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Frank Le Gall wandelt mit all seinen Figuren aus „Theodor Pussel“ auf den Spuren seines zur See gefahrenen Großvaters, indem er sie benutzt, um sämtliche imaginären Landstriche noch einmal ausgiebig zu besuchen. Er lädt uns zu einem Abenteuer des 21. Jahrhunderts ein. Ein Comic zwischen Klassik und Moderne, Realität und Fiktion.

 

Theodor Pussel 1 

Originaltitel: Theodore Pussin - L´intégrale 1
Autor: Frank Le Gall
Übersetzer: Sylvia Brecht (Paul Douret und Hartmut Becker für den redaktionellen Teil)
Illustration: Frank Le Gall
Verlag: Ehapa Comic Collections
Erschienen: Oktober 2012
ISBN: 978-3-7704-3664-4
Seitenzahl: 238 Seiten
Altersgruppe: empfohlen ab 8 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
In Theodor Pussel wird eine fortlaufende Geschichte erzählt. Die Gesamtausgabe Band 1 enthält die ersten vier Teile dieser Geschichte, sie tragen folgende Titel:

Das Geheimnis des Kapitän Stien
Der junge Pussel, dessen Vater seit vielen Jahren als tot gilt, arbeitet in Dünnkirchen als Buchhalter in einem Schifffahrtskontor. Seine tägliche Arbeit mit der Seefahrt weckt in ihm den Wunsch nach fernen Gestaden. Eines Tages vertraut er sich mit dieser Sehnsucht seinem Vorgesetzten an und dieser setzt sich dafür ein, das Pussel auf einem Frachter, der nach Indochina fährt, einschiffen kann. Pussel hofft auf dieser Reise etwas über den Verbleib seines Vater herauszufinden, denn dieser fuhr ebenfalls als Kapitän Stien zur See ...

Mission Aru-el-Kader
Pussel sitzt in Malysia fest. Als Landarbeiter versucht er sich etwas Geld zu verdienen, als er eines Tages dem Piraten George Town über den Weg läuft. Dieser schenkt ihm ein kleines Schiff, das ihm fortan die Möglichkeit eröffnet, seinen Lebensunterhalt mit dem Transport von Seefracht zu bestreiten. Nach und nach versucht er, genug Geld anzusparen, um sich ein Ticket für seine Rückfahrt nach Europa leisten zu können. Doch sein mysteriöser Gegenspieler November kommt ihm immer wieder in die Quere ...

Das Schicksal der Maria Verita
Im Auftrag des geheimnisvollen Herr Martin macht sich Pussel auf den Weg, die verschwundene Tochtes des ehemaligen Radscha´s, Maria Verita, zu finden. Seine Suche führt in nach Long Andju, wo er sich mit Perlenzüchtern, Putschisten und Piraten herumschlagen muss. 

George Towns Geheimnisse
Pussel kehrt von seiner Suche nach Maria Verita in den Hafen von Batavia zurück. Als sie in den Hafen einlaufen möchten, kommt Herr Martin als Lotse getarnt, an Bord um Pussel zu warnen. Über den Hafen von Batavia wurde ein Embargo verhängt, gleichzeitig bittet er Pussel um einen Gefallen, denn Pussel verlässt Batavia, trotz des Embargos bereits in der darauffolgenden Nacht. Er macht sich auf die Suche nach dem Schatz des Weissen Radscha. Um mehr darüber zu erfahren macht er sich auf den Weg nach Makassar, doch schon bald kreuzt der Pirat George Town erneut seinen Weg.

Das Artwork der Abenteuer von Theodor Pussel ist wenig spektakulär. Inhaltlich ist die Geschichte dafür um so bemerkenswerter. Sie ist vielschichtig, komplex und ungeheuer wendungsreich. Die Absichten seines mysteriösen Gegenspielers November sind unergründlich, aber auch Herr Martin oder der Pirat George Town sind sehr komplexe Figuren. Die Gesamtausgabe selbst ist über jeden Zweifel erhaben, denn bei Ehapa hat man wieder einmal eine Menge Informationen rund um die Geschichte und dessen Autor zusammen getragen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Frank Le Gall ist ein typischer Vetreter des franko-belgischen Comics. Zunächst inspiriert von seinem Großvater, Théodore-Charles Le Coq, der an Bord der Cap Saint-Jaques zur See fuhr, erschuf Le Gall die Figur des Theodor Pussel. Die ersten Teile von „Das Geheimnis des Kapitän Stien“ sind authentisch, inklusive der Texte aus dem Tagebuch, das sein Großvater geschrieben hatte. Ja sogar die ein wenig klischeehaft wirkende Geschichte des verschollenen Großvaters ist wahr. Sehr schnell wird die Erzählung dann aber zur reinen Fiktion.

Es ist klar erkennbar, das der Zeichenstil von Le Gall sehr stark von der ligne claire (zu Deutsch: klare Linie) beeinflusst wurde, dem Zeichenstil der großen franko-belgischen Comiczeichner Hergé, Maurice Tillieux, René Goscinny, Albert Uderzo und viele mehr. Diese Art zu illustrieren ist geprägt von einem stark reduzierten Strich. Der gesamte Inhalt wird dabei auf die essentiellen Bildinformationen reduziert und alle unwesentlichen Details vollkommen ausgeblendet. Die Figuren sind mit wenigen, meist in einer sehr markanten Art und Weise ausgeführten Linien auf´s Papier gebracht. Wichtig ist dabei, dass die zentralen Figuren der Geschichte eine unverwechselbare Silhouette haben und sich wesentlich von allen Nebenfiguren abheben. Bei „Das Geheimnis des Kapitän Stien“ lässt sich beobachten, das Le Gall diese markante Form für die Figur des Theodor Pussel noch nicht endgültig gefunden hatte. Das Gesicht war noch etwas länglicher und auch die Statur der Figur hat sich noch nicht ganz klar herauskristallisiert. So wirken sämtliche Zeichnungen in Le Galls erstem Album noch etwas grob, im Vergleich zu den nachfolgenden Alben.

Das Kolorit ist flächig und kommt ohne jegliche Farbverläufe aus. Für die vorliegende Gesamtausgabe wurde „Das Geheimnis des Kapitän Stien“ und ein Teil der Kolorierung von „Mission Aru-el-Kader“ neu angefertigt. Dominique Thomas, die Koloristin der Serie seit „Das Schicksal der Maria Verita“, hat dies übernommen. Sie folgte dabei exakt den Original-Anweisungen von Frank Le Gall. Dadurch passen sie optisch und stilistisch perfekt zueinander und die nahtlose Kontinuität des Werkes ist gewährt.


Aufmachung des Comics
Die Gesamtausgabe von Theodor Pussel wurde in der gleichen Art und Weise aufbereitet wie die Gesamtausgaben von Jeff Jordan oder Cäsar. Dicke, massive Buchdeckel, mattes, leicht cremefarbenes Papier und eine sehr stabile Bindung, gepaart mit solider Fadenheftung, zeichnen diese Bände aus. Dazu kommt ein sehr umfangreicher Teil mit redaktionellen Hintergrundinformationen über den Autor, dessen Werk und der Entstehung desselbigen. Dieser umfasst im vorliegenden Band üppige 32 Seiten.


Fazit
Für Freunde der franko-belgischen Comickunst ein absoluter Pflichtkauf. Theodor Pussel punktet mit einer spannenden Geschichte, wie man sie in modernen Comics nur selten findet. Wer auf eine schöne Optik verzichten kann, sollte ebenfalls unbedingt mal reinschauen.


5 Sterne


Hinweise
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