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War sie allein, oder war er noch hier? Hinter sich hörte sie ein Geräusch. Erschrocken drehte sie sich um und wich zurück. Hinein in die Dunkelheit des Raums. Da war er. Für eine Flucht war es jetzt zu spät. Er hatte die Tür geschlossen und stand breitbeinig davor. Sein Lachen war widerlich. Er streckte die Hand aus. Sie war groß, genau wie er. Sie hatte keine Chance, ihm zu entkommen. Voller Entsetzen flog ihr Blick durch den Raum. Es gab keine Hintertür. Sie saß in der Falle.

 

Der Tote vom Oberhaus 

Autor: Dagmar Isabell Schmidbauer
Verlag: Edition Renumero
Erschienen: 01. Oktober 2012
ISBN: 978-3-943395-01-3
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ein Toter, erstochen mit einer Partisane, und niemand hat etwas gesehen oder gehört. Auch wenn das Mordinstrument nicht ganz alltäglich ist, scheint der Tathergang mehr oder weniger klar, nun muss nur noch die zweite beteiligte Person gefunden werden. Das jedoch stellt sich als gar nicht so leicht heraus. War man am Anfang der Meinung, zu wissen wer der Tote war, so merkt man mit der Zeit, dass über ihn überhaupt nichts bekannt war. Ein Geheimnis nach dem anderen wird gelüftet und plötzlich steht man vor einem ganz neuen Fall. Die Kommissare müssen ihr Bestes geben und noch viel mehr ...

Ein Verwirrspiel sondergleichen, mit dem die Autorin den Leser in den Bann gezogen bekommt. Nichts ist wie es scheint und Vertrauen in einen Menschen wird sowieso überbewertet. Bald kann man sich nicht einmal mehr auf sich selber verlassen, so geschickt treibt sie einen in die Enge. Eine gute Inszenierung, die kaum Defizite aufweist.


Stil und Sprache
Erzählt wird die Geschichte aus der beobachtenden Perspektive, es finden aber immer wieder räumliche und zeitliche Wechsel statt. Die meiste Zeit über verbringt man mit den Kommissaren und den damit einhergehenden Ermittlungen. Hin und wieder folgt man aber auch einer männlichen Person, die immer nur mit „er“ benannt wird. Es ist zwar klar, dass er irgendetwas zu verbergen hat, aber ob sich dabei um den gesuchten Täter handelt, wird keinesfalls deutlich. Sicherlich gibt es einige Hinweise darauf, dass er es ist, aber ebenso gibt es Indizien, dass er mit dem Mord nichts zu tun hat. Man lernt also, nie zu früh etwas als gegeben vorauszusetzen, was nicht explizit gesagt wurde.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, so dass man dem Geschehen gut folgen kann und zeitweise sogar regelrecht von diesem aufgesogen wird. Ab und an kommt es zu ein paar Längen bei Situationsbeschreibungen, die nicht unbedingt notwendig gewesen wären, aber sie stellen kein allzu großes Manko dar. Man wird durch die Spannung, die von Anfang an sehr gut aufgebaut wird, gebührend entschädigt. Zwar leidet diese an besagten Passagen auch ein wenig, aber nicht so sehr, als dass der gesamte Spannungsbogen in Mitleidenschaft gezogen werden würde. Immer wieder tauchen neue Spuren auf, alte Hinweise werden revidiert oder auch ergänzt, aber ein klares Bild ergibt sich erst relativ spät. So soll es natürlich auch sein, dennoch ist man als Leser immer auch ein wenig stolz, wenn man schon vor der offiziellen Lösung auf den Täter stößt. Hier schafft man es kaum bis gar nicht, was bedeutet, dass die Autorin es beherrscht, falsche Fährten zu legen, auf die man immer wieder gerne hereinfällt.


Figuren
Die meiste Zeit verbringt man mit den beiden Ermittlern Franziska Steinbacher und Hannes Hollermann, wobei Franziska fast noch mehr betrachtet wird. Allerdings hat man das Gefühl, nicht allzu viel von ihr zu erfahren. Teilweise liegt dies in jedem Fall daran, dass sie einiges nicht preis geben will und lieber unter Verschluss hält. Andererseits hängt das aber auch damit zusammen, dass man sie bereits aus „Marionette des Teufels“ kennt und nicht alles noch einmal aufgegriffen und analysiert werden kann.

Eine enge Bindung entsteht zu keiner der beiden Personen, sympathisch sind sie aber dennoch. Auch verfolgt man gerne die Ermittlungen der beiden, aber auch ihren ganz persönlichen Disput untereinander. Hin und wieder hat man zwar die Befürchtung, dass darunter ihre Arbeit leidet, aber sie schaffen es immer wieder, die Kurve zu bekommen, um nicht steckenzubleiben.

Die weiteren Figuren, sowohl wichtigere als auch unwichtigere, sind ebenso nicht allzu detailliert dargestellt, was aber nicht als störend empfunden wird. Eher hat man das Gefühl, so nicht durch großartige Beschreibungen vom Wesentlichen abgelenkt zu werden.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich bei diesem Buch um ein Taschenbuch aus der Edition Renumero. Das Cover passt von der Gestaltung gut zum ersten Band. Ein gelber Bogen wölbt sich von der linken Seite zum unteren Rand, wodurch das Titelbild quasi zweigeteilt wird. In dem Bogen sieht man eine Frau, beziehungsweise ihre Waden und Füße, von hinten, die in Netzstrumpfhosen und High Heels stecken. Auf der anderen Seite wird der Blick auf eine Reihe Gebäude gelenkt, die allerdings etwas in den Hintergrund gerückt wurden und somit unwichtiger erscheinen.


Fazit
„Der Tote vom Oberhaus“ ist ein spannender Krimi mit vielen Wendungen und reichlich Irritation. Empfehlenswert und auch ohne Kenntnis des ersten Bandes verständlich, da die Fälle an sich voneinander unabhängig sind.

4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Marionette des Teufels

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