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Die Dramaturgie des Tötens.

Die ruppige Kommissarin Vera Stanhope ist niemand, der leicht Freundschaften schließt. Doch ihre Nachbarin hat sie sofort ins Herz geschlossen. Als Joanna vermisst wird, macht sie sich höchstpersönlich auf die Suche.

Die Spur führt zum Writers House, wo gerade ein Krimi-Workshop stattfindet. Dort hat man es längst nicht mehr mit fiktiven Mordfällen zu tun: Im Wintergarten wurde ein Dozent erstochen. Angeblich von Joanna. Doch die beteuert ihre Unschuld.

Kein leichter Fall für Vera: Jeder der Kursteilnehmer hatte Grund, den Mann zu hassen ...

 

Das letzte Wort 

Originaltitel: The Glass Room
Autor: Ann Cleeves
Übersetzer: Stefanie Kremer
Verlag: rowohlt
Erschienen: 10/2012
ISBN: 978-3499259050
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Vera Stanhopes vierter Fall ist ein klassisches Closed-Room-Szenario: In einem Haus voller Krimiautoren wird ein Seminardozent erstochen. Mehr zufällig stößt Vera auf den Tatort, denn eigentlich ist sie auf der Suche nach ihrer Nachbarin Joanna. Dass diese nicht nur an besagtem Seminar teilnimmt, sondern auch noch die Hauptverdächtige in einem etwas bizarren Mordfall ist, lässt Vera den Fall an sich reißen, die Frage nach der Zuständigkeit stellt sich gar nicht erst. Nach und nach kommt heraus, dass so ziemlich jeder im Haus ein Motiv für einen Mord hätte und dann geschieht ein zweites Verbrechen …

Die Grundidee vom Mord unter Krimiautoren ist ganz originell, jedoch bleibt es dabei auch lange Zeit. Richtige Spannung kommt erst ganz zum Schluss auf, vorher plätschert die Handlung lange vor sich hin, ohne recht in Gang zu kommen.


Stil und Sprache
Ann Cleeves wirft ihre Leser wie gewohnt direkt mitten in die Handlung, als erstes wird Vera Stanhope von ihrem Nachbarn Jack gebeten, nach dessen Frau Joanna zu suchen. Schon hier beschreibt die Autorin sehr detailliert Veras Gedanken und Gefühle, so wie sie dies nach und nach mit allen maßgeblich Beteiligten tut. Denn es erzählt nicht nur Vera allein, außer ihr kommen noch verschiedene andere Handlungsträger zu Wort, so etwa ihr Kollege Joe Ashworth oder die Seminardozentin Nina Backworth. Das sorgt zwar dafür, dass man als Leser oft mehr weiß als die handelnden Personen, andererseits verwischt es aber auch den Blick für das Wesentliche und verwässert etwas die Spannung, zumindest in diesem Fall. Dafür gibt es wie gewohnt viel britisch unterkühlte Atmosphäre, Wind und Regen tun ein Übriges, um den Leser mit nach England zu nehmen.
Spannung ist allerdings ein Problem, Vera und Joe ermitteln lange ziemlich ziellos vor sich hin und so kommt diese nur sehr zögerlich auf. Erst zum Ende hin, als Vera eine große Inszenierung a la Hercule Poirot zur Aufklärung des Falles arrangiert, entgleitet ihr die Kontrolle und alles entwickelt sich sehr viel dramatischer als beabsichtigt. Dieser Showdown rettet das Buch noch so gerade …


Figuren
Vera Stanhope ist sowohl als Mensch als auch als Ermittlerin schon ziemlich speziell, in diesem Teil der Reihe zeigt sie aber auch zunehmend Gefühle, sie entwickelt Empathie für ihren Mitarbeiter Joe und dessen Nöte, aber auch für einige der Zeugen, die sie befragen muss. Ihre spitze Zunge hat sie einigermaßen im Zaum, dafür ist ihr Verstand scharf wie immer. Joe Ashworth kann dabei als ihr engster Mitarbeiter nur selten mithalten, tritt aber dennoch etwas aus Veras Schatten heraus, als er höchst widersprüchliche und ihm selbst unbegreifliche Gefühle für eine der Beteiligten an diesem Fall entwickelt. Sein Konflikt und die Auseinandersetzung damit gehören zu den positiven Highlights des Falles.

Auch die Nebenfiguren kommen zu ihrem Recht, sie wirken lebendig, teilweise etwas verschroben bis exzentrisch, ganz genau so, wie man sich typische Engländer eben vorstellt. Schön gemacht!


Aufmachung des Buches
Legt man die vier bisher erschienenen Vera-Stanhope-Krimis nebeneinander, so wird man optisch kaum einen Unterschied ausmachen können. Düstere Landschaften, stets begleitet von verschnörkelten eisernen Zaunspitzen, zieren die Cover. Da ergibt sich wenig Bezug zum jeweiligen Buch und auch innen hebt sich dieser Band der Reihe nicht wirklich ab. 41 nummerierte Kapitel gibt es, ansonsten keine Besonderheiten.


Fazit
Vera Stanhope ist nicht so gut in Form wie im letzten Teil, dafür kann man so langsam menschliche Züge an ihr ausmachen. Trotzdem bleibt der Krimi nur knapp über dem Durchschnittsbereich, nicht schlecht, aber eben auch nicht richtig gut.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Totenblüte
Band 2: Opferschuld
Band 3: Seelentod

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