Cilla Hjelm betritt um 10.39 Uhr die Bank im vornehmen Stockholmer Viertel Östermalm. Hätte sie geahnt, was ihr bevorsteht, sie hätte einen anderen Tag für ihren Besuch gewählt. Um genau 10.40 Uhr brüllen die Maschinengewehre der zwei Maskierten los, Glas splittert, und Cilla presst ihr Gesicht flach auf den Marmorboden. Was aussieht wie ein brutaler Banküberfall, entpuppt sich bald als etwas sehr viel Ernsteres, Weitreichenderes: Die beiden russischen Bankräuber, mit denen das A-Team um Kerstin Holm und Cillas Exmann Paul Hjelm verhandelt, sind nicht auf das Geld aus. Denn plötzlich sind sie verschwunden, und ihre Spur führt bis nach Berlin und Wolgograd, bis in die Zeit des Kalten Kriegs und der Jagd nach einer wertvollen chemischen Formel, für die viele Leute über Leichen gehen würden.
Autor: Arne Dahl Verlag: Piper Erschienen: 02/2009 ISBN: 978-3-492-05018-0 Seitenzahl: 416 Seiten |
Die Grundidee der Handlung
Alles beginnt mit einem Banküberfall in Stockholm, bei dem Geiseln genommen und Sprengstoff in der Bank verteilt wird. Das A-Team mit seiner neuen Leiterin Kerstin Holm wird mit den Ermittlungen betraut, außerdem ist Paul Hjelms Exfrau Cilla unter den Geiseln, was ihn selbst, obwohl er gar nicht mehr beim A-Team ist, mit in die Handlung einbezieht.
Die Polizei rund um das A-Team versucht alles, um die Geiseln zu retten und die Geiselnehmer auszuschalten, hat aber nur mäßigen Erfolg, da diese offenbar gut vorbereitet und auf alles gefasst sind. Als die Bankräuber plötzlich in einer raffinierten Aktion fliehen, wird klar, dass es eigentlich nicht vordergründig um Geld ging, sondern um Hinweise auf etwas ganz anderes, dessen Ursprung bis in den Zweiten Weltkrieg zurückreicht.
Stil und Sprache
Arne Dahl hat diesen für mich typisch skandinavischen Stil mit kurzen, schnörkellosen Sätzen. Er beschränkt sich auf das Wesentliche, schafft es aber trotzdem, Spannung aufzubauen und Atmosphäre zu schaffen. Besonders die Gespräche seiner Ermittler untereinander sind wunderbar zu lesen, einerseits locker und teilweise flapsig, andererseits sehr klar und manchmal zweideutig-hintergründig.
Arne Dahl gelingt es außerdem, viele zu Anfang verwirrende Handlungsstränge nach und nach zusammenzuführen und zu einer atemberaubenden Geschichte zu verweben. Dabei geht er bis in den Zweiten Weltkrieg zurück und nimmt den Leser mit nach Stalingrad, wo er die letzten Tage eines zunächst ungenannten Soldaten miterlebt.
In der Gegenwart werden die komplizierten Ermittlungen der Polizei zwar detailliert, aber keineswegs langweilig geschildert, man hat als Leser das Gefühl, dabei zu sein und mit zur Aufklärung des Falles beizutragen.
Gerade zu Anfang machen es allerdings die unzähligen Personen schwierig, den Überblick zu behalten, hier ist konzentriertes Lesen angesagt! Aber das lohnt sich allemal, die Story ist spannend bis zum Schluss, wenn sich alle Details genial zusammenfügen. Der Titel „Totenmesse“ kommt natürlich auch zu seinem Recht und taucht immer wieder in Form von Gedankengängen Paul Hjelms auf.
Figuren
Die A-Gruppe, deren siebter Fall „Totenmesse“ ist, besteht aus vielen sehr unterschiedlichen Charakteren, die allesamt ein „Eigenleben“ haben und sehr detailliert ausgearbeitet sind. Neben der Arbeit in der Ermittlergruppe haben sie ein Privatleben, ganz normale Probleme wie Kinderbetreuung, Haushalt und Partnerschaft, und das macht sie sehr lebendig. Man kann sich gut besonders in die beiden Hauptakteure Kerstin Holm und Paul Hjelm hineinversetzen, weil sie eben nicht nur die eiskalten, rationalen Ermittler sind. Allerdings gehen die Details der Geschichten der beiden etwas unter, wenn man die Vorgängerbücher nicht gelesen hat, die regelmäßigen Verweise auf Ereignisse, die vor der aktuellen Handlung lagen, sind für den „Neuleser“ etwas störend.
Auch die Nebenfiguren (und da gibt es wirkliche viele!) werden gut dargestellt, immer facettenreich und farbig geschildert, so dass man die Personen quasi vor sich sieht.
Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein gebundenes Buch mit einem dunkelroten Schutzumschlag, der optisch von einem Kerzenleuchter dominiert wird. Für mich sehr ansprechend, nach diesem Buch würde ich in der Buchhandlung greifen. Auch ansonsten ist das Buch sehr hochwertig produziert, mit dickem Papier und einem (mit Muster!) gewebten Lesebändchen. Sehr schön!
Fazit
Ein intelligent gemachter Krimi für anspruchsvolle Leser, sicher nichts zum „Zwischendurchlesen“, aber für den, der sich darauf einlässt, spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Weil zu viel auf die vorangegangenen Bücher eingegangen wird, keine fünf Sterne, sondern „nur“ vier.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Misterioso
Band 2: Böses Blut
Band 3: Falsche Opfer
Band 4: Tiefer Schmerz
Band 5: Rosenrot
Band 6: Ungeschoren