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Kategorie: Thriller

Ein Toter in einer Jagdhütte in den Smoky Mountains. Die Leiche ist bis zur Unkenntlichkeit zersetzt. Sein alter Mentor Tom Lieberman bittet David Hunter um Unterstützung. Die Hinweise, die die beiden Experten für forensische Anthropologie finden, sind widersprüchlich. Jemand will David in die Irre führen, jemand, der viel näher ist, als David glaubt ...

 

  Autor: Simon Beckett
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 01/2009
ISBN: 978-3-8052-0866-6
Seitenzahl: 414 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Bei seinem letzten Einsatz ist der forensische Anthropologe David Hunter nur knapp dem Tod entronnen („Kalte Asche“). Von einer vollständigen Genesung ist er weit entfernt, quält ihn die Frage, ob er seinem Beruf noch gewachsen ist. Zunächst sagt David alle neuen Aufträge ab, dennoch kommt er nicht zur Ruhe. Er beschließt, einen Forschungsaufenthalt auf der „Body Farm“ in Tennessee einzulegen – einer bekannten Akademie für forensische Anthropologie, an der er vor vielen Jahren sein Handwerk erlernt hat. Dort trifft er seinen Mentor Tom Lieberman wieder. Tom bittet ihn, ihm bei einem schwierigen Fall zu helfen. Das Opfer wurde gefoltert, die Leiche ist bis zur Unkenntlichkeit zersetzt - weit stärker, als es der Fall sein dürfte. Am Tatort finden sich Fingerabdrücke, der Täter scheint festzustehen. Doch schon bald stellt sich heraus, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick aussieht.


Stil und Sprache
Das Buch beginnt genau so, wie man sich als Thrillerleser einen Einstieg wünscht. Auf Seite 3 erwartet uns schon die erste Leiche und es bleibt nicht bei der Einen. Doch was auf den ersten Blick wie ein Kapitalverbrechen aussieht, ist auf den zweiten Blick doch ganz anders.
Dr. David Hunter befindet sich fern der Heimat in Tennessee auf einer „Body Farm“. Dort liegen auf einem abgeschirmten Gelände menschliche Leichen in verschiedenen Stadien der Verwesung und ermöglichen so intensive Studien zu Verfall und Verwesung menschlicher Körper. Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte hier das Buch zuklappen. Becketts Sprache ist einfach und schnörkellos. Dadurch wirken die Dinge, die er beschreibt, oft noch heftiger. In einer klaren, verständlichen Sprache beschreibt er den Zustand der Leichen, die Abläufe bei Autopsien und die verschiedenen Maden, die sich in diversen Körperöffnungen einnisten. Manches muss man als Leser gar nicht so ausführlich wissen.
In kurzen Rückblenden wird die Vergangenheit von David erläutert. Der Leser erfährt gerade so viel wie nötig ist, um der Geschichte folgen zu können. Wer mit diesem Band Dr. David Hunter kennen lernt, bekomm sicher Lust, auch die beiden vorherigen Bände („Chemie des Todes“, „Kalte Asche“) zu lesen.
Dem Autor gelingt es vorzüglich, den Leser auf falsche Fährten zu locken. Das erhöht ungemein die Spannung. Natürlich gibt es auch wieder den für Simon Beckett typischen Überraschungseffekt zum Schluss, wenn eigentlich schon alles klar ist.
Simon Beckett lässt seinen Protagonisten Hunter die Geschichte aus seiner Sicht erzählen. So erhält der Leser genaue Einblicke in Davids Tun und Denken. In einem 2. Erzählstrang spricht der Täter den Leser direkt an. Diese Einschübe erhöhen nochmals die Spannung und machen die Motive des Täters, wenn auch nicht begreifbar, aber zumindest nachvollziehbar.


Figuren
Dr. David Hunter ist zurück. Er ist noch einmal mit dem Leben davon gekommen. Auch wenn die körperlichen Verletzungen so langsam verheilen, an den psychischen Folgen hat er noch lange zu knacken. Er hat das Vertrauen in sich und seine Arbeit verloren. Diese Selbstzweifel stellt der Autor überzeugend dar. David ist hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, seinem Mentor Tom Lieberman zu helfen und dem Gedanken, der ganzen forensische Anthropologie endgültig den Rücken zu kehren. Das macht er natürlich letztendlich nicht, soviel darf hier verraten werden.

Die weiteren Charaktere wirken sehr klischeehaft. Es gibt den über jeden Zweifel erhabenen Mentor Tom Lieberman, einen grummelnden Special Agent, der über den Briten, der jetzt mitmischen soll, nicht wirklich glücklich ist, samt tougher Kollegin. Nicht vergessen werden sollten der arrogante Profiler und ein seltsam anmutender Friedhofbesitzer. Diese Figuren wirken allesamt ein wenig platt. Über ihre Gedanken und Motivationen erfahren wir so gut wie nichts, da der Autor ja Hunter die Geschichte aus seiner Sicht erzählen lässt.

Ganz anders wirkt der Täter. Er spricht den Leser direkt an und gibt so genaue Einblicke in seine Denkweise. Er ist jetzt nicht wirklich ein Sympathieträger, wirkt aber trotzdem glaubwürdig und dreidimensional.


Aufmachung des Buches
Wie die beiden bisher erschienen Bände, hat auch dieses Buch ein Cover, das sofort an Tod denken lässt: auf weißem Grund ist ein großes schwarzes Kreuz abgebildet. In dem Querbalken stehen der Titel und der Name des Autors. Damit ist alles gesagt. Jedem Betrachter ist klar, dass dieses Buch mit dem Tod zu tun hat. So aussagekräftig sollte ein Cover sein.
Auf der Rückseite ist eine kurze Inhaltsangabe des Buches und eine Pressestimme zu „Kalte Asche“. Die ausführlichere Zusammenfassung ist auf der vorderen Umschlaginnenseite, während hinten ein Foto von Simon Beckett und eine kurze Biographie zu finden sind.

Das Buch ist in 24 Kapitel und einen Epilog eingeteilt.

Die gelungene Aufmachung rundet ein schwarzes Lesebändchen ab. Ich verlege meine Lesezeichen immer gerne mal und bin daher für ein Lesebändchen immer sehr dankbar.


Fazit
„Leichenblässe“ ist die gelungene Fortsetzung der Dr. David Hunter-Reihe. Wer überraschende Wendungen und den Knalleffekt am Schluss liebt, wird mit diesem Buch auf seine Kosten kommen. Voraussetzung dafür ist allerdings ein relativ unempfindlicher Magen.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Chemie des Todes
Band 2: Kalte Asche