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Kategorie: Fantasy

1864
Von der offiziellen Geschichtsschreibung nicht erwähnt, schickt Kaiser Napoleon III. von Frankreich am Rande seiner Feldzüge seine Armee und seinen Geheimdienst auf Missionen, die das Reich der Metaphysik, der okkulten Wissenschaften und der Sagen erforschen sollen. Sein Ziel: die Vorherrschaft über seine Gegner, England und Preußen. Auf der Kanalinsel Guernsey dient das Hauteville House, der Wohnsitz des im Exil lebenden Schriftstellers Victor Hugo, einer Handvoll republikanischer Soldaten als Hauptquartier. Von dieser verborgenen Basis aus versuchen sie, die kaiserlichen Pläne zu durchkreuzen.

Èglantine
Geboren 1835, aber ihre wahre Identität wird geheim gehalten. Es ist lediglich bekannt, dass sie schon seit dem Beginn von Victor Hugos Exil 1852 auf Jersey zu seiner Gefolgschaft zählt. Ihr Ehemann Hector, der ebenfalls Agent war, fiel 1863 in Amerika in der Schlacht von Gettysburg. Nach seinem Tod entschloss sich Èglantine, verstärkt bei Auslandseinsätzen mitzuwirken, um ihren Beitrag im Kampf für die Republik zu leisten.

Ihre Mission
Èglantine wurde unter dem Namen Marthe Lyon als Kindermädchen in die Entourage von Ernest de la Touque eingeschleust, einem militärischen Berater Napoleons III. Sie muss herausfinden, worüber der Kaiser mit den Südstaaten verhandeln will. Gleichzeitig eröffnen in Mexiko Gavroche und Zelda die Jagd auf die Chlodwig. Dieses mächtige kaiserliche Schiff nimmt Kurs auf Florida und hat als Fracht eine urzeitliche lebendige Waffe, die in der Lage ist, jedes noch so starke Heer zu vernichten … Ihr Ziel: Versenkt die Chlodwig!

 

Hauteville House 03 

Originaltitel: Hauteville House: 3. Le Streamer Fantome
Autor: Fred Duval
Übersetzer: Tobias Haßdenteufel
Illustration: Thierry Gioux
Verlag: Finix
Erschienen: Oktober 2012 
ISBN: 978-3-941236-69-1
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: empfohlen ab 10 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Als Gavroche und seine Gefährten in Begleitung der mexikanischen Truppen an der Ausgrabungsstätte eintreffen, finden sie lediglich die Spuren eines entsetzlichen Massakers. Die gegnerischen Soldaten sind alle aufs Entsetzlichste getötet worden. Lediglich ein Soldat ist noch soweit am Leben, dass er von den schrecklichen Geschehnissen berichten kann, die sich hier zugetragen haben. Von ihm erfahren sie, dass sie zu spät gekommen sind, und schon bald machen sie Jagd auf die Chlodwig, um den verzweifelten Versuch zu starten, sie aufzuhalten.

Derweil wird Eglantine in das Gefolge von Ernest de la Toque eingeschleust, um dort mehr über die gegnerischen Ziele herauszufinden.

Auch im dritten Teil der Serie wird die Handlung nahtlos fortgesetzt, daher benötigt man einige Seiten, um wieder in das Geschehen hineinzufinden. Insgesamt bleiben in diesem Teil zu viele Handlungsfäden offen, um ein befriedigendes Leseerlebnis zu bieten. Das ist jedoch der Fluch einer Serie mit sehr vielen Einzelfolgen. Glücklicherweise hat Finix die Veröffentlichung des nächsten Bandes bereits für Februar nächsten Jahres eingeplant.
Das Artwork ist wieder sehr gelungen und erfreut die Augen mit farbenprächtigen, detailreichen Zeichnungen, die eine sehr schöne Steampunk Atmosphäre verströmen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Thierry Gioux zeigt auch im dritten Band, dass er als Zeichner mitnichten zu den schlechteren seiner Zunft gehört. Die Szenen der See- / Luftschlacht ab Seite 16 können jedoch nicht so sehr überzeugen, da hier einige Panels auftauchen, die eher grob und lieblos ausgeführt sind. Im Vergleich zu den restlichen Illustrationen wirken sie etwas plump und detailarm. Besonders beeindruckend sind wieder die Darstellungen der Luftschiffe, der gewaltigen Raddampfer und Szenen von Häfen und Städten, in denen jede Menge dieser detailreich ausgearbeiteten Fortbewegungsmittel zu sehen sind. Hier zeigt Gioux voll und ganz, wo seine Stärken liegen. Seine Figuren hingegen sind vergleichsweise schlicht und auch deren Bekleidung ist niemals so sorgfältig dargestellt, wie die Takelage seiner Schiffe oder die Häuserflucht einer Ansiedlung. Das soll nicht bedeuten, das seine Figuren unansehnlich wären, aber sie erreichen einfach nicht das Niveau seiner technischen Darstellungen. Auch Landschaften liegen ihm nicht so sehr, aber die kommen in diesem Band so gut wie gar nicht vor. 

Seine Luftschiffe und Dampfschiffe sind die Hauptgründe, warum dieser Comic eine so wundervolle Steampunk-Ausstrahlung hat. Das Setting wirkt absolut glaubhaft und alle Fluggeräte sehen so aus, als könne man sie auch tatsächlich so bauen. Das Luftschiff "John Brown" wäre zwar ein ganz schön großer Brocken, aber technisch möglich wäre diese fliegende Festung vermutlich schon. Allerdings müsste die Konstruktion deutlich mehr Leichtbau aufweisen. Leider ist die perspektivische Darstellung der "John Brown" nicht immer gleichmäßig. Mal wirkt ihr Rumpf schlank und stromlinienförmig, später ist dann plötzlich ganz klar zu erkennen, dass das Heck breit wie bei einem großen Segelschiff ist. Auf anderen Darstellungen wirkt der Rumpf ungeheuer bauchig, und ein paar Panels weiter dann plötzlich wie ein breites, aber flaches Rennboot mit einem geraden Heck. Solch widersprüchliche Darstellungen sollten einem routinierten Zeichner eigentlich nicht passieren.

Beim Seitenlayout gibt es keine Neuerungen, es ist eher konservativ und mit Ausnahme von Panels, die sich im oberen Drittel einer Seite über zwei Seiten erstrecken, gibt es keine Besonderheiten. Die verwendete Schriftart ist eher schwer zu lesen, obwohl die Buchstaben recht groß sind. Das liegt am geringen Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben und den durchgängigen Großbuchstaben. Hier geht der Coolnesfaktor zu Lasten der Lesbarkeit.


Aufmachung des Comics
Der wunderschöne Hardcoverband ist perfekt verarbeitet und hat eine sehr gute Papierqualität. Die Farben sind brillant und der Druck ist gestochen scharf. Das matte Papier ermöglicht ein ungetrübtes Lesevergnügen, da es auf der Oberfläche des Papiers nicht zu Reflexionen kommt.

Das Covermotiv ist wieder einmal sehr gelungen. Das Motiv wirkt wie eine Szene aus "20.000 Meilen unter dem Meer", was sicher nicht ganz unbeabsichtigt ist, gilt Jules Verne doch quasi als einer der Urväter des Steampunk.


Fazit
Dieser Band hat zu viele offene Erzählstränge, um für sich alleine genommen rundum überzeugen zu können. Auch das Artwork lässt ein wenig nach. Dennoch geht die Story spannend weiter und lässt auf viele weitere Bände hoffen. In diesem Punkt wird die Serie ganz sicher nicht enttäuschen, denn im Original ist bereits Teil 8 erschienen. 


3 5 Sterne


Hinweise
Diesen Comic kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Zelda
Band 2: Reiseziel Tulum