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In einem amerikanischen Gefängnis, das die Insassen »Under Grand Hotel« nennen, sitzt auch der Japaner Sen wegen Mordes ein. Dort herrschen raue Sitten und Sen ist auf den Schutz von Sword, dem Anführer der Gefangenen, angewiesen, um zu überleben. Aber diesen Schutz muss Sen mit seinem Körper bezahlen …

 

Under grand Hotel 01 

Originaltitel: Under Grand Hotel
Autor: Mika Sadahiro
Übersetzer: Maya Hinrichs
Illustration: Mika Sadahiro
Verlag: Tokyopop
Erschienen: November 2012
ISBN: 978-3-8420-0656-0
Seitenzahl: 356 Seiten
Altersgruppe: ab 18 Jahren


Die Grundidee der Handlung
Als der in den USA studierende Japaner Sen Owari wegen Mordes verurteilt und in das berüchtigte ‚Under Ground Hotel‘-Gefängnis eingewiesen wird, ändert sich sein Leben komplett. In der auch ‚Under Grand Hotel‘ genannten Haftanstalt sitzen ausschließlich Schwerverbrecher ein, sodass Sen mit der Haft an sich, aber vor allem auch mit den anderen Insassen erst einmal umzugehen lernen muss. Und besonders mit Sword Fish, dem Häftlingsboss, muss er sich auseinandersetzen, da dessen Wohlwollen Sicherheit bedeutet …

Under Grand Hotel 1 bezieht einen Großteil der Dramatik und Spannung daraus, dass der Handlungsort gleichbleibt und man auftretenden Konflikten im wahrsten Sinne des Wortes nicht aus dem Weg gehen kann. Was am meisten Probleme bereitet, liegt auf der Hand: Der Freiheitsentzug und das Wissen darum, dass man das Gefängnis nie lebend verlassen können wird. Auch Rassenkonflikte werden am Rande aufgegriffen, so ist Sen als einziger Japaner anfangs ziemlich auf sich selbst gestellt. Neben Sen werden einige weitere Akteure, beispielsweise die Häftlinge Norman und Walter sowie der spätere Gefängnisleiter Muto, stärker beleuchtet, allen voran natürlich Sword Fish, ein junger Afroamerikaner, der unter den Gefangenen das Sagen hat. Bemerkenswert ist hierbei, dass es beim ersten Mal keine Vergewaltigungsszene zwischen Sword und Sen gibt, was man aufgrund des Schauplatzes durchaus hätte erwarten können. Allerdings intrigiert Sword so, dass die Dinge nach seinem Wunsch laufen. Zwar gibt es letztendlich keine Blümchenromantik, aber dennoch schafft es die Manga-ka, zwischen einzelnen Personen emotionale Bande sichtbar zu machen und diese weiterzuentwickeln. Der Altersempfehlung ist jedoch unbedingt Folge zu leisten: Besonders aufgrund der Härte in jeglichen Belangen (Sex, Gewalt, Sprache) ist der Manga ausdrücklich nur erwachsenen Lesern zu empfehlen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Der in japanischer Leserichtung angelegte Manga ist schwarz-weiß gedruckt. Zu Beginn des Bandes sind aber zwei farbige Illustrationen der Protagonisten abgedruckt, die sich später noch als Kapitelabbildungen wiederfinden. Diese einleitenden Abbildungen gibt es oft und sie führen meist direkt die Handlung weiter. Die Übersetzung ist gelungen und trifft den harschen Ton des Originals sehr gut (z.B. Japse, Schlampe); der Text ist in Groß- und Kleinbuchstaben gedruckt und gut lesbar. Nur wenn Erklärungsbedürftiges mit einem Sternchen markiert und in der Nähe des betreffenden Panels erläutert wird, ist die Schrift bei diesen Übertragungen kleiner. Die Sprechblasenzuordnung ist unproblematisch und wenn Sen oder Muto japanisch reden, wird dies durch eine rechteckige Blasenform kenntlich gemacht, deren Ecken abgerundet sind. Die Soundwörter sind übersetzt oder die Übersetzung steht neben den Schriftzeichen. Die Panels sind linear angelegt und werden von Akteuren und Sprechblasen durchbrochen.

Sadahiros Figuren verfügen über abgerundete Kinn- und Nasenpartien. Da sie alle über völlig unterschiedliche Gesichts- und Körperformen verfügen, lassen sie sich problemlos auseinanderhalten. So gibt es muskelbepackte Hünen mit Glatze und Tattoo ebenso wie Männer mit normaler Statur. Auffällig ist die Gestaltung der Augen: Den Iriden werden nicht durch kreisrunde Linien, sondern nur durch viele kleine Striche Form gegeben. Bemerkenswert ist auch Sword Fish, da dunkelhäutige Akteure in Mangas selten sind, spielen die Geschichten doch meist in Japan. Typisch Japaner hat Sen dagegen denn auch eine helle Haut, dunkle Augen und schwarze Haare, während Sword braune Dreadlocks und graue Augen hat. Zudem wird er mit Ohrringen gezeichnet und ihm gehört eine Kette mit einem Kreuzanhänger, ein Erinnerungsstück an seine Mutter, welches später auch Sen trägt. Alle Häftlinge werden außerdem mit Gefängniskleidung bedacht.

Die Haftanstalt ist zwar der einzige Handlungsort in Under Grand Hotel 1, bietet aber dennoch eine interessant umgesetzte Kulisse. Neben den Zellen, die von den jeweiligen Insassen verschieden ausgestattet sind - z.B. bei Norman mit Pflanzen, Büchern und einem Computer oder bei Sen und Sword mit Postern, Radio und einem Othello-Spielbrett -, finden sich unter anderem noch Büro- und Duschräume, Bibliothek, Speisesaal und Krankenzimmer. Häufig befinden sich hinter den Personen aber Leerflächen, Grauverläufe oder Muster. Bei den seltenen komischen Szenen wird manchmal auch ein Stern neben die Akteure gesetzt, aber große Überzeichnungen der Figuren gibt es nicht. Dynamische Stellen werden durch Speedlines betont. Erotische Passagen kommen oft vor, werden ausführlich dargestellt und recht explizit widergegeben, wobei sie anfangs größtenteils, der Story entsprechend, aufs Körperliche reduziert werden. Hierbei fließt durchaus auch mal Blut, ebenso wie bei einigen gewaltsamen Auseinandersetzungen.


Aufmachung des Manga
Die Serie wird in zwei Bänden herausgegeben und verfügt über einen deutlich größeren Seitenumfang als normale Mangas, was Under Grand Hotel 1 sehr preisgünstig macht. Da das typische Tokyopop-Format genutzt wurde, ist der Band beim Lesen auch handlich. Leider fehlen innerhalb der Handlung zwei Seiten. Der Verlag hat sich deshalb dazu entschlossen, die komplette Auflage erst einmal aus den Läden zu nehmen. Ein korrigierter Nachdruck wird mit den Dezember-Veröffentlichungen herausgegeben. Zudem können Leser mit dem fehlerhaften Band diesen dann gegen einen überarbeiteten austauschen.

Auf dem Cover ist Sword Fish vor dunklem Grund zu sehen. Die Abbildung setzt sich auf dem Cover von Band 2 noch fort, wie man u.a. an den Handschellen sieht, die rechts aus dem Bild hinausführen. Der glänzende und hochgestanzte goldene Titelschriftzug ist dezent und unaufdringlich. Auf der Buchrückseite finden sich neben dem ebenso wie auf dem Cover gedruckten Titel nur noch der gleichfalls goldene Klappentext und eine graue Abbildung von Handschellen vor dem schlichten dunklen Hintergrund. Diese spartanische Gestaltung mit den gedeckten Farben passt jedoch sehr gut zum Inhalt. Es gibt zu Beginn ein Inhaltsverzeichnis und am Ende des Bandes ein Extrakapitel, das allerdings nichts mit dem Verlauf des tatsächlichen Plots gemein hat.


Fazit
Definitiv etwas anderes, als man bisher auf dem deutschen Manga-Markt geboten bekommen hat: Under Grand Hotel 1 ist gnadenlos mitreißend! Jedoch ist die Altersempfehlung unbedingt einzuhalten und empfindlichere Leser sollten die Lektüre eher meiden. Bedauerlich ist der fehlerhafte Druck mit den entfallenen Seiten, was allerdings durch den Verlag behoben wird.


4 5 Sterne


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