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Kategorie: Dystopien

Vertraue niemandem.
Denn jemand will deinen Tod.
Es könnte jeder sein.

Eine Welt, die perfekt und gerecht erscheint. Sechs Studenten, die dachten, sie kennen die Wahrheit. Doch plötzlich sind sie auf der Flucht, verraten, verfolgt und dem Schicksal ausgeliefert.

Der Auftakt zu einer packenden Thriller-Trilogie, vielschichtig und raffiniert.

 

Die Verratenen 

Autor: Ursula Poznanski
Verlag: Loewe
Erschienen: Oktober 2012
ISBN: 978-3-7855-7546-8
Seitenzahl: 464 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ria wächst wohlbehütet in einer Sphäre auf, geschützt vor der unmenschlichen Kälte außerhalb dieser von Menschen erschaffenen Kuppeln, die ein angenehmes Leben ermöglichen. Sie gehört zu den besten Studentinnen, wird später eine wichtige Rolle in der Ordnung der Sphären einnehmen. Doch dann belauscht sie durch Zufall ein Gespräch und muss feststellen, dass ihr Leben bedroht ist. Sie - und weitere Studenten - werden des Verrats beschuldigt und sollen kurzfristig aus dem Weg geschafft werden. Doch bei dem Versuch, sie zu töten, können die Studenten fliehen und finden sich kurz darauf als Gefangene der gefürchteten Außenbewohner wieder. Diese Begegnung stellt alles auf den Kopf, dass Ria bisher zu wissen glaubte ...

Die Idee hinter diesem Auftaktband ist überaus gelungen und interessant, allerdings ist die Umsetzung nicht so spannend gelungen, wie es "der Auftakt zu einer packenden Thriller-Trilogie" vermuten lässt und man es von Büchern wie Saeculum von Ursula Poznanski gewohnt ist. Auch scheinen sich Vitros, also künstliche Menschen, in Dystopien immer größerer Beliebtheit zu erfreuen, denn man trifft sie beispielsweise auch in Bernd Perplies' Flammen über Arcadion an. Die Ausgestaltung ist allerdings eine gänzlich andere.


Stil und Sprache
Ursula Poznanski empfängt ihre Leser mit einem klaren, gradlinigen Stil, schnörkellos, wie es zur Geschichte passt. Dabei beschränkt sie sich auf die erste Person aus Sicht der Hauptfigur Ria, wodurch man stets nur so viel weiß, wie die Figur selbst. Ein gelungener Kniff, der generell zum Spannungsaufbau beiträgt, allerdings sucht man eben dieses Element über weite Strecken der Geschichte vergeblich. Es gibt zwar zahlreiche interessante Begebenheiten, doch richtige Spannung will - wenn überhaupt - nur selten aufkommen, dafür ist das Tempo des Romans zu gemächlich. Selbst als sich die Ereignisse - leider nur kurzfristig - überschlagen und Ria und ihre Freunde nach der erfolgreichen Flucht vor den Sentinel von einem Rudel Wölfe gejagt werden, um anschließend Prims - Außenbewohnern - in die Hände zu fallen, fehlt das gewisse Etwas, das den Funken überspringen lässt. Erst ab der Hälfte des Romans entsteht eine geladene(re) Atmosphäre, gesät durch Misstrauen, die jedoch ebenfalls nicht lange aufrechterhalten werden kann.

Ursula Poznanski hat sich für das Präsens entschieden, was für eine Unmittelbarkeit der Geschehnisse sorgt, die mit der Vergangenheitsform nicht so leicht erreicht werden kann. Umso irritierender ist daher die Formulierung "Wie sich später herausstellt [...]" auf Seite 298, die einen Bruch der gewählten Erzählform darstellt. Auch stolpert man teilweise über nicht ganz geschmeidige Sätze und Wortwiederholungen, die vermeidbar gewesen wären. Insbesondere das Wort "doch" scheint es der Autorin angetan zu haben, denn sie benutzt es auffallend oft, z.B. auf Seite 415/416 gleich dreimal innerhalb von vier Zeilen, wobei davon zwei aufeinanderfolgende Sätze mit "doch" beginnen. Das geht eleganter!

Die Ausgestaltung der Welt und ihrer Bewohner ist der Autorin gut gelungen. Die Details fließen nach und nach - durch Handlungen und Gespräche - in die Geschichte ein, sodass sich mit der Zeit das Gesamtbild erschließt, ohne dass es langer Erklärungen bedarf. Dinge, die für uns selbstverständlich sind - wie freistehende Häuser, Sonnenblumen, Wiesen und das Gefühl von Sonne auf der Haut - kennen die Bewohner der Sphären nur noch aus Geschichtsbüchern und Romanen. All das wird glaubhaft und nachvollziehbar vermittelt.


Figuren
Im Verlauf der Geschichte trifft man auf zahlreiche Figuren, die zwar dreidimensional ausgestaltet sind, von denen aber bei weitem nicht alle im Gedächtnis haften bleiben. Der achtzehnjährigen Hauptfigur Ria ist man allein schon aufgrund der Ich-Form sehr nahe und kann sich meist gut mit ihr identifizieren. Sie ist ein Vitro Klasse 1, gereiht auf der Nr. 7 der Akademie, ihr Freund Aureljo ist sogar die Nr. 1 und ein ebenso sympathischer wie dickköpfiger Charakter, der an das Gute der Sphären glauben will. Beide gehörten also zur Elite in den Sphären, doch in der Außenwelt wirken sie naiv und ungebildet (zumindest auf die Prims).
Neben diesen beiden haben die sensible Tomma, der intelligente Fleming und weitere Figuren wichtige Rollen inne. Doch so lebendig ausgestaltet sie auch sind, fällt es dennoch nicht leicht, Zugang zu ihnen zu finden - zu groß ist die Distanz, zu naiv wirken gerade anfangs die so talentierten und intelligenten "Lieblinge". Andererseits glauben sie nur, was ihnen ihr Leben lang weiß gemacht worden ist ...


Aufmachung des Buches
Das schwarz gebundene Buch ist mit einem eher unauffälligen Schutzumschlag versehen, der wenig aussagekräftig und auch nicht unbedingt ansprechend gestaltet ist. 33 unterschiedlich lange Kapitel, schlicht durchnummeriert, führen den Leser in angenehmer Schriftgröße durch das Geschehen. Die Qualität der Bindung und des Papiers ist verlagstypisch einwandfrei.


Fazit
Eine interessante Grundidee in einer schwächelnden Umsetzung. Von Ursula Poznanski ist man wahrlich Besseres - und vor allem auch Spannenderes - gewohnt! Dennoch zeichnet sie ein interessantes und bezeichnendes Gesellschaftsbild.


2 5 Sterne


Hinweise
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