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Kategorie: Horror

Louisville, 1951: Zu Doris´ Entsetzen wird bei ihrer Tocheter Cora die Tuberkulose festgestellt. Aber es gibt Hoffnung, Cora kann im renommierten Sanatorium Waverly Hills behandelt werden. Kurz nach ihrer Einlieferung benimmt sich Cora immer merkwürdiger und behauptet sogar, Geister sehen zu können. Doris geht der Sache auf den Grund, nicht ahnend, welch irres Grauen das Sanatorium für sie bereithält...

- Warum sehe nur ich euch? Seid ihr Geister?
- Ja wir sind Tausende. Wenn du in den Tunnel kommst, kannst du alle sehen. Aber das geht nur nachts.

 

Pandaemonium 

Originaltitel: Pandemonium Sanatorium, Le Tunnel et Mort blanche
Autor: Christophe Bec
Übersetzer: Rossi Schreiber
Illustration: Stefano Raffaele
Verlag: Ehapa Comic Collections
Erschienen: April 2012
ISBN: 978-3-7704-3544-9
Seitenzahl: 158 Seiten
Altersgruppe: empfohlen ab 18 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Im Sommer 1951 lässt sich die junge Mutter Doris Greathouse, zusammen mit ihrer kleinen Tochter Cora, in das abgelegene Sanatorium Waverly Hills bringen. Das wunderschön gelegene Sanatorium wurde speziell zur Behandlung von Patienten, die an Tuberkulose erkrankt sind, errichtet. Auch die kleine Cora ist hieran erkrankt. Doris, die als Kind selbst in Waverly Hills erfolgreich behandelt wurde, hofft dass man auch ihrer Tochter helfen kann. Um die Behandlung ihrer Tochter bezahlen zu können, bittet sie den Chef der Klinik um eine Anstellung als Schwester. Er willigt ein.

Cora geht es jedoch schon bald schlechter, zudem beginnt sie von seltsamen Dingen zu erzählen. Sie sehe längst verstorbenen Patienten, die sich mit ihr unterhalten und schreckliche Dinge erzählen. Zunächst denkt Doris, dass Cora einfach nur verwirrt ist und ihre kindliche Fantasie ihr einen Streich spielt. Doch schon bald merkt auch sie, dass in Waverly Hills grauenvolle Dinge vor sich gehen...

Pandämonium beruht auf wahren Begebenheiten. Das Sanatorium Waverly Hills existierte wirklich und über 60.000 Patienten fanden dort den Tod. Noch heute stehen die Ruinen des Santoriums in den Hügeln von Waverly. Ein Mekka für alle, die an übersinnliche Begegnungen und Geister glauben. Interessierte können an Führungen durch das Gebäude teilnehmen, zudem wird die Einrichtung von einer Wachmannschaft bewacht. Der Comic fängt in eindrucksvollen und teils beklemmenden Bildern die Stimmung ein. Der Zeichenstil ist eher realistisch. Das Gebäude und die meisten Räume im Innern des Komplexes halten sich detailgenau an historische Fotografien der Einrichtung. Dies macht die Geschichte viel greifbarer und glaubwürdiger.
Wer zusätzliche Informationen über das Waverly Hills Sanatorium haben möchte, wird im Internet reichlich Informationen finden.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die von Christophe Bec erzählte Szenerie greift viele Fakten und Ereignisse auf, die in der Geschichte um dieses Krankenhaus dokumentiert wurden. Zu Beginn eines jeden Kapitels sind alte Schwarz-Weiss-Fotografien abgebildet, auf denen die Heilanstalt und ihre Umgebung zu sehen sind. Sämtliche Darstellungen des Gebäudes wurden detailgetreu nachempfunden und selbst das Aussehen einiger Ärtze erinnert frappierend an die Personen, die auf den alten Bildern zu sehen sind. Dennoch ist alles handgezeichnet und alle Darstellungen wirken auch so. Von einer fotorealistischen Optik sind die Bilder meilenweit entfernt, aber alle wesentlichen Merkmale der Vorlagen wurden so wiedergegeben, dass man sie augenblicklich wieder erkennen kann. Die ersten Seiten und somit auch die verlinkte Leseprobe wirken sehr grob gezeichnet. Die Figuren sind mit kräftigen, komplett schwarzen Schattenpartien dargestellt, was die Gesichter relativ plump wirken lässt. Dann, ab Seite 11, wird der Stil deutlich freundlicher und sorgfältiger ausgearbeitet. Die Gesichter sind viel heller und weisen nur noch selten schwarze Partien auf. Die Sujets wurden mit mehr Details versehen und wirken viel ansprechender. Der Zeichenstil erinnert an die Werke von Eddy Paape, insbesondere die Luc Orient Comics.

Stefano Raffaele hat einen ausgewogenen Mittelweg gefunden, die teils sehr grausamen Szenen zu Papier zu bringen. Er versteckt nichts, zeigt schonungslos was nötig ist, neigt dabei aber nicht zu übertriebenen Darstellungen. Insbesondere im letzten Drittel gibt es einige recht heftige Szenen. Unzählige menschliche Körper baumeln, ganz wie Rinderhälften in einem Schlachthaus, angebunden an den Fußgelenken von der Decke eines Raumes. Dies Räumlichkeit existierte wirklich - sie war ursprünglich als Schwimmbad konzipiert. Zu Spitzenzeiten verwendete man die Becken, um die unzähligen Leichen ausbluten zu lassen und sie bis zu ihrem Abtransport ins Krematorium zwischenzulagern. Aufgrund dieser Darstellungen ist Pandämonium ausschließlich für Erwachsene Leser geeignet.

Das Kolorit ist sehr abwechslungsreich und fängt die jeweilige Stimmung perfekt ein. In dunklen, bedrohlichen Szenen kommen beispielsweise ausschließlich Grün- ober Blautöne zum Einsatz, was den Panels in diesem Fall entweder ein kränkliches, morbides Aussehen oder einen düsteren, unterkühlten Look verleiht.  Die Farbtöne sind satt und kräftig, es wurde aber stets mit gedeckten Tönen gearbeitet.


Aufmachung des Comics
Der prachtvolle "All in One" Band ist hochwertig gebunden. Er verfügt über eine haltbare Fadenheftung und die Buchdeckel sind ausreichend stabil, ohne zu wuchtig zu wirken. Das Gewicht des Comics ist nicht unangenehm und das große, aber nicht zu große Format liegt angenehm in den Händen. Die Papierqualität ist ausgezeichnet, verwendet wurde ein mattes, sehr glattes Papier. Es ist angenehm griffig, wirkt sehr haltbar und gewährleistet einen randscharfen und kontrastreichen Druck, sowie eine perfekte Farbwiedergabe.

Das geheimnisvolle Covermotiv hat eine sehr einnehmende Wirkung. Die Panels im Innern sind jedoch nicht in diesem Stil gezeichnet.


Fazit
Eine beklemmende Geschichte, die unter die Haut geht. Sie hat ausgeprägte Horrorelemente, dennoch dürfte sich das allermeiste tatsächlich so zugetragen haben. Die gesamte Handlung ist sehr ernsthaft und richtet sich ausschließlich an ältere Leser. Wer bereit ist sich auf einen solchen Stoff einzulassen, findet in Pandämonium einen außergewöhnlichen Comic.


4 5 Sterne


Hinweise
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