon. Ich weiß genau, was passiert, aber ich muss es jetzt noch schreiben. Der kommt voraussichtlich im nächsten Jahr raus.


Gerade eben haben Sie hier auf der Messe aus Ihrem neuesten Buch "Die POPkörner. Ein Feuerwerk für Motte" gelesen. Wie wichtig ist Ihnen dieser direkte Kontakt zu Ihren Lesern?

Oh, der ist ganz wichtig! Ich genieße es sehr zu lesen, ich war letztes Jahr viel auf Lesereise und dieses Jahr hoffentlich auch wieder. Mitzubekommen, an welchen Stellen die Kinder mitgehen, wo sie Fragen stellen ... Hier auf der Messe trauten sie sich nicht, viele Fragen zu stellen, aber die kamen nachher zum Signieren und das war ganz berührend. Zuhause sitze ich allein an meinem Schreibtisch und hier bin ich dann in Kontakt. Mir ist es auch ganz, ganz wichtig zu merken, dass ich die Kinder wirklich erreiche.


Arbeiten Sie neben den POPkörnern noch an weiteren Büchern? Oder konzentrieren Sie sich jetzt erst mal auf die vier Mädels?

Ich habe ja Anfang des Jahres noch eine kleine Dame geschrieben und werde im zweiten Halbjahr höchstwahrscheinlich auch noch ein anderes Projekt beginnen, über das ich aber noch nichts verraten kann.


Allein schon aus eigenem Interesse muss ich nun noch mal auf die kleine Dame zu sprechen kommen, denn ich freue mich sehr, dass es einen weiteren Band geben wird. Sie können auch nicht so ganz von ihr lassen?

Naja, es war eigentlich nur so ein kleiner Mini-Band geplant und dann hat das so eine Eigendynamik entwickelt. Ich habe angefangen zu schreiben und die Geschichte war dann viel zu groß für dieses Mini-Format. Es ist zwar jetzt eine dünnere Dame, aber es wird eine richtige Dame, auch wieder mit den schönen Bildern von Nina Dulleck. Eine Weihnachts-Dame. Und ich freue mich schon wahnsinnig auf das Buch! [lacht] Das wird, glaube ich, ganz, ganz toll.


Steht schon fest, wann das Buch erscheint? Wahrscheinlich September, Oktober rum?

Ich glaube, die Weihnachtsbücher eher im Oktober, die kommen nicht ganz so früh raus. Aber ich denke, im Oktober wird es dann da sein. Und es gibt, meine ich, auch ein Hörbuch dazu.


Welche Bücher haben Sie selbst als Kind gerne gelesen?

Ich habe sehr gerne die Bücher von Astrid Lindgren gelesen, "Ronja Räubertochter" war eines meiner Lieblingsbücher. Ich liebe "Krabat" von Ottfried Preußler immer noch und lese dieses Buch sehr viel. Dann habe ich natürlich auch "Momo" gelesen, Michael Ende war immer ganz weit vorne, auch "Die unendliche Geschichte". Das sind sowieso Geschichten, die ich toll finde: in denen die Geschichte in der Geschichte ist. Sowas möchte ich auch gerne mal machen. [lacht] Ich finde das faszinierend und es ist auch immer wieder ein Thema in Büchern.
Was habe ich noch gelesen? Ich habe auch gerne "Fünf Freunde" gelesen, die fand ich auch spannend.


Und wie ist das jetzt? Sie schreiben Kinderbücher, lesen Sie diese auch noch gerne oder eher zwangsläufig, weil Sie selbst Kinder haben?

Stefanie Taschinski 2013 2Nein, gar nicht zwangsläufig. Ich bin von vielen Büchern wirklich begeistert. Ich lese auch viele Jugendbücher, zum Beispiel kürzlich von John Green "Das Schicksal ist ein mieser Verräter". Meine große Tochter wollte das lesen und ich kannte nur das Thema und dachte "Das muss ich dann auch lesen, damit wir darüber sprechen können." Und ich habe ganz viel gelacht und ganz viel geweint und war so glücklich über dieses Buch. Jetzt lese ich gerade "MÉTO". Es macht mich innerlich ganz satt, auch Kinder- und Jugendbücher zu lesen. Also gar nicht zwangsläufig, das ist eine Leidenschaft.


Ich danke Ihnen ganz, ganz herzlich für das Interview, liebe Frau Taschinski, und wünsche noch viel Spaß auf der Leipziger Buchmesse.

Vielen Dank!

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