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Sie fliehen auf dem Rücken eines Tigers, den fauligen Atem eines namenlosen Untiers im Nacken. Ihr Ziel ist ein Ort, um den man eigentlich einen riesengroßen Bogen machen sollte: Denn wer den Palast des Lachens betritt, verliert für immer die Fähigkeit, glücklich zu sein. Dennoch müssen der Waisenjunge Miles und der Engel Little die gefährliche Reise in das finstere Reich des Großen Cortado wagen …

 

  Autor: Jon Berkeley
Verlag: Ravensburger Buchverlag
Erschienen: 2007
ISBN: 978-3-473-34491-8
Seitenzahl: 392 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Miles ist ein Waisenjunge und schon das siebte mal aus dem Waisenhaus weggelaufen. Dort fühlt sich kein Kind wohl, was an den unfreundlichen und habgierigen Pinchbuckets liegt, die das Waisenhaus leiten. Lachen ist dort verboten, den Kindern wird alles weggenommen, was sich zu Geld machen lässt und zudem müssen sie schwer schuften. Seit seiner letzten Flucht lebt Miles in einem großen Fass und schlägt sich mehr schlecht als recht durch.
Zeitgleich mit einem Zirkus taucht ein Tiger bei Miles auf, doch statt dass dieser ihn frisst, spricht er mit dem Jungen. Doch schon kurz darauf ist der Tiger verschwunden und Miles ist sich sicher, dass er zu dem Zirkus gehört. Daher schleicht er sich am nächsten Abend in die Vorstellung. Dass dieses Ereignis nicht nur sein Leben grundlegend verändern wird, hat er sicherlich nicht erwartet. Und dass ihn all dies letztendlich in den Palast des Lachens führt, den niemand wieder so verlässt, wie er ihn betreten hat, hat er ebenso nicht vorhersehen können. In diesem Palast raubt der Große Cortado den Menschen die Möglichkeit glücklich zu sein. Doch was sind die Ziele, die dahinter stecken?


Stil und Sprache
Jon Berkeley hat sich für einen auktorialen Erzähler entschieden, der die Geschichte in der dritten Person wiedergibt. Meist wird zwar aus Sicht der Hauptfigur Miles erzählt, doch wenn es dem Erzähler gerade passt, wirft er einen Blick in die Köpfe anderer Figuren (z.B. wenn diese träumen).
Schon bald nach Beginn der Geschichte wird es ungewöhnlich, taucht doch ein sprechender Tiger auf, um kurz darauf wieder zu verschwinden. Die Neugier des Lesers ist geweckt. Doch ab diesem Ereignis schleppt sich die Geschichte ein wenig hin, zäh wie ein alter Kaugummi. Dieses Vorwissen ist für das Verständnis und den Fortgang der Geschichte notwendig und der Leser bekommt alles Wichtige gezeigt und nicht in einer kurzen Zusammenfassung präsentiert, der Rotstift hätte dennoch ein wenig großzügiger eingesetzt werden können, um das Geschehen – und damit auch den Spannungsbogen - zu straffen. Mit der Zeit schafft Berkeley es zwar, Spannung aufzubauen, doch irgendwie will diese nicht so recht auf den Leser übergreifen und ihn endgültig mitreißen. Vielleicht liegt dies daran, dass zwischen Leser und Figuren eine gewisse Distanz hartnäckig bestehen bleibt, was wiederum daran liegen mag, dass der Erzähler sich nicht auf die Perspektive einer Figur beschränkt, sondern nach Belieben etwas von dieser, dann wieder von jener Figur erzählt. Durch die Wahl eines personalen Erzählers wäre es dem Leser sicher leichter gefallen, sich für die Hauptfigur richtig zu erwärmen und dadurch wiederum wären ihre Motive deutlicher und besser nachvollziehbar geworden. Mit der Zeit gelingt es zwar, tiefer in die Geschichte einzutauchen, doch richtig gefangen nimmt sie den Leser nicht.
Das Buch schließt mit einem unerwarteten Ende mit einer nicht ganz unerwarteten Wendung. Dies hat der Autor gut umgesetzt.


Figuren
Die Figuren werden mit wenigen, dafür aussagekräftigen Strichen gezeichnet. Der Leser kann sie sich vorstellen und dafür viel seiner eigenen Fantasie in Anspruch nehmen. Doch wie schon zuvor erwähnt, bleibt zwischen Leser und Figuren das ganze Buch über eine gewisse Distanz bestehen, obwohl zumindest die Hauptfiguren Miles und Little durchaus keine blassen Charaktere sind und ihre Eigenheiten, Macken, Ängste und Hoffnungen haben. Die Antagonisten hingegen werden als durchweg böse dargestellt, was sie etwas zu einseitig erscheinen lässt. Berkeley hat bei der Ausarbeitung dieser Figuren zu sehr auf die klischeehafte Schwarz-Weiß-Malerei zurückgegriffen.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Buches war das, was meine Aufmerksamkeit als erstes auf sich gezogen hat, strahlt es doch etwas Geheimnisvolles, Zauberhaftes, aber auch Bedrohliches aus. Autor, Titel und der Glitzer um den Engel Little sind in glänzendem Silber gedruckt und verleihen gemeinsam mit dem farblich passenden Lesebändchen dem Buch den letzten Schliff. Gestalterisch ist das Buch auf alle Fälle gelungen.


Fazit
Berkeley hatte eine tolle Idee für dieses Buch, die leider nicht gänzlich überzeugend umgesetzt worden ist. Schade, denn aus der Grundidee hätte sich sicherlich ein wunderbares Buch machen lassen. Wer jedoch eine leichte Lektüre ohne besonderen Tiefgang sucht, ist hier genau richtig.


3 5 Sterne


Hinweise
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