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Ein Riss ging von nun an durch sein Leben – es würde eine Zeit vor und nach der Mordnacht geben

Für Leon Schwarz bricht eine Welt zusammen, als seine Mutter in der Nacht zu Hause ermordet wird. Genau zu der Zeit knutscht er auf einer Party mit Vivien und gießt nebenbei die Erdbeerbowle mit Weinbrand auf. Als Hauptkommissar Büscher und seine Kollegin Schiller zunächst seinen Vater und dann auch ihn verdächtigen, weiß Leon, dass er die Sache selbst in die Hand nehmen muss: Er wird den Mörder seiner Mutter finden, koste es, was es wolle.

 

Nachtblauer Tod 

Autor: Klaus-Peter Wolf
Verlag: Fischer FJB
Erschienen: 17. August 2012
ISBN: 978-3-8414-2147-0
Seitenzahl: 384 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der Klappentext gibt den Inhalt treffend wieder: Der 17-jährige Leon aus Bremerhaven führt eigentlich ein ganz normales Teenager-Leben – bis seine Mutter ermordet wird. Da sich die ermittelnden Polizisten in Leons Augen als nicht sehr fähig erweisen und seinen Vater verdächtigen, will er selbst herausfinden, wer für die Tat verantwortlich ist.

Wie der Autor in seinem Vorwort erwähnt, ist die als Schauplatz gewählte Kulisse tatsächlich real, die Handlung sei dagegen fiktiv. Leider ist sie nicht nur erfunden, sondern teils auch sehr lächerlich und die im Laufe der Handlung vorkommenden Pseudo-Offenbarungen sorgen für ein Niveau wie bei den Scripted Reality-Serien im Nachmittags-Fernsehen. So gibt es zu Beginn eine Szene, in der Leon ins Krankenhaus gebracht wird und aus seinem Zimmer zu fliehen versucht, wobei er sich - um den Krankenhauskittel loszuwerden - Frauenkleider anzieht. Der ihn verfolgende Hauptkommissar wird daraufhin von einem Besucher geschlagen, weil dieser denkt, jemand würde ein armes Mädchen bedrohen. Und während ihr Kollege von dem Besucher in die Mangel genommen wird, überlegt die Kommissarin, ob sie schießen soll (S. 44f.). Zum Glück legen sich solche hanebüchenen Einlagen gegen Ende etwas und auch wenn die Geschichte wenig wirkliche Überraschungen bietet, gewinnt die Handlung zum Schluss hin doch ein wenig Spannung. Aufgrund des Plots und der Erzählweise, die die Geschehnisse schnell vorantreibt, sollten jugendliche Leser sich am ehesten mit Nachtblauer Tod unterhalten fühlen.


Stil und Sprache
Die Handlung ist in dritter Person im Präteritum geschrieben. Meist wird aus Leons Sicht erzählt, jedoch wechselt die Perspektive oft unvermittelt und man erlebt die Handlung aus dem Blickwinkel eines anderen Akteurs. Sogar aus der Sicht von ‚Statisten‘ wird hierbei mitunter erzählt: „Er schrieb »Ich liebe dich so sehr«, dann trank er die Cola aus und wischte sich über die Lippen. Stefanie fragte sich, ob sie sich nicht ein Stück Sahnetorte holen sollte, sie könnte damit an ihm vorbeigehen und es ihm versehentlich auf diese irre Motorradjacke kippen. Bestimmt würden sie so ins Gespräch kommen.“ (S. 97-98)

Der Stil, den der Autor verwendet, ist umgangssprachlich geprägt und recht einfach gehalten. Nur selten findet man etwas Kreativität wie beim Sprachspiel mit Kommissarin Schillers Spitznamen: In Anlehnung an Schillerlocken wird sie von ihrem Kollegen ‚Löckchen‘ genannt. Außerdem gibt es noch ein Eis-Motiv: Da Leon als kleines Kind ins Eis eingebrochen ist und dies eine prägende Erfahrung für ihn war, nutzt der Autor es, um Unheilvolles und/oder die Ohnmacht, etwas zu tun, besonders hervorzuheben: „… Dann brach das Eis unter ihm. Er erlebte alles bei vollem Bewusstsein, konnte aber gar nichts dagegen tun. Er gab seinen Muskeln Befehle, doch in dem eiskalten Wasser reagierten sie nicht. Über ihm war die geschlossene weiße Decke. […]“ (S. 350)

Die Umgebung wird wenig detailliert wiedergegeben, es sei denn, sie spielt eine gewisse Rolle, wie beispielsweise der Keller der Familie Fischer, der als Fotografie-Hobbyraum u.a. mit Scheinwerfern und einem aufgeklappten Schirm ausgestattet ist. Zwar hat die Geschichte aufgrund von Leons Handlungen auch Wendepunkte, doch bleibt sie fast bis zum Schluss ziemlich spannungsarm, da die meisten Entwicklungen nicht wirklich überraschend sind.


Figuren
Der 17-jährige Leon Schwarz ist der Protagonist in Nachtblaue Angst, wird dem Leser allerdings wenig sympathisch. Vermutlich soll es typisch jugendlich sein, dass er dauergenervt von seinen Mitmenschen zu sein scheint. Er wirkt undankbar, selbst wenn jemand ihn weiterbringt, ist jähzornig und aggressiv, so würgt er Doktor Stindl, nachdem sie ihm behutsam mitgeteilt hat, dass man seinen Vater verhaftet habe. Zumeist bleiben seine sprunghaften Handlungen dem Leser unbegreiflich, seine Aktionen nicht nachvollziehbar.

Neben ihm kommt der Familie Fischer viel Bedeutung zu, nimmt sie ihn doch bei sich auf. Bei Ben Fischer, Leons bestem Freund, hat man eigentlich kaum das Gefühl, dass sie wirklich befreundet sind, verhält sich Ben doch sehr zurückhaltend. Johanna, seine 15-jährige Schwester, erweist sich dagegen eher als Stütze für Leon, auch wenn sie durch ihre zickige Art nicht übermäßig gut beim Leser ankommt. Die Mutter Ulla bleibt recht blass und ihr Lebensgefährte Maik, der gerne aus Filmen zitiert und bei einer Sicherheitsfirma arbeitet, komplettiert die Familie.

Hauptkommissar Büscher fällt vor allem durch seine Vorurteile auf, die aus seiner Berufserfahrung gewachsen sind. Durch die vorgefertigte Meinung, die er sich zurechtlegt, will er andere Spuren möglichst ignorieren und kommt dadurch ziemlich dumm daher, obgleich er von außen als fähig und unbestechlich charakterisiert wird. Seine Kollegin, Kommissarin Birte Schiller, scheint dagegen schon kompetenter, bleibt aber wie alle anderen Figuren eindimensional und blass. Mit den Personen warm zu werden fällt alles in allem schwer, da sie wenig sympathisch gezeichnet sind.


Aufmachung des Buches
Nachtblauer Tod ist als Hardcover mit Schutzumschlag verlegt. Auf dem nachtblau gehaltenen Umschlag sieht man neben Titel, Autor und Verlag die Silhouette einer Hafenkulisse. Auch das Hardcover ist in einem dunklen Blau und auf dem Buchrücken sind nochmals Titel, Autor und Verlag vermerkt, sodass man das Buch, auch wenn man es ohne Schutzumschlag aufbewahrt, problemlos wiederfinden kann. Der Klappentext, der auf der Buchrückseite des Umschlags gedruckt ist, vermittelt zwar den Inhalt gut, aber hier steht ein falscher Name: Statt eine Vivien küsst Leon Jessy. Im gesamten Buch kommt unterdessen keine Vivien vor.

Zu Beginn gibt es eine Danksagung und den Hinweis auf real existierende Schauplätze, ein Nachwort oder Inhaltsverzeichnis finden sich jedoch nicht. Die insgesamt 55 Kapitel beginnen jeweils mit der folgenden Seite und sind nur fortlaufend beziffert, Kapitelnamen gibt es nicht. Da die relativ kurzen Kapitel zudem in großer Schrifttype gesetzt sind, ist man schnell fertig mit der Lektüre. Die letzten zwanzig Seiten widmen sich dann einer weiteren Geschichte um Leon und Johanna, die Neongrüne Angst heißt. Inwieweit sie eine Fortsetzung des begonnenen Plots darstellt, ist aber durch die gegebene Leseprobe nicht erkennbar. Abschließend folgt noch Werbung für andere Bücher des Verlages.


Fazit
Nachtblauer Tod bietet einen wenig überraschenden Plot, den die zumeist unsympathischen Akteure nicht retten können. Höchstens für jugendliche Leser empfehlenswert, die mit den Protangonisten vielleicht warm werden können.


2 Sterne


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