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MÖRDERISCHES RITUAL

Am Palmsonntag finden die Nonnen des Klosters Rupertsberg auf dem Altar ihrer Kirche eine Leiche. Eine Schulfreundin ihrer Äbtissin ist offenkundig einem Ritualmord zum Opfer gefallen. Als die Journalistin Emma Prinz davon erfährt, wittert sie die große Story. Die Spuren weisen in die Vergangenheit – zu einem Mönch, der Selbstmord beging, und zu einem Manuskript aus der Feder Hildegards von Bingen.

 

Die Glut des Boesen 

Autor: Anette Huesmann
Verlag: Aufbau
Erschienen: 06/2012
ISBN: 978-3746628301
Seitenzahl: 382 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Emma Prinz ist freischaffende Journalistin und chronisch pleite. Als sie von einem angeblichen Ritualmord im Kloster Rupertsberg hört, wittert sie eine gute Story und vielleicht die Möglichkeit, damit fest bei einer Zeitung angestellt zu werden. Tatsächlich gelingt es ihr, ins Kloster vorzudringen, dort stößt sie jedoch auf genauso viel Widerstand bei ihren „Ermittlungen“ wie der zuständige Hauptkommissar Grieser. Die Nonnen schweigen beharrlich und irgendwo in der Vergangenheit lauert ein Geheimnis, das alle Beteiligten unbedingt für sich behalten wollen.

Die Idee, Morde in der Gegenwart mit den – teilweise umstrittenen – Schriften der Hildegard von Bingen in Verbindung zu bringen, ist nicht schlecht, hier aber etwas zu detailreich ausgeführt. Teilweise recht lange Ausführungen über Leben und Werk der berühmten Ordensschwester bremsen den Spannungsbogen immer wieder aus und das letztendliche „Ergebnis“ der Geschichte ist dann doch flauer als erwartet.


Stil und Sprache
Anette Huesmann hält sich zunächst nicht mit langen Vorreden auf, sondern wirft ihre Figuren und damit auch ihre Leser direkt ins Geschehen. Details über Vergangenheit und andere wichtige Dinge im Leben der Protagonisten kommen erst später ans Licht. Abwechselnd wird die Geschichte von Journalistin Emma Prinz, Hauptkommissar Griese und der Äbtissin Schwester Lioba erzählt, so dass der Leser stets über einiges mehr an Informationen verfügt als die handelnden Personen.

Spannung gibt es auch, wie aber schon erwähnt, wird der Aufbau derselben immer wieder gehemmt durch nähere Informationen über einzelne Figuren oder aber durch sehr theoretische Abhandlungen über das Leben und Wirken der Hildegard von Bingen. Zweifellos ist besonders Letztere eine interessante Persönlichkeit, in einem Krimi hätte man das Ganze aber sicher etwas knackiger unterbringen können. Auch das – doch sehr ausgewalzte – Privatleben und die persönlichen Verstrickungen der ermittelnden Personen untereinander wirken manchmal etwas weit hergeholt und konstruiert. Da setzt der eher lockere Stil der Autorin mit vielen Dialogen zwar einen Kontrapunkt, kann aber die Nachteile nicht ganz aufwiegen.


Figuren
Emma Prinz entspricht leider ziemlich genau dem Bild, das man als unbefangener Mensch wohl von einer freien Journalistin hat: Immer auf der Suche nach der Story, geht sie beinahe über Leichen und kennt kaum Skrupel, zumindest auf den ersten Blick. Denn natürlich ist sie im Innersten ein herzensguter Mensch, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte. Da sieht man buchstäblich das Leuchtschild „Achtung Klischee!“ vor dem inneren Auge blinken. Hauptkommissar Griese hingegen entspricht aus verschiedenen Gründen so gar nicht den gängigen Vorstellungen eines Durchschnittspolizisten, näher darauf eingehen kann ich allerdings an dieser Stelle nicht, ohne zu viel zu verraten.

Was die Nonnen angeht, bin ich mir nicht sicher, ob diese realitätsnah oder aber völlig lebensfremd geschildert werden, insgesamt werden sie aber ausreichend gut dargestellt. Allerdings ist es mir nicht gelungen, zu einer der vielen Figuren eine Art „Beziehung“ aufzubauen, irgendwie bleiben sie alle seltsam distanziert, was schade ist.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist recht düster aufgemacht und zeigt auf dem Cover einen von unten aufgenommenen Kirchturm, um den in der Dämmerung einige schwarze Vögel kreisen. Innen gibt es 31 nummerierte Kapitel, die jeweils mit Zitaten aus Schriften von Hildegard von Bingen überschrieben sind, sowie einen knappen Epilog, der auf die Zeit nach Aufklärung des Falles eingeht.


Fazit
Einen Krimi aus der Perspektive einer Journalistin bekommt man hier, der nicht immer atemberaubend spannend ist, aber mit interessanten historischen Ideen punktet. Gute Unterhaltung, nicht mehr und nicht weniger.


3 5 Sterne


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