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Neuseeland 1844: Wie viele andere Emigranten hoffen die 15-jährige Waise Lina und ihre kleine Schwester Rieke auf einen Neuanfang am anderen Ende der Welt. Lina findet beim deutschen Farmer Treban eine Stelle als Hausmädchen – und verliebt sich prompt in dessen Sohn Alexander. Doch er scheint ein Geheimnis vor ihr zu verbergen. Denn warum zeigt er sich so abweisend? Und was hat seine Maori-Tätowierung zu bedeuten? Als Treban plötzlich die asthmakranke Rieke loswerden will, muss Lina eine folgenschwere Entscheidung treffen …

 

Die roten Blueten von Whakatu 

Autor: Inez Corbi
Verlag: cbj Verlag
Erschienen: 02.04.2012
ISBN:  978-3-570-15330-7
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nach dem Tod ihrer Eltern steht die 15-jährige Waise Lina vor dem Nichts. Ohne Geld, ohne Zuhause und ohne Aussicht auf eine Zukunft entschließt sie sich, mit ihrer kleinen Schwester Rieke von Deutschland nach Neuseeland auszuwandern. Als die beiden Mädchen nach einer Reise voller Entbehrungen endlich im neuseeländischen Hafen Nelson ankommen, erfahren sie, dass die Versprechungen von Arbeit und Unterkunft, die den Einwanderern gemacht worden waren, nicht mehr gelten. Nur mit viel Glück gelingt es Lina bei dem Farmer Treban eine Stelle als Kinder- und Hausmädchen zu ergattern und hat so einen Platz zum Schlafen und genug zu essen für sich und ihre Schwester. Doch Linas Arbeitgeber, Herr Treban, schuldet dem unangenehmen Mr. Seip noch Geld, was dieser ausnutzt, um die Familie unter Druck zu setzen. Während sich Lina in Alexander - den ältesten Sohn ihres Hausherrn - verliebt, läuft die Frist zum Zurückzahlen des Geldes unerbittlich ab. Das Leben der Trebans wird immer schwieriger, Rieke wird krank und bald braucht Lina all ihre Kraft, um ihre neue, kleine Familie zusammenzuhalten.

Die historische Geschichte wurde spannend und trotzdem altersgerecht umgesetzt. Durch die sympathische, sehr erwachsen handelnde Protagonisten Lina werden die Schwierigkeiten, mit denen die Auswanderer damals zu kämpfen hatten, anschaulich und gut nachvollziehbar dargestellt. Der Roman wird nicht nur die angepeilte Altersgruppe, sondern auch ältere Leser begeistern können.


Stil und Sprache
Die Geschichte ist in der dritten Person geschrieben und orientiert sich überwiegend an Linas Sicht der Dinge, an ihren Gefühlen und Handlungen. Der Roman wird geradlinige erzählt und beginnt mit Linas Entscheidung auszuwandern. Rückblicke gibt es kaum, und wenn, sind sie unauffällig in die Geschichte eingeflochten, sodass sie das Erzähltempo nicht stören. Die Wortwahl ist einfach, gut zu verstehen und dadurch besonders eindringlich. Große literarische „Schnörkel“ oder lang anhaltende Gefühlsüberschwänge wird man hier nicht finden, dazu ist die Handlung zu straff, und das hält die Geschichte auch durchwegs spannend. Die zarte Romanze zwischen Alexander und Lina ist zwar gut erkennbar, bleibt aber dezent im Hintergrund und gibt der Story einen romantischen Hauch.

Die Probleme, denen sich Lina stellen muss, sind nachvollziehbar und groß genug bemessen, um echte Schwierigkeiten darzustellen, aber gleichzeitig so gewählt, dass sie lösbar sind, bzw. sich mit Hilfe der Mitmenschen überwinden lassen. Da sich die Geschichte hauptsächlich um Lina dreht, bleiben jedoch die anderen Figuren teilweise etwas zu sehr im Hintergrund. Die Beschreibungen der Orte fallen recht knapp aus. Hier hätten der Story möglicherweise etwas mehr Details und ein bisschen genauere Beschreibungen gut getan.
Die historischen Tatsachen sind ebenso gut in die Geschichte eingeflochten wie Linas Ansichten und Vorstellungen, die auch gut in die beschriebene Zeit passen. Die zarte Liebesgeschichte, die sich im Lauf des Buches langsam zwischen Lina und Alexander anbahnt, wurde absolut sanft und jugendgerecht umgesetzt und umspielt nur ganz dezent die eigentliche Handlung. Auch das frühe „Erwachsen werden“ der Protagonistin durch die Verantwortung, die sie in so jungen Jahren erst für ihre Schwester und dann für die Familie Treban übernehmen muss, ist in der Geschichte sehr lebending beschrieben und daher gut zu verstehen.

Die Altersempfehlung „ab 12 Jahren“ ist klug gewählt, da der unkomplizierte Schreibstil zwar jüngere Leser ansprechen würde, sie mit dem Inhalt und der Aussage der Geschichte aber womöglich etwas überfordert wären. Kinder und Jugendliche der angepeilten Altersgruppe werden aber bestimmt ebensoviel Freude mit dem Buch haben, wie etwas ältere Leser, die gerne historische Romane lesen.


Figuren
Die Hauptperson Lina ist am besten ausgearbeitet, da die Geschichte hauptsächlich aus ihrer Sicht erzählt wird. Mit ihren Wünsche, Ansichten und Handlungen dominiert die sympathische Protagonistin  die Handlung, sodass der Leser sehr intensiv mit ihr mitfühlen kann. Sie wächst kontinuierlich an den schwierigen Situationen, in die die beiden Schwestern geraten, und wirkt teilweise viel älter als 15 Jahre. Rieke ist zwar ebenfalls von Anfang an dabei, dennoch dient sie hauptsächlich als Katalysator in der Geschichte, damit einige Handlungen erst möglich werden.
Herr Treban ist Hausherr und übernimmt in gewisser Weise etwas die Vaterfigur. Alexanders Rolle ist etwas mysteriös und klärt sich erst gegen Wende der Geschichte auf. Der Fiesling Mr. Seip ist eine permanente Bedrohung für die Trebans und erst gegen Ende des Buches kommt heraus, warum er zu der Familie so besonders garstig ist.

Da auch die Nebenfiguren, obwohl sie eher spärlich ausgearbeitet sind, nachvollziehbare Gründe für ihr Handeln haben, sind alle Akteure sehr motiviert und versuchen ihre Position so gut als möglich zu vertreten.      


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Das Coverbild zeigt eine nebelige Berglandschaft, in der auf einem See ein Boot mit einer Person zu sehen ist. Die verschlungenne Muster im oberen Drittel des Covers erinnern an die Tätowierungen der Maori und die roten Blüten, die in der linken oberen und rechten unteren Ecke zu sehen sind, spiegeln den Buchtitel wider.

28 durchnummerierte und deutlich gekennzeichnete Kapitel sind durch eine Leerzeile in kleinere Abschnitte unterteilt. Die Schriftformatierung ist etwas größer gewählt und deswegen ganz besonders leserfreundlich. Erwähnenswert ist, dass die ersten paar Worte in jedem neuen Kapitel in Schreibschrift gedruckt sind. Dem Roman schließen sich ein Nachwort und Dank der Autorin an. Es folgt eine Zeittafel und auf dem letzten Blatt eine Kurzvita mit Bild der Autorin.


Fazit
Das Buch präsentiert sich als sehr spannender, historischer Roman, der in Inhalt, Schreibstil und Schriftformatierung zwar sehr gut auf das Alter 12+ abgestimmt ist, jedoch mit Sicherheit auch ältere Leser begeistern kann. Ein absolut empfehlenswerter Tipp für alle jungen und etwas älteren Leseratten.

4 Sterne


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