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Kategorie: Ab 14 Jahre

Ist es Schicksal oder Zufall, wenn ein Augenblick entsteht, der unvergesslich ist?
Sam Border ist immer auf der Flucht. Wenn es einen Gott gibt, dann hat der schon vor langer Zeit beschlossen, ihn im Stich zu lassen. Emily Bell sammelt die Geschichten anderer Menschen. An nichts glaubt sie so fest wie an das Schicksal. Als Sam und Emily einander zum ersten Mal begegnen, wissen sie, dass sie zusammengehören ... Doch das Schicksal ist launisch. Die eigene Vergangenheit lässt sich nicht so einfach abschütteln. Und so muss Sam schon bald schwer verletzt in der Wildnis um sein Überleben kämpfen. Und um das Glück mit Emily.

 

Sam und Emily 

Originaltitel: I'll be there
Autor: Holly Goldberg Sloan
Übersetzer: Barbara Lehnerer, Bernadette Ott
Verlag: Arena
Erschienen: Juli 2012
ISBN: 978-3401065182
Seitenzahl: 428 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Sam und Emily führen Leben, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während sie behütet in einer liebevollen Familie als normaler Teenager aufwächst, zieht er mit seinem Vater und Riddle, seinem kleinen Bruder, quer durch das Land, immer auf der Flucht vor den Behörden und den Stimmen, die sein Vater in seinem Kopf hört. Als die beiden sich treffen, bringt es ihre Leben völlig durcheinander und sie erkennen, dass es manchmal Menschen gibt, für die es sich zu kämpfen lohnt, selbst wenn das Schicksal sich gegen sie zu wenden scheint.

Holly Goldberg Sloan siedelt ihre Geschichte in unserer Zeit an und doch scheint besonders das Leben von Sam teilweise aus einer anderen Welt zu stammen. Die Autorin schafft es jedoch auch dieses Leben sehr authentisch und überzeugend darzustellen. Allgemein hat sie viele innovative und für mich nie-gelesene Ideen eingebracht und sehr glaubwürdig eingebunden. Die Geschichte stimmt nachdenklich und besonders das Schicksal von Sam und Riddle lässt den Leser auch nach der letzten Seite lange nicht los.


Stil und Sprache
Die Geschichte von Sam und Emily wird in der dritten Person beschrieben; die Erzählperspektive wechselt dabei sehr häufig. Neben den wiederkehrenden Perspektiven der Hauptcharaktere wird auch die Sichtweise beinahe jedes Nebencharakters kurz beleuchtet. So wechselt die erzählende Person teilweise mehrmals pro Absatz. Was für das Verständnis der Charaktere sehr gut ist, gestaltet den Einstieg in den Roman schwierig. Die verschiedenen Perspektiven sind erstmal verwirrend und es fällt schwer, die wichtigen Charaktere zu identifizieren. Erst wenn man sich an diese Wechsel gewöhnt hat, kann man ganz in die Geschichte eintauchen. Sobald das gelingt, steigt auch die Spannung an. Gerade weil man dann plötzlich zum Beispiel durch die Augen des ermittelnden Inspektors oder die von Sams Vater das Geschehen beobachtet, steigert sich die Spannung schnell und nach dem ersten Drittel kann man das Buch kaum noch aus der Hand legen.

Was den Einstieg ebenfalls erschwert hat, ist der Schreibstil der Autorin. Holly Goldberg Sloan setzt sehr stark auf Beschreibungen und weniger auf Dialoge. Dadurch und durch ihren knappen Schreibstil fällt es anfangs sehr schwer, sich in die Charaktere einzufühlen. Erst nach und nach erkennt man, dass genau dieser Stil zu der Geschichte und den Personen passt, zumal die Autorin diesen bei jedem erzählenden Charakter leicht ändert und die Wortwahl anpasst. Die Gefühle stellt sie oftmals allein durch die Handlung dar und weniger durch die beschreibenden Worte. Dies ist für den Leser ungewohnt, schafft es aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit dafür umso mehr, ihn zu bewegen und zum Nachdenken anzuregen.


Figuren
Die große Stärke des Romans sind die Charaktere. Durch die Wechsel der Erzählperspektive lernt man sie alle kennen und verstehen. Sie sind sehr gut ausgearbeitet, haben ihre eigene Geschichte und nachvollziehbare Hintergründe für ihre Handlungen. Holly Goldberg Sloan schafft es, dass man sich in jede Person einfühlen kann und selbst die durch und durch unsympathischen Charaktere bleiben nachvollziehbar und glaubwürdig. Der Roman lebt jedoch von den liebenswerten Hauptcharakteren Sam und Emily und dem kleinen Bruder Sams, Riddle. Wie bereits erwähnt, dauert es eine Weile, bis man mit den Charakteren warm wird, aber nach und nach schleichen sie sich in das Herz des Lesers und bevor man sich versieht, leidet man mit ihnen und sehnt für sie ein Happy End herbei, selbst wenn es zwischenzeitlich mehr als unwahrscheinlich erscheint. Alle drei wachsen an den Geschehnissen des Romans und entwickeln sich weiter. Aus einer naiven, jugendlichen Emily wird eine erwachsene, junge Frau und Sam und Riddle lernen beide, dass sie ihr Leben in die eigene Hand nehmen können und dass es sich manchmal lohnt für das eigene Schicksal zu kämpfen. Die Entwicklung ist nachvollziehbar dargestellt und der Leser fiebert mit jedem Schritt auf dem Weg mit.


Aufmachung des Buches
„Sam und Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls“ kommt als wunderschön gestaltetes Hardcover auf den Markt. Das Buch ist mit Schutzumschlag und Leseband ausgestattet. Im Buchladen springt es durch das wunderschöne, ungewöhnliche Cover sofort ins Auge. Viele liebevolle Details, wie die kleinen Libellen oder die Blumenornamente rund um den Titel, sowie die ungewöhnliche Farbwahl heben es aus der breiten Masse ab. Dass Schrift und Ornamente leicht hervorgehoben sind und im Gegensatz zum restlichen Cover glänzen, ist ein zusätzliches hübsches Detail. Auch das Innere des Buches ist sehr schön gestaltet. Die Abschnitte in einem Kapitel werden durch kleine Blumen abgetrennt und jeder Kapitelanfang hat neben der Nummer noch einige kleine Libellen vom Cover abgedruckt. Alles in allem eines der schönsten Jugendbücher und eine Gestaltung, die sehr gut zum Inhalt passt.


Fazit
Der Einstieg in „Sam und Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls“ war nicht einfach. Sowohl der Schreibstil der Autorin als auch die ständigen Perspektivenwechsel erschweren das Eintauchen in den Roman. Aber das Durchhalten lohnt sich! Denn wenn man sich erstmal eingefunden hat, erkennt man schnell, dass hier eine ganz besondere Geschichte geschildert wird. Herausragende Charaktere und eine sehr bewegende Handlung machen dieses Jugendbuch zu etwas Einzigartigem. Man erkennt, dass genau dieser schwierige Schreibstil und diese Erzählperspektiven die richtige Wahl sind, um die außergeöhnliche und nachdenklich stimmende Geschichte zu erzählen.


4 Sterne


Hinweise
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