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Verborgen - in einer anderen Welt

Als Wendy Everly sechs Jahre alt war, versuchte ihre Mutter, sie umzubringen: Sie sei ein Monster. Elf Jahre später entdeckt Wendy, dass ihre Mutter recht gehabt haben könnte, als der geheimnisvolle Finn sie aufsucht. Finn ist ein Gesandter der Tryll – magisch begabte Wesen, die in ihrem Äußeren Menschen gleichen, aber nach eigenen Gesetzen leben. Wendy begreift, dass ihr Leben eine Lüge war: Sie selbst ist eine Tryll – und nicht nur irgendeine. Sie ist die Tochter der mächtigen Königin Elora. Bald steckt Wendy mitten in einer gefährlichen Intrige – um den Thron und um ihr Herz ...

 

Die Tochter der Tryll Verborgen 

Originaltitel: Trylle Trilogy 1 - Switched
Autor: Amanda Hocking
Übersetzer: Violeta Topalova
Verlag: cbt Verlag
Erschienen: 27. August 2012
ISBN: 978-3-570-16144-9
Seitenzahl: 304 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Wendy Everly hat schon immer das Gefühl anders zu sein. Ihre Mutter hasst sie seit ihrem ersten Anblick und versucht, Wendy an ihrem 6. Geburtstag zu töten. Während die hasserfüllte Mutter in eine Anstalt kommt, leben Wendy und ihr älterer Bruder Matt fortan bei ihrer Tante. Doch Wendy ist kein einfaches Kind und macht ihrer Familie das Leben mit ihren Eigenarten schwer. Doch Matt ist ihr eifrigster Beschützer. Als die kleine Familie wieder einmal umzieht, da die inzwischen 17-jährige Wendy zum X-ten Mal von der Schule geflogen ist, will sie diesmal durchhalten und ihren Abschluss machen. In ihrer neuen Schule lernt sie einen Jungen namens Finn kennen, der ihr einerseits ziemlich eigenartig vorkommt, von dem sie sich andererseits aber auch sehr angezogen fühlt. Als ihr Finn erzählt, dass sie kein Mensch, sondern ein Troll ist und zum Clan der Tryll gehört, glaubt sie ihm anfangs nicht. Doch nachdem sie kurz darauf beinahe von einem konkurrierenden Trollclan entführt wird, begleitet sie Finn, der Wendy in ihr wahres Zuhause bringt. Dort begegnet sie ihrer leiblichen Mutter, der Königin der Tryll, und ist von deren Kälte ihr gegenüber entsetzt. Mit Finns Hilfe beginnt sie sich aber bald im Reich der Tryll einzuleben. Doch die Gefahr ist noch nicht vorüber, denn die Feinde ihrer Mutter warten nur auf einen Gelegenheit, Wendy in die Finger zu bekommen …

Die Idee ist unterhaltsam, allerdings konnte das Potential der Geschichte bei der Umsetzung leider nicht ausgeschöpft werden.


Stil und Sprache
Die Geschichte ist in der 1. Person mit Wendy als Hauptperson geschrieben. Dadurch weiß der Leser immer nur so viel, wie die Hauptperson – im Falle dieser Geschichte nämlich nichts. Da Wendy auf die Fragen, die sie Finn, ihrer leiblichen Mutter und den Tryll, mit denen sie im Lauf der Geschichte spricht stellt, kaum eine hilfreiche Antwort bekommt, stolpert der Leser ebenso gefrustet wie Wendy durch die Story. Das geht zu Lasten der Spannung, die zwar immer vorhanden ist, aber selten wirklich zum Tragen kommt.
Hat man die Geschichte beendet, bemerkt man bald, dass man im Prinzip zum Ausgangspunkt zurückgekehrt und nahezu alles wieder fast genau so ist, wie zu Beginn der Geschichte.

Auch wenn in dieser Fantasygeschichte wegen der „Andersheit“ der Trolle, die sich hier Tryll nennen, und auch durch ihre Fähigkeiten besondere Umstände herrschen, ist die Handlung nicht durchdacht und auch unter der großzügigsten Berücksichtigung des „fantastischen Anteils“ oft recht unglaubwürdig. Auch die Handlungen der Tryll sind überwiegend eigenartig und nicht nachvollziehbar, egal ob es sich nun um die Reaktion der Königin jener von Finn oder die der anderen Figuren handelt. Die Orte sind knapp, aber recht gut vorstellbar beschrieben, wobei auch hier die Entfernungen und anderen Kleinigkeiten nicht wirklich immer harmonieren.

Der Schreibstil ist einfach, gut verständlich und kommt der angepeilten Altersgruppe entgegen. In der Handlung wurde Themen der angepeilten Altersgruppe wie „Ausgegrenzt sein“, „Eltern–Kind-Problematik in der Pubertät“ und „Erste Liebe“ aufgegriffen und jungendgerecht dargestellt.
Da die Hauptperson ihre Rolle als verzogenes, ziemlich rücksichtsloses Mädchen – das nur dann friedlich ist, solange alles nach ihren Willen läuft – von Beginn an perfekt spielt, will man sich mit ihr möglicherweise nicht durchgehend identifizieren. Auch ist bei dieser Protagonistin der Nutzen der „Ich“-Perspektive ein zweischneidiges Schwert. So kann man zwar ihre Ängste, Gedanken und Wünsche gut nachvollziehen, jedoch gereicht ihr das, durch ihren relativ egoistisch gezeichneten Charakter, jedoch nicht immer zum Vorteil. Bedauerlicherweise haben sowohl Wendy als auch die anderen Figuren im Buch kaum bis keine Möglichkeiten, um sich sichtbar weiterzuentwickeln oder zu reifen.

Wendy beginnt die Geschichte als ein – von ihrer Tante und ihrem Bruder verwöhntes – Mädchen, das ihr langweiliges „normales“ Leben mit einem kurzen Telefonanruf und der Überzeugung, „sie würden für mich ja nur das Beste wollen“ zurücklässt, als sie in ihre „richtige“ Familie zurück gebracht wird. Am Hof der Tryll angekommen, wird dem Leser bald suggeriert, dass von Wendy im Prinzip nicht viel mehr erwartet wird, als dass sie gut aussieht und perfekte Manieren an den Tag legt. Finn, der verantwortlich ist, dass Wendy alle Regeln, die eine Prinzessin kennen muss, in kürzester Zeit lernt, erwartet ebenso wie ihre Mutter, dass sie alles an Wissen in die Wiege gelegt bekommen hat. Und so erfahren weder Wendy noch der Leser, was eigentlich genau von Wendy erwartet wird. Ge- und Verbote kommen immer nur dann zur Sprache, wenn Wendy diese bereits gebrochen hat und sie eine Rüge von ihrer Tryllmutter oder von Finn bekommt. Allerdings kennen weder der Leser noch Wendy die Spielregeln am Königshof und jedes Mal, wenn die Sprache darauf kommt, lenken die Figuren ab oder schweigen. Das macht es unmöglich, die Gesetze, Regeln und Handlungsgründe der Tryllgesellschaft zu durchschauen, was Dialoge und Szenen oft sehr befremdend wirken lässt.
Die Vorgehensweise der adeligen Trolle, ihre Kinder gegen Menschenkinder auszutauschen, klingt im ersten Moment spannend, ist aber – so wie die ganze Story – nicht wirklich zu Ende gedacht. Die Folgen, wie fehlende gefühlsmäßige Bindungen an Eltern und andere Personen wurden zwar im Geschichtsverlauf angesprochen, doch bei einem Teil der handelnden Personen durch ihre Handlungen wieder negiert.

Alles in allem hätte es eine spannende Geschichte werden können, wäre die Handlung besser durchdacht und realistisch betrachtet worden und wenn die Figuren ihren Möglichkeiten und Charakter gemäß handeln würden, hätten sie auch Gelegenheit gehabt, sichtbar an der Situation zu wachsen.


Figuren
Die Hauptperson Wendy ist ein forderndes, ich-bezogenes Kind, das von ihrer Mutter gehasst, aber von ihrem Bruder geliebt wird. Nach dem Versuch ihrer Mutter sie zu ermorden, werden Wendy und ihr Bruder Matt von ihrer Tante aufgenommen. Wendy bleibt aufbrausend, auf sich bezogen und wird – trotz ihres Verhaltens – von ihrem Bruder und ihrer Tante verwöhnt und behütet. Obwohl sie romantische Gefühle für Finn entwickelt, verändert sich ihr Charakter nicht wesentlich, auch als sie dann bei den Tryll lebt. Finn ist ein geheimnisvoller junger Mann, der sich in Wendy verliebt, allerdings durch seine Stellung im Reich der Trolle keine Chance auf eine enge Freundschaft oder Liebesbeziehung mit Wendy, der Prinzessin, hat. Er würde sein Leben geben, um sie zu beschützen und aus diesem Grund verzichtet er auf eine Auslebung seiner Gefühle, da er das Wohl Wendys vor seines stellt.
Tove ist ein junger Tryll, der erst seit kurzem bei seinen richtigen Eltern lebt und über starke Kräfte verfügt. Er wirkt am Beginn distanziert und unsympathisch, entpuppt sich aber im Lauf der Geschichte als patenter junger Mann, der Wendy nicht nur einmal hilft. Elora, die Königin der Tryll, ist ebenso verwöhnt und Ich-bezogen wie ihre Tochter. Sie erwartet, dass alle wissen was sie will, ohne dass sie ein Wort darüber verliert und geht ganz in ihrer Königinnenrolle auf.
Matt, Wendys Bruder, passt auf seine Schwester auf und versucht sie vor allem Bösen zu behüten und lässt sich von ihr auf der Nase herumtanzen. Als Wendy verschwindet, ist er fix und fertig.

Die Nebenpersonen wurden kurz charakterisiert, dienen aber meistens als Dekoration und um den Trollhof zu bevölkern und ab und zu einige Tatsachen zu erklären. Alles in allem wirken sie eher statisch und ihre Handlungen und Motive wirken meistens nichtssagend und uninteressant. Einzig Finn hat als starkes nachvollziehbares Motiv das Bestreben, Wendy unbedingt zu beschützen, da er sich in sie verliebt hat. Mich konnte die Hauptfigur nicht wirklich ansprechen, da sie auf mich zu egoistisch, rücksichts- und ziellos gewirkt hat.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover des Paperbackbuches ist die Figur eines jungen Mädchens in einem weißen Kleid zu sehen, das mit einer Blume in der Hand auf einem Mohnfeld sitzt, während sich im Hintergrund der Schattenriss eines Schlosses vor einem dramatisch roten Himmel abhebt. Das Coverbild passt gut zum Genre, aber – ebenso wie der Titel – nur im weiteren Sinne zum Inhalt. Das Buch besteht aus einem Prolog und 24 Kapiteln, die alle mit einem Titel versehen und deutlich voneinander abgegrenzt sind.


Fazit
Die Idee hinter der Geschichte ist interessant, allerdings konnte sie nicht wirklich ansprechend und spannend umgesetzt werden. Dafür hätte die Handlung besser durchdacht und die Figuren charismatischer gezeichnet sein müssen. Da bei diesem Buch besonders der persönliche Stil- und Geschichtsgeschmack eine große Rolle spielt, sollten die Leser unbedingt die Leseprobe nutzen, um sich eine eigene Meinung zu bilden.


2 5 Sterne


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