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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Einmal alle hundert Jahre wird jemand dazu auserwählt, in Zeiten höchster Gefahr ein Held zu sein.
Prinzessin Elisa ist so eine Auserwählte.
Doch Elisa ist auch die jüngere von zwei Schwestern.
Diejenige, die noch nie etwas richtig gemacht hat …

 

Der Feuerstein 

Originaltitel: The Girl of Fire and Thorns
Autor: Rae Carson
Übersetzer: Kirsten Borchardt
Verlag: Heyne
Erschienen: 08/2012
ISBN: 978-3-453-26718-3
Seitenzahl: 524 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Elisa wird in einer überstürzten Hochzeit mit dem König von Joya d´Arena vermählt und geht mit ihm in seinen Wüstenstaat. Dort muss sie zu ihrem Leidwesen erfahren, dass der König sich nicht zu ihr bekennt und sie – wieder einmal – auf sich allein gestellt ist. Erst als eine Zofe durch Zufall herausfindet, dass Elisa die Auserwählte ist, wendet sich das Blatt und für Elisa beginnt eine Zeit der Hoffnung, des Verlustes und der Veränderung.

Mit Der Feuerstein hat Rae Carson einen atmosphärisch sehr dichten und stimmungsvollen Erstlingsroman abgeliefert, der vielleicht nicht unbedingt die romantischen Erwartungen erfüllt, dafür aber den Glauben an sich selbst wunderschön in Worte fasst.


Stil und Sprache
Mit viel Sinn und Gespür für die unauffälligen Dinge und Details hat Rae Carson hier einen wunderschönen Roman zu Papier gebracht, der mich an vielen Stellen nicht nur sehr angerührt hat, sondern auch an so mancher Stelle sehr nachdenklich und fast schon ungläubig zurückgelassen hat. Warum hat diese Figur dass jetzt erleiden müssen, warum hat dieser Charakter jetzt sterben müssen? Was ist der Sinn dahinter? Ich habe auch am Ende der Handlung keine wirkliche Antwort darauf bekommen, und bin nach dem Zuklappen des Buches noch immer in dieser merkwürdig bedrückten und nachdenklichen Stimmung gefangen, die sich nur schwer abschütteln lässt.

Aus der Ich-Perspektive von Prinzessin Elisa durchlebt der Leser eine oftmals sehr gottesfürchtig angehauchte Handlung, die sich über drei Teile erstreckt und in deren Verlauf sie eine nervenaufreibende Reise in den Wüstenstaat Joya d´Arena erlebt, ihr zukünftiges Reich auf sehr ungewöhnliche Art und Weise entdeckt und kennenlernt und sich schließlich einer kurzen, aber heftigen Schlacht stellen muss. All das hat die Autorin in sanftem Schreib- und Sprachstil verfasst und in eine zuweilen etwas konfuse Handlung gepackt. Doch das Gesamtbild ist es wert und bietet dem Leser alles, was man von einem Kinder- und Jugendroman des Bereiches Fantasy erwarten kann: Spannung, Abenteuer und romantische Gefühle.


Figuren
Rae Carson hat in Der Feuerstein so manchen bemerkenswerten Charakter auf eine Reise geschickt, wie ich es bis dahin nur selten erlebt habe. Tiefgründig, überraschend und oftmals ganz anders als zuerst wahrnehmbar – so präsentiert die Autorin die Haupt- und Nebenfiguren. Mit Herz und Verstand sind diese in Worte gefasst, und überzeugen nicht nur allein durch ihr Agieren, sondern auch durch ihre Überlegungen.
Elisa ist eine Figur, die das meiste was sie macht, aus Trotz und streckenweise auch aus Frust macht: Sie futtert aus Frust, sie futtert aus Einsamkeit und sie futtert aus Trotz weil sie für alle etwas darstellt, ohne dass sich einer der Vielen die Mühe macht, sie genauer darüber aufzuklären, was sie eigentlich darstellt. Sie weiß, sie ist die Auserwählte, doch was das genau heißt, das kann, oder besser gesagt, will ihr keiner genauer erklären. Vor ihrer neuen Stellung als Königin von Joya d´Arena hat sie Angst und eine Ehefrau zu sein lässt in ihr fast die Panik ausbrechen. Doch in Elisa steckt ein Wille, den der Rest des Landes sehr unterschätzt hat und der sie am Ende zu dem macht, was sie ist: die Auserwählte, deren Überlebenswille der Motor ist, der es ihr möglich macht ihre Aufgabe zu erfüllen.

So sehr die Protagonistin es schaffte, mich als Leser zu beeindrucken, so sehr erregte die Figur des König Alejandro meinen Unmut. Dieser Charakter ist der reinste Waschlappen. Unentschlossen, verzagt, voller Angst und so blind für die Realität, wie ich es noch so gut wie nie in einem Roman gelesen habe. Oh ja, er ist eine äußerst attraktive und charmante Hülle, aber vollkommen inhaltslos. Seine Angst vor dem  Krieg, vor einem Angriff und davor, Entscheidungen überhaupt zu treffen, zeigt sich in jeder seiner Bewegungen und Worte und bietet dem Leser ein Trauerspiel der Sondergüte.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist dunkelblau gebunden und hat einen Schutzumschlag, der für das Auge des Betrachters ein absolut faszinierendes Erlebnis darstellt. Blau – in allen nur erdenklichen Schattierungen – ist hier mit Weiß, Rot, Orange und Gelb wunderbar kombiniert. Absoluter Blickfang: Der Feuerstein (ein strahlender Diamant, umgeben von einer feurigen Flamme), welcher im Zusammenspiel mit den fast silbrig wirkenden Zierbordüren, einem nachtblauen Himmel, den kleinen schwarzen Palmen, der Palastsilhouette und vielem mehr dem Leser jede Menge zum entdecken bietet. Die Rückseite ist ähnlich gestaltet, nur dass hier kein Feuerstein zu sehen ist, dafür eine hellblaue Inhaltsangabe vor fast weißem Hintergrund.


Fazit
Zugegeben, ich bin der allgemeinen Begeisterungswelle - die der Roman bislang auslöste - nicht komplett verfallen, aber trotzdem hat mir Der Feuerstein ein schönes Lesevergnügen beschert und mich sehr beeindruckt. Ich bin von der feinfühligen Stimmung und der tollen Handlungsatmosphäre noch immer sehr angetan und kann das Buch nur empfehlen.


4 Sterne


Hinweise
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