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Bettina Broemme


Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse hat sich die Autorin Bettina Brömme Zeit für ein Interview mit der Leser-Welt genommen und einige Fragen zum Schreiben, ihrem neuen Mini-Thriller und ihren Lesevorlieben beantwortet.


Liebe Frau Brömme, ich würde gerne mit einigen allgemeinen Fragen beginnen. Dabei immer wieder beliebt: Warum schreiben Sie überhaupt?

Weil ich nicht anders kann [lacht] Es ist der Klassiker: Ich habe schon als Kind wahnsinnig viel gelesen und dachte immer "Ich will auch schreiben". Aber das war etwas, das ich mir nie zugetraut hätte.
Was habe ich in meiner Jugend gelesen? Heinrich Böll, Max Frisch, Dürrenmatt - das waren alles Heroen. Das war alles faszinierend und toll, aber nichts, "was an einem selbst dran ist". Als dann irgendwann die ersten Frauenbücher aufkamen, dachte ich das erste Mal "Das könnte ich vielleicht auch, das würde ich auch hinkriegen". Es war der klassische Weg mit Tagebuch, Gedichten, Kurzgeschichten, die dann immer länger wurden und dann war's irgendwann der erste Roman.


Was war das für ein Gefühl, als Sie das erste Mal Ihr eigenes Buch gedruckt in den Händen gehalten haben?

Das war natürlich sensationell. Das ging schon mit der Zusage von Reclam Leipzig für ein Frauenbuch los. Ich kam von der Arbeit nach Hause und die Zusage lag im Faxgerät und ich sehe nur, dass das Buch - ein Jahr später, irgendwann 1998 - erscheinen kann. Und ich dachte nur "Oh was? Mein Buch erscheint?" Das war ein großartiges Gefühl!


Das glaube ich Ihnen gerne!
Haben Sie denn bestimmte Rituale, die Sie beim Schreiben einhalten, beispielsweise eine feste Schreibzeit oder eine festgelegte Seitenzahl pro Tag?

Wenn ich voll in der Schreibphase bin, geht es morgens los, wenn mein Kind in der Schule ist. Ich sitze dann ab halb neun, neun am Schreibtisch und schreibe meistens bis eins. Dabei lasse ich mich auch nicht groß stören und bin ziemlich viel am Schreibtisch. Ich schreibe immer sehr schnell, dann bin ich ganz erschöpft und muss was anderes machen - Spülmaschine ausräumen oder so - und dann geht's wieder weiter. Wenn ich auf acht Seiten am Tag komme, bin ich ganz zufrieden - und das klappt auch meistens.


Planen Sie Ihre Romane erst bis ins kleinste Detail durch oder legen Sie einfach los?

Bettina Broemme 2Bis ins kleinste Detail zu Planen finde ich schwierig, das kann ich nicht. Aber es gibt immer vorher ein Exposé, ich weiß auch stets meinen Schluss, denn einfach ins Blaue rein schreiben, das könnte ich nicht. Dafür sind die Geschichten letztlich auch viel zu handlungsorientiert. Aber es gibt natürlich unterwegs immer irgendwelche Überraschungen. In einem Roman hat sich eine Figur plötzlich umgebracht, das hatte ich gar nicht geplant. Aber das lag so nah, das musste dann einfach sein. Solche Sachen passieren schon.

Ich habe einen groben Rahmen, aber innerhalb des Rahmens passieren dann doch immer Sachen, die ich gar nicht vorhersehen kann. Allein schon, weil einem während des Schreibens plötzlich Dinge einfallen, die man zuvor gar nicht bedacht hat oder auch nur bedenken konnte. Das ist, als wenn Sie in einen Raum herein treten - vielleicht in ein Hotelzimmer - und sich vorab denken "So und so könnte es aussehen" und erst wenn Sie das Zimmer betreten, sehen Sie, wie es tatsächlich ist. Dann ist alles ganz anders, als man es sich gedacht hat.


Sie werden also durchaus von Ihren Figuren überrascht?

Ja! Ich bin auch froh, wenn sie das tun, denn wenn dem nicht so ist, habe ich das Gefühl, dass sie noch nicht die nötige Tiefe haben, dass sie noch nicht lebendig genug sind. Daher freue ich mich immer, wenn sie ein Eigenleben entwickeln.


Kommen wir doch zu Ihrem kürzlich erschienenen Roman „Die dunkle Seite des Spiels“, ein Mini-Thriller. Aber auch „Todesflirt“ und „Rachekuss“ sind in diesem Genre angesiedelt. Was reizt Sie daran, Thriller zu schreiben?

Das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Ich bin ein sehr fröhlicher, optimistischer und zufriedener Mensch, aber - vielleicht auch gerade deshalb - hat das Dunkle, das Schreckliche, das Menschen passiert, eine wahnsinnige Faszination. Vielleicht ist es das Gefühl, man bändigt es so, wenn man eigentlich ein schönes Leben führt. So nach dem Motto "Wenn ich es bändige, dann kommt es nicht in mein wahres Leben". [lacht] Keine Ahnung.
Was einfach an existentiellen Verquickungen passieren kann, das finde ich irre, auch - oder gerade - im Familienleben. Gut, in "Die dunkle Seite des Spiels" ist es eine Schülergruppe, aber was da an Abgründen oft hinter steckt, das finde ich total faszinierend und da gibt es auch immer wieder andere Geschichten, ein Pool, aus dem man schöpfen kann. Das ist immer wieder spannend und ich find's klasse.


Sie haben es gerade selbst gesagt: Gestartet sind Sie mit einem Frauenroman „So toll kann doch kein Mann sein“. Sie haben auch einige Krimis geschrieben und sind nun bei den Thrillern hängen geblieben. Mussten Sie „Ihr“ Genre erst suchen oder wird man Sie auch in anderen Bereichen durchaus noch antreffen?

Ich schreibe auch gerne lustige Sachen, ich glaube, ich habe einen ganz guten Humor, von daher macht mir das einfach Spaß. "Weißwurst für Elfen", das letztes Jahr erschienen ist, ist ein lustiger Frauenroman, und kurz danach kam dann der erste Jugendthriller. Das hat sich einfach ergeben und ich finde beide Genres toll. Es macht mir Spaß, zwischendurch mal die lustige Seite des Lebens und dann wieder ernstere Themen, wo es ein bisschen gruseliger zugeht, anzugehen. Ich finde, das ist eine schöne Mischung.


"Die dunkle Seite des Spiels" ist ein Mini-Thriller, der in jede Handtasche passt. Ist diese Kurzgeschichte eher durch Zufall entstanden oder wollten Sie nach so vielen langen Roman etwas schreiben, das schnell fertig ist?

In dem Fall war es ein Auftrag des Verlags Arena, weil dieser immer wieder Mini-Thriller im Programm hat, und da wurde ich gefragt, ob ich das machen möchte. Ich finde dieses kurze Genre ganz schön, weil es eben so kompakt ist und man es in einem Rutsch durchgelesen hat. Das ist vielleicht auch noch mal ein anderes Gefühl für den Leser, wenn er was an einem Stück durchlesen kann, als wenn er sich mehrere Tage oder gar Wochen durch einen langem Roman sozusagen durcharbeitet. [lacht]
Kurzgeschichten haben zwar ihre eigenen Gesetze, aber ich plane hier auch nicht so viel vor. Da weiß ich die Grundgeschichte und bei vierzig Seiten kann man dann auch einfach drauflos schreiben.


Die dunkle Seite des SpielsIn „Die dunkle Seite des Spiels“ stehen sogenannte LARPS („Live action roleplay") im Mittelpunkt. Wie sind Sie darauf gekommen?

[lacht] Das weiß ich gar nicht mehr. Ich habe irgendwann mal gelesen, dass es das gibt, aber wie genau ich darauf gekommen bin, weiß ich nicht mehr.
Ich arbeite auch noch für den Bayerischen Rundfunk und da gab es einen Mittelaltermarkt, auf dem wir etwas gedreht haben. Ich glaube, bei der Recherche zu diesen Mittelaltersachen - das ist ja eine so große Szene, in der es viele live action roleplays gibt - bin ich auf dieses Thema gekommen und dachte mir, dass ich mir dieses für ein Buch aufhebe. Und dann fand ich es für so einen kleinen Roman ganz gut, weil ich mich in dieser Szene ehrlich gesagt auch nicht so wahnsinnig gut auskenne. Aber man kann sich viel anlesen, es gibt auch Videos im Netz und all so was und so bekommt man einen ganz guten Eindruck davon.


Das heißt, selbst an so einem Rollenspielen teilgenommen haben Sie noch nicht?

Ne, habe ich noch nicht. Vor allem auf der Leipziger Buchmesse laufen ja immer diese ganzen Manga-Kids herum, die einfach wahnsinnig verkleidet sind und da denke ich mir immer "Wow, was die für einen Aufwand betreiben" - und das ist in der Szene ja ähnlich. Von daher hat man dann zumindest einen Eindruck. Und es ist auch mehr die Kulisse für das Buch, letztlich geht es ja um andere Dinge.


Haben Sie für den Mini-Thriller vor Ort recherchiert? Von München aus sind die Alpen ja nicht allzu fern … Wandern Sie selbst ab und an durchs Gebirge?

Ja, wir gehen immer wieder wandern, ich habe auch schon auf Hütten übernachtet, von daher ist das Ambiente einigermaßen vertraut. Ich bin jetzt nicht die Hochgebirgskletterin, aber an so Hütten kommt man auch viel vorbei, wenn man auf normalen Wanderwegen läuft. Auch als Jugendliche habe ich schon in der Natur, abseits von menschlicher Zivilisation, übernachtet. Von daher war das dann schon präsent.


Arbeiten Sie bereits an einem neuen Buch?

Im Moment habe ich gerade wieder meine Schreibpause, denn im Herbst arbeite ich meistens für den Bayerischen Rundfunk und bin jeden Tag in der Redaktion. Ab Januar geht es aber auf jeden Fall wieder weiter. Das erste halbe, dreiviertel Jahr schreibe ich, das letzte viertel Jahr widme ich dem Brotberuf.


Wird es denn wieder ein Thriller oder geht es in eine andere Richtung?

Das wird sich in den nächsten Tagen herausstellen, aber wahrscheinlich wird es wieder ein Arena-Thriller werden.


Lesen Sie selbst auch besonders gern Thriller oder quer durch alle Genres?

Ich lese quer durch den Gemüsegarten. Auch wenn man es gar nicht laut sagen darf, aber auf Polizeikrimis stehe ich gar nicht so sehr, es gibt nur wenige Ermittler, die ich mag. Thriller lese ich auch, klar, und Jugendbücher, aber ich liebe John Irving oder Haruki Murakami. Was ich gar nicht lese ist History und Fantasy, da stehe ich nicht so sehr drauf.


Also eher realistische Romane.

Ja, auf jeden Fall.


Frau Brömme, ich danke Ihnen ganz herzlich für das Interview und wünsche Ihnen noch viel Spaß auf der Frankfurter Buchmesse und natürlich auch Erfolg mit Ihrem nächsten Buch!

Vielen Dank für das Interview, es hat mich sehr gefreut!

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