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Julia Boehme 1


Julia Boehme ist vielen Eltern und Kindern sicherlich ein Begriff, denn sie hat bereits zahlreiche Bücher für unterschiedliche Altersklassen verfasst. Zuletzt ist "Tafiti und die Reise ans Ende der Welt" im Loewe-Verlag erschienen, dessen Hauptfigur ein Erdmännchen ist. Ich habe die Leipziger Buchmesse genutzt, der Autorin am 16.03.2013 einige Fragen zu diesem Projekt zu stellen.


Frau Boehme, Sie kommen gerade von einer Lesung aus Ihrem neuen Buch "Tafiti und die Reise ans Ende der Welt". Sind Sie vor solchen Veranstaltungen nervös oder ist das vielmehr Routine?

Ich bin immer noch ein bisschen nervös.


Was reizt Sie an diesem direkten Kontakt mit Ihren Lesern?

Es ist toll als Autor zu sehen, wie die Kinder reagieren, ob sie beispielsweise an den richtigen Stellen lachen. Es ist einfach schön, wenn man merkt, dass die Kinder mitgehen, staunend zuschauen und gespannt sind, was passiert. Dann denkt man, dass man es richtig gemacht hat. [lacht]


Schon als Kind wollten Sie Schriftstellerin werden, haben diesen Traum jedoch zwischenzeitlich aus den Augen verloren. Wie sind Sie dann doch wieder auf das Schreiben gekommen?

Gute Frage. Ich glaube, das war die magische 30, die ich dann wurde. [lacht]
Ich habe bei einer Kinderfilmproduktion gearbeitet und dort viele Drehbücher redigiert und habe mir gedacht, dass ich eigentlich auf der falschen Seite sitze. Ich wollte viel lieber selber schreiben, statt nur zu redigieren, und habe mir gedacht "Man lebt nur einmal und muss es jetzt einfach ausprobieren."


Warum ausgerechnet Kinderbücher?

Weil es am meisten Spaß macht. Das sind die nettesten Leser. Man hat mehr Möglichkeiten, man darf ein Happy End schreiben – und es macht mir einfach am meisten Spaß.


Was macht Ihrer Meinung nach ein gutes Kinderbuch aus?

Das jetzt so auf die Schnelle zu sagen ist schwierig. [kurze Pause] Es muss erst mal Spaß machen und eben so gut sein, dass das Kind bereit ist, in die Welt, die das Kinderbuch eröffnet, hinein zu gehen. Ich denke, ein gutes Kinderbuch ist es dann, wenn ein Kind es sich gerne anguckt oder gerne vorgelesen bekommt bzw. gerne selber liest.


Ist es Ihnen wichtig, mit Ihren Geschichten auch Werte zu vermitteln?

Ich bin keine Pädagogin und finde es ganz furchtbar, wenn man Büchern anmerkt, dass sie mit erhobenem Zeigefinger geschrieben sind. Aber ich denke, wenn ich meine Figuren erfinde oder diese was erleben lasse, sollen die sich immer so verhalten, dass sie sympathisch und auch ein Vorbild sind. Ich versuche mit meinen Figuren oft, den Kindern auch Mut zu machen. Zum Beispiel bei "Tafiti": seinen eigenen Wünschen zu folgen und sich nicht irritieren zu lassen von dem, was man tut oder eben nicht tut, dabei aber offen zu bleiben für andere. Tafiti zeigt ja, dass man letztendlich nur mit Freunden überleben bzw. gut leben kann.


Sie haben gerade "Tafiti" angesprochen. Verraten Sie uns doch, worum es in diesem Buch genau geht. Was erwartet Ihre Leser?

Sie erwartet die Reise ans Ende der Welt. [lacht]
Tafiti ist anders als andere Erdmännchen, die lieber zurückgezogen in ihrer Höhle leben und sich dort sicher fühlen. Tafiti möchte die Welt erkunden oder wenigstens wissen, was hinter dem großen Hügel ist. Deswegen macht er sich auf und lässt sich nicht davon abhalten. Er ist aber auch ganz vorsichtig auf seinem Weg, erlebt viele Abenteuer, gewinnt einen Freund und sieht schließlich wirklich, was auf der anderen Seite ist.


Wie kommen Sie auf ein Erdmännchen? Das ist nicht unbedingt die typische Kinderbuchfigur ...

Das stimmt und war auch gar nicht meine Idee. [lacht] Damit bin ich überfallen worden. Die ehemalige Redaktionsleiterin wollte unbedingt ein Erdmännchen-Buch haben und hatte Frau Ginsbach [die Illustratorin; Anm. der Redaktion] auch schon ganz viele Erdmännchen zeichnen lassen und mir diese in den Urlaub geschickt. Sie wusste, dass sie mich mit so tollen Bildern bestechen kann, obwohl ich eigentlich gar keine Zeit hatte. Als ich die Erdmännchen gesehen habe, wollte ich das Buch dann auch unbedingt schreiben ...


Bei dem Buch waren also die Bilder zuerst da und dann kam die Geschichte?

Nein, nicht die Bilder, aber die Erdmännchen-Figur. Die Geschichte, die Freunde und alles andere kam später und das Buch wurde dann neu illustriert.


Tafiti ist ein sehr schöner Name. Hat dieser eine bestimmte Bedeutung?

Das ist aus dem Afrikanischen, ich glaube Suaheli, und heißt "Wissenssucher" – und ich finde, das passt gut zu Tafiti.


Das passt auf jeden Fall zu einem so neugierigen Erdmännchen. Wird es denn auch weitere Abenteuer mit ihm geben?

Ja, das nächste ist auch schon geschrieben und kommt im Herbst heraus.


Sie hatten es bereits angesprochen: Julia Ginsbach hat die grafische Ausgestaltung des Buches übernommen. Eigentlich wollte ich fragen, ob Sie ein Mitspracherecht bei den Illustrationen hatten, nun war das Erdmännchen aber schon vorher da. Gefällt Ihnen die Umsetzung denn gut oder hatten Sie sogar Einfluss auf die endgültige Ausgestaltung?

Ich bin ganz begeistert! Mit Julia Ginsbach habe ich schon einige Bücher quasi gemeinsam gemacht, aber ich sehe die Bilder eigentlich erst, wenn sie fertig sind. Wenn ich das Buch kurz vor dem Druck noch mal auf Fehler durchlese, sehe ich zum ersten Mal die Bilder und bin immer ganz gespannt, aber auch jedes Mal ganz begeistert.

Julia Boehme 2
Nun kann man Tafitis Abenteuer nicht nur lesen, sondern auch hören. Haben Sie das Hörbuch schon in Händen gehabt?

Ja, ich habe es auch schon gehört und finde das ganz aufregend. Das Hörbuch wurde von Christoph Maria Herbst eingesprochen und der ist – das muss ich so sagen – ein Stimmkünstler und hat die unterschiedlichsten Stimmen für die einzelnen Figuren. Mir gefällt auch gut, dass er sehr lautmalerisch spricht. Eindrücklich war "Die Tür quiiiiiiiiietscht!" [lacht] – und es macht großen Spaß, das zu hören.


Konnten Sie sich den Sprecher aussuchen?

Nein, das ist alles Überraschung für mich. Und es sind immer positive Überraschungen, von daher brauche ich mich dann nur noch zu freuen.


Arbeiten Sie aktuell schon an einem neuen Buch? Tafiti Band 2 ist ja schon fertig ...

Ich schreibe immer wieder neue Bücher. [lacht]


Auf was können sich Ihre Leser – außer Tafiti – demnächst freuen?

Ich schreibe für die Grundschulkinder noch die Conni-Reihe, da habe ich jetzt gerade ein neues Buch geschrieben. Für den Loewe-Verlag schreibe ich noch eine kleine Pferde-Esel-Reihe – "Leo & Lolli" –, wo nicht nur die Pferde, sondern eben auch ein ganz süßer Esel im Mittelpunkt stehen, was mir sehr viel Spaß macht. Dann schreibe ich auch manchmal – und sehr gerne – Bilderbücher, zum Beispiel über das "Muffelmonster" im Arena-Verlag.


Zum Abschluss eine Frage: Welche Bücher haben Sie selbst als Kind gerne gelesen?

Ich habe mir gerne Bücher angeguckt, die ganz viele Bilder hatten, wo ich mir selber etwas zu den Bildern ausdenken und in diese Bilder abtauchen konnte, um selbst in diese Welt zu gehen. Von den Büchern, die man liest, ist mein Lieblingsbuch von Astrid Lindgren "Mio, mein Mio". Das war für mich das allerschönste Buch.


Ich danke Ihnen ganz herzlich, dass Sie sich trotz Messetrubel ein paar Minuten Zeit für das Interview genommen haben und wünsche Ihnen hier noch viel Spaß!

Dankeschön!

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