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Wie eine Gefangene lebt Imma in der Wohnung einer Tante hoch im Norden Italiens, weit weg von ihrem Heimatdorf bei Neapel. Die Dreizehnjährige ist in grosser Gefahr. Als der Sohn eines Clanchefs sie zu vergewaltigen suchte, schlug sie mit einem Stein zu. Jetzt soll sie dafür bezahlen. In der Einsamkeit der endlos scheinenden Tage wird Immas Wunsch nach Freiheit immer größer, bis sie schließlich stundenweise hinausschleichen kann und den jungen Buchhändler Paolo kennenlernt. Seine Bücher eröffnen ihr eine neue Welt und geben ihr den Mut, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

 

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Originaltitel: L'ora di pietra
Autor: Margherita Oggero
Übersetzer: Peter Klöss
Sprecher: Merete Brettschneider
Verlag: Radioropa
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-8368-0642-8
Spieldauer: 493 Minuten, 5 CDs, 1 MP3-CD; ungekürzte Lesung

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Die Grundidee der Handlung
Die Zeit wird Imma lang. Stundenlang sitzt sie in der Wohnung einer ihr unbekannten Tante und wartet auf deren Rückkehr von der Arbeit. Sie ist hier nicht willkommen, das spürt sie genau. Immerhin bringt sie mit ihrer Anwesenheit auch die Tante in Gefahr. Denn hinter Imma ist die Mafia her. Die Dreizehnjährige hat sich gegen die drohende Vergewaltigung gewehrt, indem sie den Sohn des Clanchefs niederschlug. Ihre Familie hat daraufhin alles getan, um Immas Spuren zu verwischen. In der Abgeschiedenheit der stillen Wohnung macht sich Imma Gedanken über ihr Leben, ihre eigenen Wünsche, ihre Familie und auch über die angeheiratete - und längst wieder geschiedene - Tante. Immer klarer wird Imma, dass sie sich nun ein Leben lang wird verstecken müssen. Und dass sie das eigentlich nicht will.

Subtil und umsichtigt geht Margherita Oggero mit den Gefühlen des Mädchens um, das nicht nur eine bewegte Vergangenheit mit viel Leid hinter sich hat, sondern in der Einsamkeit der unbekannten Wohnung auch versucht, mit der neuen Situation klar zu kommen. Es ist eine feinfühlige Geschichte um Kettenreaktionen, Familienbande und Einsamkeit. Auch wenn es eine ganze Weile dauert, um der Erzählerin wirklich näher zu kommen, ist die geschilderte Situation sofort von bestechender Faszination. Je mehr sich Imma dem Hörer öffnet, desto realer wird das Mädchen. Schließlich gelingt die Identifikation mit Imma so gut, dass man nach den letzten Minuten des Hörbuchs nur schwer loslassen und in die eigene Wirklichkeit zurückkehren kann. Mit dem gekonnten Aufbau des Romans hat Margherita Oggero eine nachklingende Geschichte geschaffen, die über längere Zeit Spuren hinterlässt.


Darstellung des Hörbuchs
Merete Brettschneider ist als Sprecherin dieses Buchs nur von ihrer Stimmlage her eine gute Wahl. Sie verkörpert Imma sehr gut, schafft es, dem Mädchen alleine durch Tonlage und leicht humoristischen Anstrich Konturen zu geben. Doch als Interpretin eines Hörbuchs ist von der Sprecherin mehr gefordert. Sie soll die Geschichte optimal vertonen, was ihr hier nur teilweise gelingt. Viele Betonungsfehler lassen vermuten, dass die Sprecherin sich vor der Aufnahme nicht eingehend mit dem Roman beschäftigt hat. Immer wieder fällt die Betonung ab, wo sie ansteigen sollte, werden Sätze an seltsamen Stellen getrennt, als wäre die Sprecherin davon überrascht, dass hier noch etwas kommt. Das schränkt den Genuss etwas ein, zumal gerade bei diesem an sich recht unspektakulären Verlauf der Geschichte - es gibt nur einige wenige daramatische Stellen - eine gute Betonung wichtig gewesen wäre. Sehr gut zu diesem stillen Buch gepasst hätte eine feine musikalische Begleitung, leider hat der Verlag aber auf jede Art von Musik verzichtet.


Aufmachung des Hörbuchs
Die Präsentation des Hörbuchs ist - wie oft bei diesem Verlag - sehr großzügig ausgefallen. Geliefert wird das Ganze in einer handelsüblichen, gut zu bedienenden Jewel-Box mit stabiler Halterung für die CDs. Zudem wird sowohl eine gewöhnliche Audio-Version wie auch eine MP3-CD im Daisy-Format geliefert. Beim Begleitheft zeigt der Verlag große Zurückhaltung, liefert in der kleinen, beiliegenden Broschüre aber alle relevanten Details.


Fazit
"Der Duft von Erde und Zitrone" ist ein feinfühliger, bemerkenswerter Roman in einer nicht auf der ganze Linie überzeugenden Umsetzung zum Hörbuch. Obwohl bei der Lesung von Merete Brettschneider einige Abstriche gemacht werden müssen, lohnt es sich aber auf jeden Fall, sich mit dem Werk auseinander zu setzen. Die angenehme Stimme der Sprecherin entschädigt ebenso für Betonungsschwächen wie die sehr gut aufgebaute Geschichte als solche.


4 Sterne


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