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Die Welt von Wilhelmina ist golden, frei und ungebunden. Mit ihrem Vater lebt sie auf einer Farm in Simbabwe, aber nach seinem Tod muss Will fort, weil die Farm verkauft werden soll. Sie wird nach England ins Internat geschickt. Und die Mädchen dort sind schlimmer als Löwen oder Hyänen. Am liebsten möchte Will weglaufen.

 

Zu Hause redet das Gras 

Originaltitel: The Girl Savage
Autor: Katherine Rundell
Übersetzer: Hennig Ahrens
Verlag: Carlsen
Erschienen: März 2012
ISBN: 978-3551582645
Seitenzahl: 256 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Wilhelmina, von allen nur Will genannt, führt ein ungewöhnliches Leben. Sie lebt mit ihrem Vater auf einer Farm in Simbabwe und hat sich zu einem echten Wildfang entwickelt. Von Mathe hält sie nicht so viel, dafür weiß sie, wie man Feuer macht, einen Affen zähmt und auf dem Pferderücken einschläft. All diese Fähigkeiten nützen Will leider nichts, als sie die Freiheit Afrikas verlassen und stattdessen in ein englisches Internat gehen muss. Die Schülerinnen dort sind wie bissige Hyänen und unter all den strengen Regeln droht Will zu zerbrechen ...

Katherine Rundell erstellt in ihrem Roman weder ein politisches noch ein soziales Bild von Simbabwe und England, sondern erzählt die ganz persönliche Geschichte von Will. Manche Teile wirken dadurch etwas verklärt und die Probleme Afrikas werden nicht angesprochen, aber genau das ist das Besondere an dem Roman. Man liest hier kein Lehrbuch oder eine politische Diskussion, sondern eine wunderschöne, traurige und bewegende Geschichte, die rundum überzeugen kann.


Stil und Sprache
„Zu Hause redet das Gras“ beginnt langsam und vorsichtig. Die Autorin lässt dem Leser Zeit ihre Hauptfigur kennen zu lernen und schafft es dabei, die Idylle auf der Farm so mitreißend zu schildern, dass trotzdem keine Langeweile aufkommt. Da verwundert es nicht, dass man das Buch kaum noch zuklappen kann, wenn Wills Abenteuer erst einmal richtig anfängt. Eingeleitet durch eine Tragödie, die beim Lesen zu Tränen rührt, beginnt die Reise und reißt den Leser einfach mit. Erzählt wird die Handlung in der dritten Person. Meistens betrachtet man die Entwicklung durch Wills Augen, aber immer wieder wechselt für kurze Abschnitte die Sichtweise und man taucht in die Köpfe einiger Nebenfiguren ein.

An den Schreibstil von Katherine Rundell muss man sich erst ein paar Seiten gewöhnen. Sie schreibt sehr klar und anfangs beinahe distanziert, schildert die Gefühle ebenso wie die Umgebung und die Ereignisse. Schnell wird klar, dass dieser Stil genau der richtige ist, um ihre Hauptfigur bestmöglich wirken zu lassen. Die Gefühle, die den Leser zu Tränen rühren, werden über die Handlung transportiert, nicht über einzelne Wörter. So gelingt es der Autorin trotz der dramatischen Ereignisse nie in Kitsch oder übertriebene Darstellungen abzugleiten.


Figuren
Will ist ein unglaublich sympathisches Mädchen. Aufgewachsen in einer wahrscheinlich für die meisten Leser völlig fremden Welt überzeugt sie nicht mit der Identifikation, sondern gerade mit ihrer Fremdartigkeit. Die wenigsten Leser von „Zu Hause redet das Gras“ werden je selbst einen Affen als Freund gehabt oder auf einem Baum geschlafen haben. Auch wischen sie schmutzige Finger nicht an den Haaren ab oder laufen im kalten England in Shorts rum. All diese Dinge wirken auf den ersten Blick fremd, aber da man sie durch Wills Augen sieht, erscheinen sie nur logisch. Zusätzlich dazu strahlt Will eine unglaubliche Freundlichkeit und Offenheit aus, so dass es im gesamten Buch keine Szene gab, in der man ihr nicht das Beste gewünscht hätte. Während der schwierigen Handlung bleibt sie glaubwürdig. Sie wächst an den Tränen und Herausforderungen und bleibt trotzdem authentisch. Der Leser schließt sie dafür nur umso mehr ins Herz.

Die Nebenfiguren gehen neben Will als Hauptcharakter beinahe ein bisschen unter. Dass man immer wieder Momente durch ihre Augen sieht, ermöglicht es, sie alle zu verstehen, so dass ihre Handlungen nachvollziehbar bleiben, auch wenn sie grausam oder unfair sind. Besonders zu Anfang werden sie etwas einseitig beschrieben: in Afrika die Guten, in England die Bösen. Aber je erwachsener Will wird, umso realistischer werden auch ihre Beobachtungen und umso differenzierter werden die Nebenfiguren dargestellt.


Aufmachung des Buches
„Zu Hause redet das Gras“ ist als Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen erschienen. Das Cover ist in warmen Braun- und Orangetönen gehalten. Neben einem dreckigen Fuß zeigt es ein Muster, das auch auf dem Buch selbst abgedruckt ist, so dass dieses fast schöner aussieht als der Schutzumschlag. Im Inneren umrahmt ein Teil des Musters die Kapitelzahlen, ansonsten ist nur der Text abgedruckt. Die gesamte Gestaltung ist sehr zurückhaltend und zeitgleich liebevoll und durch kleine Details, wie das bedruckte Buch, besonders.


Fazit
Katherine Rundell ist mit „Zu Hause redet das Gras“ ein herausragendes Buch gelungen. Will und ihre Geschichte rühren zu Tränen und wenn man die letzte Seite gelesen hat, bedauert man, dass man einen so wundervollen und interessanten Menschen nun nicht weiter begleiten kann.


5 Sterne


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