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Julie verliebt sich in ein Namensschild – und eine kleine Stadt in Frankreich steht Kopf!

Julie Tournelle hat schon viele verrückte Dinge in ihrem Leben getan. Doch als sie sich in das Namensschild ihres neuen Nachbarn verliebt, wirft sie endgültig jede Vernunft über Bord. Tagelang bezieht sie Posten hinter dem Türspion, um einen Blick auf den Unbekannten zu erhaschen. Dumm nur, dass er gerade dann auftaucht, als ihre Hand in seinem Briefkasten festklemmt. Doch Ricardo Patatras befreit sie nicht nur aus der misslichen Lage, sondern lädt sie sogar zum gemeinsamen Joggen ein. Julie weiß, sie sollte zugeben, dass sie nur in Notfällen läuft – wenn es brennt, zum Beispiel –, statt zu behaupten, sie sei begeisterte Langstreckenläuferin. Aber eigentlich ist doch in der Liebe alles erlaubt, oder?

 

Julie weiss wo die Liebe wohnt 

Originaltitel: Demain j'arrête
Autor: Gilles Legardinier
Übersetzer: Karin Ehrhardt
Verlag: Goldmann
Erschienen: 20. Mai 2013
ISBN: 978-3-442-47900-9
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Julie besucht die Scheidungsparty eines Freundes und je länger der Abend, je ausgelassener die Stimmung. Und als jede Menge Geschichten über Missgeschicke die Runde machen, kommt Julie ins Grübeln und denkt selbst über ihren dümmsten Fehler nach. Und da muss sie nicht lange suchen – obwohl schon so manche Peinlichkeit passiert ist – und sie erzählt dem Leser die dämlichste Sache, die sie sich im Leben bisher geleistet hat. Wie sie nämlich der neue Nachbar überrascht hat, als sie mit ihren Fingern in seinem Briefkasten steckengeblieben ist, nachdem sie tagelang kaum gegessen oder geschlafen hat, um ja nicht zu verpassen, ihn im Gang durch den Türspion zu Gesicht zu bekommen. Sie ist von seiner Schönheit und seinem Charme so bezaubert, dass sie ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt und eine Peinlichkeit jagt die nächste ...

Ich habe wirklich selten so gelacht! Julie ist eine liebenswerte, etwas chaotische Person, die man einfach ins Herz schließen muss.


Stil und Sprache
Julie erzählt aus ihrer Sicht die Geschichte, die sich größtenteils in der Vergangenheit abgespielt hat. Eigentlich mag ich diesen Erzählstil nicht besonders, doch schon nach wenigen Seiten vergisst man solche Kleinigkeiten völlig, weil man sich so gut amüsiert. Sehr humorvoll und unbeschönigt erzählt uns die Protagonistin, wie sie zuerst der Name des neuen Mieters und danach der Mann selbst mit voller Wucht aus der Bahn geworfen hat. Man kann förmlich spüren, wie die Hormone auf Hochtouren durch ihren Organismus jagen. So trifft sie teilweise voreilige, dumme Entscheidungen – oder gerade zufällig die passenden – und bekommt dabei ihr Leben erst richtig in den Griff. Die Missgeschicke, die ihr dabei unterlaufen, und die Reaktionen darauf sind manchmal zum Schreien komisch. Trotzdem ist es glaubhaft ausgearbeitet, ich denke, jeder von uns kennt so ein verrücktes Huhn, das in fast jede Fallgrube stolpern muss.

Freundschaften sind ein großes Thema und ein wichtiger Bestandteil von Julies Leben. Julie lebt in einer kleinen Stadt, wo jeder jeden kennt. Diese Atmosphäre wird mit vielen Kleinigkeiten perfekt transportiert. Vor allem die Gespräche in der Bäckerei und die ewigen Kabbeleien ihrer Chefin mit dem Geschäftsführer des Nachbarbetriebes haben mir dabei besonders gut gefallen. Sehr rührend sind auch einige Szenen mit der todkranken Nachbarin, die gefühlvoll und mit Herzschmerz geschrieben sind. Demgegenüber lockern die frechen Gedanken von Julie die Geschichte auf, denn meistens sagt sie nicht ganz so offen, was sie denkt, und die Gedanken oder Wünsche sind dann in Kursivschrift eingefügt. Dadurch ist Julie für den Leser wie ein offenes Buch. Von Ric dagegen weiß man nur wenig und Einzelheiten zur Vergangenheit oder der geplanten Zukunft werden nur langsam offenbart.

76 Kapitel führen den Leser durch die Geschichte. Das erste Kapitel beginnt in der Gegenwart, wo Julie die Scheidungsparty besucht. Danach folgt die Erzählung der vergangenen Ereignisse, bis wir im 68. Kapitel – immer noch auf der Party – wieder in der Gegenwart angelangt sind. Julie ist sich überhaupt nicht sicher, was Ric für sie empfindet. Sie spürt, dass Ric etwas zu verheimlichen hat. Das weckt auch die Neugier des Lesers und es wird zunehmend spannender, der Auflösung des Rätsels näher zu kommen. Dass Julie da nicht ruhig abwarten kann, versteht sich von selbst. Und wenn Julie sich direkt an den Leser wendet und da steht: „Ich weiß, was ihr sagen wollt: Sie ist komplett gaga. Ihr habt ja recht" (Seite 343), weiß man, dass sich eine neue Katastrophe anbahnt. Die Frage, in welchen Schlamassel Julie sich bringt und was Rics Geheimnis ist, lässt einen das Buch kaum mehr aus den Händen legen. Ich habe mich selten so beherrschen müssen, um nicht das Ende vorweg zu lesen. Und auch da wird man nicht enttäuscht, denn dieses ist überraschend und gut gelungen.


Figuren
Julie ist ein herzensguter Mensch, der seinen Platz im Leben einfach noch nicht richtig gefunden hat. Für ihren letzten Freund, der sie völlig ausnutzte, hat sie ihr Studium an den Nagel gehängt, um finanziell besser über die Runde zu kommen. Ihre Arbeit in der Bank verabscheut Julie jedoch, weil sie einfach nicht in der Lage ist, Leuten Finanzprodukte und Versicherungen aufzuschwatzen, die sie gar nicht brauchen. Als sie Ric kennen lernt, wirft sie das völlig aus dem lethargischen Alltag. Impulsiv, wie Julie nun mal ist, beschließt sie, ihr Leben völlig umzukrempeln und in der Bäckerei zu arbeiten.

Ricardo Patatras, kurz Ric, ist fast zu gut, um wahr zu sein. Nett, aufmerksam und vom Aussehen her für Julie eine Wucht. Doch er schickt immer wieder unklare Signale. Mal lädt er Julie zum Essen oder zu einem Konzert ein, dann verschwindet er wieder tagelang ohne einen Grund zu nennen. Er ist Computerspezialist und rennt als Hobby täglich weite Strecken. Über seine Vergangenheit und seine Familie spricht er gar nicht gern, weicht jedes Mal aus, wenn die Rede darauf kommt. Erst als er krank im Bett liegt und Julie ihn pflegt, kommt sie beim Schnüffeln seinen Motiven scheinbar auf die Spur.

Julie hat viele Freunde, weil sie in dieser Stadt aufgewachsen ist. Da ist zum Beispiel die Frauenclique – alles Singlefrauen – die sich regelmäßig trifft, um über ihre Eroberungen und Enttäuschungen zu sprechen. Und Xavier, ein Nachbar, mit dem Julie bereits seit dem Kindergarten befreundet ist und der ihr schon oft aus der Klemme geholfen hat. Dann natürlich Sophie, ihre beste Freundin, die mit Julie zusammen studiert hat und nun auch um die Ecke wohnt. Oder auch ihre neue Chefin, Madame Bergerot, um nur einige zu nennen. Es sind sehr viele Nebenfiguren, jedoch alle mit differenzierten Charaktereigenschaften ausgearbeitet. Und wenn jemand ein Problem hat und die anderen um Hilfe bittet, kommen alle, sollte das Unterfangen auch noch so verrückt sein. Diese Verbundenheit, die Freundschaft und das Vertrauen sind sehr gut spürbar.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches ist mir nicht gleich ins Auge gestochen und passt erst auf den zweiten Blick zur Geschichte. Die beiden Innenseiten des Einbandes sind knallig grün mit je einem humorvollen Spruch mit Weisheiten, die wir auch im Buch wiederfinden. Auf den letzten sechs Seiten des Buches wendet sich der Autor direkt an die Leser, was mich zu der verblüffenden Erkenntnis brachte, wie wohl die Figur von Julie entstanden ist.


Fazit
Eine sehr lustige Liebesgeschichte mit einer überzeugenden und sympathischen Protagonistin, angesiedelt in einer kleinen Stadt, wo Freundschaft noch groß geschrieben wird. Einmal angefangen, ist das Buch kaum mehr aus der Hand zu legen!


4 5 Sterne


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