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Er ist der Sonnenfürst vom Rhein, Kurfürst Clemens August, feinsinniger Kunstmäzen und verschwenderischer Bauherr. Als sein engster Vertrauter in einem Duell heimtückisch ermordet wird, übermannt ihn unbändige Trauer – und die schreckliche Gewissheit, dass man auch ihm nach dem Leben trachtet. Nur zwei Menschen halten unbeirrbar zu ihm: der Hofzwerg Albert le Grand und die Harfenspielerin Mechthild Brion. Doch können sie ihn vor seinen machtgierigen Gegnern bewahren, die den Sonnenfürsten mit allen Mitteln stürzen wollen?

 

Der Sonnenfuerst 

Autor: Tilman Röhrig
Verlag: Piper Taschenbuch
Erschienen: 10. Dezember 2012
ISBN: 978-3492301602
Seitenzahl: 448 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Clemens August von Wittelsbach besitzt als Erzbischof von Köln eine der geistlichen Kurstimmen und kann dadurch Einfluß auf die Kaiserwahl nehmen. Somit ist er sowohl für den Deutschen Kaiser – den Habsburger Karl VI. – als auch für seinen Bruder, den bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht – der selbst Anspruch auf die Krone erhebt – eine wichtige Figur im Kampf um die Macht. Um ihn auf ihre Seite zu ziehen, ist beiden Parteien jedes Mittel recht, auch Bestechung, Verrat und Mord. Als der engste Freund des Fürsten unter verdächtigen Umständen bei einem Duell umkommt, muss Clemens August erkennen, dass auch sein eigenes Leben in Gefahr sein könnte und er nicht mehr weiß, wem er noch trauen kann.

Atmosphärisch dicht, packend und mit großer historischer Genauigkeit schildert der Autor zwei bedeutsame Jahre aus dem Leben des „Sonnenfürsten“.


Stil und Sprache
Tilman Röhrig ist ein großartiger Erzähler. Er versteht es, dem Leser das ausgehende Barockzeitalter sehr bildhaft nahe zu bringen. Von wechselnden Schauplätzen und aus der Sicht verschiedener Personen schildert er die luxuriöse Hofhaltung der Fürsten, die politischen Machtkämpfe ihrer Minister und Berater, die Intrigen der vornehmen Damen, aber auch das Leben der „kleinen“ Leute – der Kammerdiener, Stallknechte, Bäuerinnen und Zofen – so plastisch und detailliert, dass man sich stets mitten im Geschehen befindet. Dabei trifft er die Sprache der gerade agierenden Personen sehr genau und im Stile der Zeit; die vornehmen Phrasen der Höhergestellten ebenso, wie die deftig-derbe der Soldaten und der einfachen Bevölkerung.

Die politischen Vorgänge der Jahre 1733-1735 haben das Leben des kurfürstlichen Erzbischofs tatsächlich sehr beeinflußt. Tilman Röhrig ist es gelungen, die verbürgten historischen Fakten – zu denen auch die Beziehung zu Mechthild Brion gehört – sehr spannend und authentisch wiederzugeben. Es geschieht ständig etwas Neues, Unvorhergesehenes. Der Leser wird von den Ereignissen buchstäblich in Atem gehalten und möchte manchmal am liebsten eingreifen, warnen und helfen, muss sich aber bis zum Schluß mit der Rolle des Zuschauers begnügen, der lediglich mitfiebern und am Ende erleichtert aufatmen kann.


Figuren
Die meisten der handelnden Personen sind historisch und der Autor hat sich recht genau an die von ihnen bekannten Beschreibungen gehalten. Wunderbar – und mit einem guten Schuss Humor – ist seine Zeichnung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. gelungen, der zwar nur eine kleine „Rolle“ spielt, aber sehr treffend dargestellt wird.

Clemens August von Wittelsbach (1700-1761) war ein „Kind“ seiner Zeit. Von seinem ehrgeizigen Vater – Kurfürst Max Emanuel von Bayern – für den geistlichen Stand bestimmt, war er bereits mit 16 Jahren Bischof von Regensburg und mit 23 Jahren zum Erzbischof von Köln aufgestiegen. Obwohl er seine geistlichen Ämter ernst nahm, spielten auch weltliche Dinge – Theater, Musik, Jagd und die Architektur – in seinem Leben eine große Rolle. Wegen seines prunkvollen Lebensstils erhielt er den Beinamen „der Sonnenfürst“. Tilman Röhrig schildert ihn als recht sympatischen Menschen, dem vor allem seine persönlichen Diener – der Hofzwerg und Vorkoster Albert „le Grand“ und der Kammerdiener Molitor – große Treue und Ergebenheit entgegenbringen.
Die Liebesgeschichte zwischen ihm und der Harfenspielerin Mechthild Brion – der Mutter seiner Tochter – wird sehr einfühlsam und glaubwürdig erzählt und weckt beim Leser Interesse und Verständnis.


Aufmachung des Buches
Für das durchgehende Umschlagbild des Taschenbuches  wurde eine Teilansicht des Gemäldes “A Black Horse Performing the Courbette“ von  Johann Georg Hamilton (1672-1737) verwendet. Die 448 Seiten verteilen sich auf 19 numerierte Kapitel. Ein Verzeichnis der handelnden Personen – davon die meisten historisch – sowie ein Portrait von Kurfürst Clemens August als Hochmeister des deutschen Ordens beschließen das Buch.


Fazit
Tilman Röhrig ist es wieder einmal glänzend gelungen, ein Stück Geschichte lebendig zu machen. Ein wunderbares Buch, das mich fasziniert und berührt hat und das ich sehr gerne weiter empfehle.


5 Sterne


Hinweise
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