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Die vier Alten aus Massimos Bar sind wieder da! Immer noch haben sie nichts Besseres zu tun, als Karten zu spielen, Averna auf Eis zu trinken und dem armen Massimo mit ihren Kommentaren auf die Nerven zu fallen. Dabei hat der junge Barista neben der Verköstigung seines Seniorenclubs noch eine weit schwierigere Aufgabe zu lösen: Wer hat den Professor auf dem Gewissen, der bei einem Kongress in Pineta auf mysteriöse Weise ums Leben kam?

 

Die Schnelligkeit der Schnecke 

Originaltitel: Il gioco delle tre carte
Autor: Marco Malvaldi
Übersetzer: Sigrun Zühlke
Verlag: Piper
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-492-26423-5
Seitenzahl: 203 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Massimo und Aldo sind für das Catering eines großen Kongresses verantwortlich, bei dem sich führende Wissenschaftler aus aller Herren Länder austauschen wollen. Doch als einer der Hauptredner erst stürzt und dann auf dem Weg ins Krankenhaus verstirbt, bekommen die vier Alten aus der BarLume schnell ein Thema für ihre alltäglichen Gespräche. Noch dazu wird Massimo von Commissario Fusco zur Mithilfe bei der Aufklärung des Falles genötigt, denn entgegen allen Vermutungen handelt es sich nicht um einen Unfall. Dem Verstorbenen wurde kurz vor seinem Unfall ein Medikament verabreicht, das wegen einer Allergie auf einen der Inhaltsstoffe zum Atemstillstand führte. Massimo, der natürlich wie immer seine Augen und vor allem Ohren überall hat, kommt durch geschicktes Kombinieren hinter des Rätsels Lösung.

Der Autor bettet sein Rätsel in die wunderschöne Atmosphäre der Toskana bei Pisa und nutzt dabei das kleindörfliche Ritual, sich zum Plaudern in der Bar zu treffen, um eher untypisch einen Kriminalfall zu lösen: Einfach herrlich.


Stil und Sprache
Auf ein Wiedersehen mit Massimo und seinem Rentner-Quartett war ich besonders gespannt. Hat doch Marco Malvaldis erster Fall aus dieser Serie sehr hohe Erwartungen geschürt. Was die Atmosphäre angeht, wurde ich fürs Warten ganz klar belohnt. Der Kriminalfall selbst überzeugt diesmal nicht ganz so eindeutig. Die Spannung ist quasi gegen Null gerutscht und nur durch die kuriosen und ganz besonderen Charaktere bleibt es ein Lesegenuss – wenn auch nicht wirklich im Bereich des Kriminalromans. Echte Krimifans werden hier wahrscheinlich eher enttäuscht sein, wer allerdings ein schönes entspannendes Buch lesen möchte, ist goldrichtig.

Erzählt wird die Geschichte aus Massimos Sicht und chronologisch der Reihe nach. Durch sehr liebevolle Beschreibungen von Szenen, Orten, aber vor allem den Menschen, erzeugt der Autor eine ganz besondere, urlaubshafte Stimmung, die so landestypisch ist und die jedem sofort in den Sinn kommt, der schon mal in einer ländlichen italienischen Region im Urlaub war. In der Mitte des Ortes finden wir eine Bar, in der sich quasi das ganze Dorf, zumindest aber die für den Fall wichtigen Personen treffen und bei einem Espresso oder etwas Hochprozentigem sich über die allerletzten und manchmal auch etwas älteren Neuigkeiten unterhalten und dabei quasi nebenher einen Kriminalfall lösen. Als Leser möchte man sich sofort dazu setzen und den Alten beim Kartenspielen zusehen oder den vielen Gesprächen lauschen. So entsteht eine wirklich authentische und mitreißende Atmosphäre.

Der Text ist in einfache, leicht verständliche Worte gefasst und lässt sich leicht und flüssig lesen. Und obwohl die Spannung völlig fehlt, möchte man diese Geschichte nicht weglegen, sondern lieber immer tiefer in das Leben der Protagonisten eintauchen, um ein Teil dieser lustigen Gesellschaft zu sein. Für einen echten Krimi ist das etwas zu wenig, aber durch die wirklich schöne Geschichte drumherum wird die Wertung gerettet.


Figuren
Der Hauptakteur ist Massimo, der Barista aus der BarLume in Pineta. Doch er alleine würde wohl weder viel Erfolg haben noch den Leser überzeugen können. Die vier Alten, quasi Bestandteil der Einrichtung der Bar, sorgen mit ihren Diskussionen und Kommentaren für das ganz besondere Flair dieser Serie.

Trotzdem ist es Massimo, der dem Commissario hilft und Stück für Stück die Puzzlesteine zusammensetzt. Dabei ist er selbst eher unglücklich mit seiner Situation. Keine Frau, ok, Tiziana arbeitet in seiner Bar und kümmert sich um ihn, aber eine richtige Beziehung hat er nicht. Sein fortschreitendes Alter macht ihm immer mehr zu schaffen und die Rentner in seiner Bar scheinen langsam aber sicher eine feindliche Übernahme vorzubereiten. Alles Dinge, die ihn eigentlich mehr als genug beschäftigen, so dass Fusco seinen ganzen nicht vorhandenen Charme aufbieten muss, um Massimo zur Zusammenarbeit zu bewegen.

Das Rentnerquartett scheint wirklich nur zum Schlafen oder Essen nach Hause zu gehen. Sie haben immer einen dummen Spruch auf den Lippen, erzählen ständig von der guten alten Zeit und lassen keine Gelegenheit aus, ihren Barista zu hänseln. Einen Täter, zumindest eine richtigen, scheint es diesmal nicht wirklich zu geben. Denn selbst das Motiv ist nur sehr schwer zu entdecken. Am Ende zeigt der Täter durch sein Geständnis Mut und Courrage, was ihn fast schon zum zumindest Antihelden macht.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch aus dem Piper Verlag zeigt auf seinem Cover das Heck eines gelben Fiat vor einer Wand in Terrakottafarbe. Eine gelungene Einstimmung auf das Buch. Die Papierqualität ist taschenbuchüblich.


Fazit
Wer Spannung sucht, ist hier falsch. Toskanisches Flair gepaart mit authentischen Figuren sorgen für ein kurzweiliges Lesevergnügen. Allerdings ist das Ganze für einen Krimi eher zu lau.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Fall 1: Im Schatten der Pineta

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