Smaller Default Larger

Jack ist ein besonderer Junge. Seit seiner Geburt hat er ein mechanisches Herz in Form einer Kuckucksuhr, die jeden Tag neu aufgezogen werden muss. Nur eines muss er dabei bedenken: Er darf sich niemals verlieben, denn das würde sein zartes Uhrwerk nicht aushalten.
Als Jack eines Tages die bezaubernde Tänzerin Miss Acacia kennenlernt, spielt sein Herz sofort verrückt. Doch er lässt sich nicht entmutigen und kämpft um seine Liebe ...

 

Die Mechanik des Herzens 

Originaltitel: La Mécanique du Coeur
Autor: Mathias Malzieu
Übersetzer: Sonja Finck
Verlag: carl's book
Erschienen: 08.06.2012
ISBN: 978-3-570-58508-5
Seitenzahl: 192 Seiten

Hier geht’s zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Als Jack in der fürchterlichen Kälte des 16. Aprils 1874 zur Welt kommt, ist sein kleines Herz gefroren. Doktor Madeleine weiß nur eine Möglichkeit, das Leben des Kindes zu retten: sie setzt ihm eine Kuckucksuhr ein, die sein kleines Herz am Schlagen hält. Jeden Tag muss die Uhr aufgezogen werden und Jack muss lernen, dass zu starke Gefühle sein Leben gefährden. Als er sich in Miss Acacia verliebt, drohen die Zahnräder seiner Uhr heiß zu laufen, doch Jack lässt sich davon nicht abhalten und tut alles dafür, die kleine Sängerin für sich zu gewinnen.

Mathias Malzieu legt mit "Die Mechanik des Herzens" seinen Debütroman vor, der im Französischen bereits im April 2009 erschienen ist. Ein modernes Märchen für Erwachsene wartet hier auf den Leser, das bezaubert, emotional berührt und nachdenklich macht, denn bei all der Fiktion steckt so viel Wahrheit in den Zeilen.


Stil und Sprache
Die Hauptfigur Jack erzählt dem Leser seine Geschichte in der ersten Person im Präsens, wodurch eine ungemeine Nähe aufgebaut wird. Mathias Malzieu greift dabei auf eine bildgewaltige und nicht selten auch poetische Sprache zurück, zeichnet kraftvolle, eindringliche Bilder. Es sind die leisen Töne, die das Herz des Lesers berühren, sanft und doch so ausdrucksstark, so voller Wahrheit. Schade nur, dass bei all den sorgfältig gewählten und wunderschönen Worten auf einige Details nicht geachtet worden ist. So handelt es sich auf Seite 31 um einen generell ansprechenden, aber in Anbetracht des Zeitalters, in dem die Geschichte spielt, leider unpassenden Vergleich, denn dort heißt es: "Meine Zahnräder drehen sich immer schneller, so als hätte ich einen Hubschrauber verschluckt". Ende des 19. Jahrhunderts gab es jedoch noch keinen Hubschrauber. Auch heißt es auf Seite 78: "Passanten applaudieren, als wären wir die Vorhut der Tour de France." Die Tour de France gibt es erst seit 1903 und nicht zu der Zeit, in der die vorliegende Geschichte ihren tragischen Lauf nimmt. Auch wenn der Autor mit "Die Mechanik des Herzens" keine realistische Geschichte verfasst hat, sollten solche Details zumindest treffend sein, um den Schein aufrecht zu erhalten.

Wie viel Wahrheit in den Worten Malzieus steckt, beweist Dr. Madeleines Warnung an Jack auf Seite 33: "Jeden Augenblick der Freunde und des Glücks bezahlst du früher oder später mit Schmerz, und je stärker man liebt, desto größer ist der Schmerz." Und so mischen sind in die intensiven Nächte von Jack und Miss Acacia nach und nach Gewitterwolken; zunächst klein und fern, doch werfen sie bereits Schatten - auch aus der Vergangenheit - und halten Einzug in die traute Zweisamkeit. Die Geschichte steuert unaufhaltsam auf ein Ende zu, das weder Jack noch der Leser erwartet hätten, das nachdenklich macht und einen mit gemischten Gefühlen zurück lässt.


Figuren
Eine Kuckucksuhr hält Jacks Herz am Schlagen, aber zu starke Gefühle - Liebe oder Wut - bringen es aus dem Takt. Doch vor der Liebe kann man sich nicht verstecken, besonders nicht, wenn man die bezaubernde kleine Sängerin Miss Acacia einmal gesehen und gehört hat, wie sie mit sanfter Vogelstimme tiriliert und mit ihren schlechten Augen überall gegen stößt. Es handelt sich um eigenwillige Charaktere, doch das trifft wohl auf alle Figuren in diesem Buch zu. Dennoch gelingt es Mathias Malzieu, dass sie lebendig erscheinen und sich der Leser zumindest auf Jack emotional einlassen kann. Miss Acacia hingegen bleibt ein wenig zu distanziert, wirkt kühl und unnahbar, was es nicht leicht macht, Jacks grenzenlose Liebe zu ihr nachzuvollziehen. Dem Alter der Figuren sollte man ebenfalls nicht allzu viel Beachtung schenken, wirken sie doch dadurch ein wenig unglaubwürdig.

Auch geschichtliche Figuren wie Jack the Ripper und Georges Méliès, der französische Illusionist, haben einen mehr oder minder großen Part inne, sowie Méliès spätere Frau Jeanne.


Aufmachung des Buches
Die Klappenbroschur ist wunderschön gestaltet - meiner Meinung nach schöner als das Cover der Originalausgabe - und weiß den Betrachter direkt in seinen Bann zu schlagen. Feine Details, die zur Thematik passen, sind bereits beim Titel erkennbar, wie die Uhrenzeiger im "H" oder der Schlüssel am "M". Auch im Innern finden sich diese liebevollen Details stets beim ersten Buchstaben eines neuen Kapitels.


Fazit
Ein bezauberndes Märchen über die Liebe, das sich trotz kleiner Stolpersteine zu lesen lohnt.


3 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo