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Vor acht Jahren löschte Daniel Pell auf einen Streich eine ganze Familie aus – zumindest beinahe: Nur die neunjährige Tochter hat diese schreckliche Nacht überlebt, verborgen zwischen den Kuscheltieren in ihrem Bett. Der hochintelligente Psychopath Pell, den die Presse bald nur noch „Charles Mansons Sohn“ nannte, konnte damals gerichtlich überführt und zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Daniel Pell selbst hat jedoch bis heute zu allen Vorwürfen geschwiegen. Nun erhält die Körpersprache-Expertin Kathryn Dance die einmalige Gelegenheit, dem Mörder endlich ein umfassendes Geständnis zu entlocken. Doch während des Verhörs kommt es zur Katastrophe: Pell gelingt die Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis! Und nur Kathryn Dance kann jetzt noch verhindern, dass seine grausige Leidenschaft neue Opfer fordert. Dafür muss die brillante Ermittlerin jedoch ganz tief in Daniel Pells Psyche eintauchen – ein Höllentrip, von dem es vielleicht keine Wiederkehr für sie gibt …

 

  Autor: Jeffery Deaver
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 02/2008
ISBN: 978-3764502836
Seitenzahl: 544 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Es handelt sich um den ersten Band einer neuen Serie, quasi ein „Spin-off“ der Rhyme/Sachs-Romane. Kathryn Dance, die als Verhörspezialistin bereits in „Der gehetzte Uhrmacher“ eine Nebenrolle hatte, löst ihren ersten eigenen Fall. Der beginnt mit dem Verhör von Daniel Pell, einem verurteilten Mörder, der in einem anderen Fall befragt werden soll. Pell nutzt seine Chance zu einer spektakulären Flucht und wird in der Folge von allen verfügbaren Polizeikräften gejagt. Kathryn Dance nutzt ihre kinetischen Fähigkeiten, um bei früheren Opfern von Daniel Pell verschüttete Erinnerungen zu wecken, die helfen könnten, Pells Pläne zu verstehen und seine Schritte vorauszusehen. Dabei gerät sie natürlich auch selbst ins Blickfeld des mehrfachen Mörders und muss um sich und ihre Familie fürchten.


Stil und Sprache
Die Geschichte klingt erst einmal recht simpel, mehrfacher Mörder auf der Flucht, da muss man sich als Autor schon was einfallen lassen, um 544 Seiten zu füllen. Aber erstaunlicherweise gelingt Jeffery Deaver das Kunststück, diese Seiten keinen Moment langweilig werden zu lassen. Auch wenn die Verhörtechniken und die Körpersprache der Befragten teilweise sehr ausführlich beschrieben werden, bleibt es doch immer interessant und wissenswert zu erfahren, wie Menschen unter Stress reagieren.

Die Geschichte hat immer wieder unerwartete Wendungen und neue Aspekte. Auch wenn man als geübter Deaver-Leser weiß, dass jetzt gleich etwas kommen muss, so weiß man eben doch nicht, was denn eigentlich kommt und es bleibt spannend. Wer schon einmal einen Lincoln Rhyme/Amelia Sachs-Krimi gelesen hat, ist auch nicht überrascht, dass kurz vor Schluss, wenn man eigentlich denkt, das war’s jetzt, noch einmal ein Highlight kommt, das alles wieder in ein anderes Licht rückt.

Das einzig Störende ist in meinen Augen, dass mehrmals Wendungen eingeleitet werden, ohne dass der Leser „eingeweiht“ ist, dass z.B. auf ein Papier verwiesen wird, das Kathryn Dance den entscheidenden Hinweis gibt, aber dieses Papier nicht näher erläutert wird, so dass der Leser sich ein bisschen betrogen fühlt, weil er die Pointe nicht mitbekommt.


Figuren
Kathryn Dance war schon in „Der gehetzte Uhrmacher“ eine sympathische, aber etwas distanziert wirkende Person. Das bleibt auch in „Die Menschenleserin“ so, man kommt ihr nicht wirklich nahe. Sie ist sehr professionell, aber immer, wenn ihr Privatleben zur Sprache kommt, zieht sie sich zurück, auch vom Leser. Da gibt es einen verstorbenen Ehemann, zwei halbwüchsige Kinder, eine halbgare Beziehung zu einem gewissen Brian und ihre Eltern, die sich um sie und die Kinder kümmern. So richtig schlau wird man als unbefangener Leser nicht aus Kathryn, aber es muss ja auch noch Raum für weitere Bände bleiben.

Teilweise wird die Handlung auch aus Sicht anderer Personen, etwa Daniel Pell selbst, geschildert. Pell ist ein Soziopath, dessen Gedankengänge man nicht immer nachvollziehen kann, aber es ist auf jeden Fall interessant, auch von seinen Gefühlen und Ängsten zu lesen.

Es gibt noch viele weitere Personen, die allerdings schwerer greifbar sind und teilweise ziemlich blass bleiben, so zum Beispiel Kathryns Eltern oder ihr Kollege Michael.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein gebundenes Buch, das Cover ist in dunklen Farben gehalten, im Hintergrund ist eine „typische“ Verhörsituation dargestellt (Deckenlampe und leerer Stuhl). Der etwas düstere Gesamteindruck passt zum Inhalt.

Innen gibt es über sechzig Kapitel, schön wäre noch eine kleine Landkarte gewesen, auf der man die Fluchtroute Daniel Pells hätte nachvollziehen können.


Fazit
Dreieinhalb Sterne für eine gelungene Idee, die nicht immer optimal umgesetzt wird (siehe Figuren), für Fans von Jeffery Deaver sicher ein Muss. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.


3 5 Sterne


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