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Eine schutzlose Königin. Nur ein Priester kann sie retten. Der Frieden hat England verlassen: Alfred der Große ist tot, sein Sohn Edward besteigt den Thron von Wessex und spinnt ein dichtes Netz von Allianzen. Das benachbarte Königreich Mercien hat mehr als einen Grund zur Sorge: Der Herrscher liegt im Sterben, die Königin befürchtet einen feindlichen Angriff. Sie weiß, wozu der Gegner fähig ist – König Edward ist ihr Bruder. Heil und Zukunft Merciens hängen davon ab, Adeligen und Verbündeten einen Schwur abzuringen: auf die Knochen des Heiligen Oswald. Doch die müssen erst aus dem Norden geborgen werden: Wikingerland. Wulfgar, Priester und Sekretär der Königin, ist überrascht, dass man ausgerechnet ihn für die gefährliche Mission auswählt. Doch die Königin hat ihre Gründe. Zusammen mit Ednorth, einem jungen Adeligen, begibt er sich auf die Reise ins Feindesland ...

 

Der letzte Getreue der Koenigin 

Originaltitel: The Bone Thief
Autor: V.M. Whitworth
Übersetzer: Katharina Naumann
Verlag: Rowohlt Polaris
Erschienen: 1. März 2013
ISBN: 978-3-86252-018-3
Seitenzahl: 384 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Britannien im Jahre 900: Die Insel besteht noch aus mehreren Königreichen und ist teilweise von den Dänen – den Wikingern – besetzt. König Edward von Wessex will sich Mercien, das Land seines Schwagers aneignen, da greift seine Schwester, Königin Fleda, zu einem verzweifelten Mittel: Um ihren totkranken Gemahl zu heilen und sich der Treueschwüre ihrer Adeligen zu versichern, soll ihr Vertrauter, der Priester Wulfgar, die wundertätigen Reliquien des Heiligen Oswald nach Mercien holen.

Die Autorin entführt ihr Publikum in eine längst vergangene Zeit und verbindet die wenigen bekannten Fakten mit Legende und Fiktion zu einer spannenden, stimmigen Geschichte.


Stil und Sprache
Einige Figuren und Ereignisse dieses Buches sind historisch und in mehreren Quellen belegt. Victoria M. Whitworth kennt sich – durch das Studium der angelsächsischen Geschichte – sehr gut in dieser Epoche aus. Atmosphärisch dicht und in schöner, bildhafter Sprache schildert sie das frühmittelalterliche Britannien so authentisch und farbig, dass der Leser es buchstäblich vor Augen hat. Als Beobachter von aussen begleitet er Wulfgar auf seiner gefahrvollen Mission und ist dabei immer nah am Geschehen. Man erfährt sehr viel über das Leben der Menschen Anfang des 10. Jahrhunderts, als das Christentum auf der Insel noch nicht ganz Fuß gefasst hatte und die dänischen Besatzer noch ihren alten nordischen Göttern anhingen. Der Spannungsbogen liegt von Anfang an sehr hoch und es gelingt der Autorin mühelos, ihn zu halten. Es geschieht immer wieder etwas Neues, Unvorhergesehenes, sodass keinerlei Längen aufkommen und das faszinierte Publikum bis zum überzeugenden Ende mitfiebern kann.


Figuren
Victoria M. Whitworth hat alle ihre Figuren sehr anschaulich und plastisch gestaltet. Es sind lebendige Menschen, mit Schwächen und Stärken, die den Leser über 11. Jahrhunderte hinweg interessieren und berühren.
Wulfgar ist kein strahlender Held, er ist schüchtern, mitunter sogar zaudernd und ängstlich, aber er bezieht seine Kraft aus seinem Glauben und der Verehrung für seine Königin und wächst mit seiner Aufgabe. Sein Gefährte Ednoth bildet dazu mit seiner Unbeschwertheit und Tapferkeit einen guten Gegensatz. Zusammen ergänzen sie sich glänzend.
Die hohen Herrschaften – ob weltlich oder geistlich – sind sehr nah an die historisch bekannten Fakten angelehnt und agieren im Denken und Handeln, ihrer jeweiligen Stellung nach, angemessen und nachvollziehbar. Die dänischen Jarls (Adeligen) bilden dabei eine Gruppe für sich. Mit ihrer Unberechenbarkeit - das anfängliche freundliche Entgegenkommen gegenüber Wulfgar schlägt plötzlich in Grausamkeit und Gewalt um – bringen sie eine weitere spannende Komponente in die Handlung ein.
Auch die Schilderung des täglichen Lebens des einfachen Volkes kommt nicht zu kurz. Wulfgar und Ednoth begegnen auf ihrer Reise vielen unterschiedlichen Menschen: Priestern, Söldnern, Bauern und Leibeigenen, Huren, Dieben und Mördern. Sie alle werden sehr authentisch in ihrem passenden Umfeld geschildert und fügen sich harmonisch und schlüssig in die Geschichte ein.

Der Heilige Oswald (um 604 – 642) war König von Northumbrien. Er fiel im Kampf gegen den letzten heidnischen König der Angelsachsen, sein Körper wurde von den Feinden zerstückelt und daher galt er als Märtyrer. Seine Verwandten begruben den Torso im Kloster Bardney. Schon bald wurde über Wunder an seinem Todesort berichtet und seither wird Oswald bis heute als Heiliger verehrt. Anfang des 10. Jahrhunderts sollen einige Reliquien aus Bardney von Königin Æthelflæd (Fleda) nach Gloucester überführt worden sein. Hiervon erzählt dieser Roman.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt auf indigoblauem Hintergrund die holzschnittartige Abbildung eines goldenen Einhorns, darüber ist in altertümlichen Lettern der Titel aufgeprägt. Das Motiv wiederholt sich in kleinerer Ausführung unter der Inhaltsangabe auf der Rückseite.

Die 42 Kapitel sind numeriert und die Ostertage noch einmal besonders betitelt. Auf die Danksagung folgen Anmerkungen der Autorin zur politischen Lage Britanniens um das Jahr 900 und zur Geschichte des Heiligen Oswald.
Das Personenverzeichnis enthält neben den Namen noch weitere Erläuterungen, z.B. über die ethnische Zugehörigkeit oder die jeweiligen Verwandschaftsverhältnisse der Protagonisten untereinander.
Die Begriffserklärungen mit einer besonderen „Bemerkung“ zur damaligen Währung vervollständigen die Ausstattung des Buches.


Fazit
Victoria M. Whitworth ist mit diesem spannenden Roman ein bemerkenswertes Debüt gelungen. Ihr Wulfgar ist eine Figur, mit der man sich identifizieren kann und die man gern noch besser kennenlernen möchte. 


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

 

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