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Kategorie: Interviews mit Autoren

Marie Lucas klein

Marie Lucas' Jugendbuch „Zwischen ewig und jetzt“ ist im März 2013 beim Fischer Verlag erschienen und ist eine sehr gelungene Mischung aus gruseligen Geistern, der spannenden Suche nach der Wahrheit und einer komplizierten Liebesgeschichte. Während sie bereits am nächsten Roman arbeitet, nahm sie sich die Zeit, für die Leser-Welt ein paar Fragen zu beantworten.

Liebe Frau Lucas, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Ihr Roman „Zwischen ewig und jetzt“ ist vor Kurzem beim Fischer Verlag erschienen. Wie lange hat es von Ihrem ersten geschriebenen Wort bis zur Veröffentlichung gedauert und was für ein Gefühl war es, das Buch dann tatsächlich zum ersten Mal in den Händen zu halten?

Liebe Sarah Freitag (das ist übrigens auch ein toller Name für eine Romanfigur…), über zwei Jahre. Dabei habe ich diesem Buch mehr als jedem anderen entgegengefiebert – es war also eine lange Wartezeit. Umso glücklicher war ich, das Buch endlich in Händen zu halten. Das tolle Cover zu sehen. Dies Gefühl ist fast unbeschreiblich. Glück, natürlich, Stolz ist dabei, Dankbarkeit. Ein klein wenig ängstlich ist man auch. Als würde man die Personen in dem Buch, die einem doch nahe gekommen sind, auf eine lange Reise schicken …


Wie sind Sie zum Schreiben gekommen und was fasziniert sie besonders daran?

Geschrieben habe ich schon immer, schon seit ich mich erinnern kann. Kleine Geschichten in Vokabelheftchen – von denen habe ich noch welche. In einem sind auch Zeichnungen, aber das habe ich schnell wieder gelassen. Zu recht.

Am faszinierendsten wird das Schreiben immer dann, wenn es sich verselbstständigt. Die Geschichte einfach so loslegt und die Figuren darin selber etwas unternehmen. Machen sie tatsächlich: In einer meiner Storys sieht die kleine Hauptfigur ihren Vater wieder, der sich vier Jahre nicht gemeldet hat. Also, ich wäre sauer. Und was macht meine Hauptfigur? Ruft ‚Papa’ und wirft sich ihm in die Arme. Weil es immerhin noch ihr Vater ist, trotz allem. Das habe ich erst begriffen, nachdem ich es geschrieben hatte.


Die Geschichte von Julia in „Zwischen ewig und jetzt“ ist zwar in unserer normalen Welt angesiedelt, aber Sie haben diese um einige fantastische Elemente bereichert. Woher kam die Inspiration für die Geschichte und die Mythologie dahinter?

Ich mag Geschichten, die magisch sind. Lese sie selbst am liebsten. Sie verschieben die Grenzen von dem, was wir täglich sehen und erfahren ein klein wenig. Nicht soviel, dass man ihnen nicht glaubt, trotzdem machen sie die Welt größer, weiter.

Dass Tote uns umgeben, ist eine alte, uralte Vorstellung. In manchen Kulturen bewohnen sie kleine Geisterhäuschen, in anderen wird ihnen Essen gebracht. Ich weiß nicht, ob ich diese Vorstellung tröstlich oder erschreckend finde, wahrscheinlich beides zugleich. Und so ist ja auch die Sache mit Niki: Es ist weder für ihn noch für andere nicht toll, dass er diese Gabe hat. Aber es ist auch nützlich. Und zum Schluss sogar ein wenig gefährlich.


Wie sah der Schreibprozess zu Ihrem Roman aus und gibt es etwas, das Sie heute ganz anders machen würden?

Ich habe dieses Buch wie in einem Rausch geschrieben, war ganz abgetaucht und habe es sehr, sehr genossen. Im Gegenteil: Ich war richtig traurig, als es zu Ende war. Und könnte mir gut vorstellen, wie es weitergeht mit Niki und Julia und Julia und Felix …


Inwiefern hat es den Schreibprozess beeinflusst, dass Ihr Roman sich um Jugendliche dreht und auch eher an ein jugendliches Publikum gerichtet ist?

Ich schreibe immer so. Da muss ich mich nicht verstellen: So schreibe ich. Und das scheint eben mehr Jugendliche anzusprechen als Erwachsene. Umso besser. Da ist vielmehr möglich, es ist viel spannender. Bei Jugendlichen (und jung gebliebenen Erwachsenen) ist der Glaube an eine Welt voller Möglichkeiten noch vorhanden. Den sollte man nicht verlieren, finde ich.


Sind Sie schon mit dem nächsten Roman beschäftigt und können Sie uns einen kleinen Ausblick geben, was kommen wird?

Mein nächster Roman ist eine Liebesgeschichte ohne Magie aber mit vielen magischen Momenten. Eine Dreiecksgeschichte wie in „Zwischen Ewig und Jetzt“ mit einem tollen Titelhelden, Alex, der sehr mysteriös ist. Der sich ständig zurückzieht, kämpft, unnahbar ist, weil er ein Geheimnis hat. Und es geht um einen Tausch. Jasper ist der große Widersacher von Alex. Er verspricht ihm, sein Geheimnis zu wahren, wenn er einen Abend mit dessen Freundin verbringen darf. Einen Abend, der ein Geheimnis bewahrt und viele andere hervorruft und nach dem schließlich niemand mehr weiß, wem zu trauen ist …


Sind Sie beim Schreiben auf ein Genre festgelegt oder können Sie sich auch vorstellen, etwas ganz anderes zu schreiben?

Ich schreibe im Augenblick genau das, was ich möchte. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt: Vielleicht versuche ich mich mal an Science Fiction. Das kann ich mir spannend vorstellen. Oder an einem historischen Roman ... Für Jugendliche, natürlich.


Im Buch war zu lesen, dass Sie sich zum Schreiben am liebsten in eine einsame Hütte in den Bergen zurückziehen. Sind das dann eher Wochenendausflüge aus dem hohen Norden in die Berge oder schließen Sie sich für ein paar Wochen sozusagen ein, bis das Buch fertig ist?

Ich bin am Wochenende meist bei meiner Familie in Hannover, wohne die Woche über in Berlin und fliehe so oft es geht in den Harz, das ist ein Mittelgebirge, gar nicht so weit weg von beiden Orten. Und da ich eigentlich immer schreibe, an Wochenenden, Feiertagen und überhaupt, schreibe ich auch dort. Aber eigentlich kann ich überall schreiben – ich brauche nur ein Laptop oder Computer und etwas Ruhe …


Haben Sie bestimmte Schreibrituale, die Sie nutzen, um Schreibblockaden oder andere Hindernisse aus dem Weg zu räumen?

Allerdings. Jeden Morgen mache ich den Computer an und spiele erst einmal eine Runde. Farmville oder Solitär, irgendetwas, um den Einstieg zu schaffen. Irgendwann gleiten dann die Gedanken ab, ein Satz fällt einem ein, ein Wort … und dann geht es los.


Welchen Tipp würden Sie angehenden Autoren mitgeben?

Viel lesen. Von den Büchern, die man bewundert, kann man lernen. Und die, die man blöd findet, stützen das Selbstvertrauen: Das kann ich besser.


Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch?

„Die Ankunft“, der dritte Teil von Cassia & Ky.


Welche Frage fehlte Ihnen bisher in diesem Interview und wie würden Sie sie beantworten?

Keine. Besser können Fragen nicht sein – höchstens Antworten.


Vielen Dank für das Interview!

Dank zurück und herzliche Grüße!!!