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Lissianna Argeneau ist die wahrscheinlich einzige Vampirin, die kein Blut sehen kann. Deshalb erhält sie von ihrer Mutter ein ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk: einen Psychiater, der sie von ihrer Blutphobie befreien soll. Doch als Lissianna den charmanten Dr. Gregory Hewitt mit einer Schleife um den Hals gefesselt in ihrem Bett vorfindet, erkennt sie auf den ersten Blick, dass er mehr ist als nur ein Snack für zwischendurch ...

 

 

Autor: Lynsay Sands
Verlag: Egmont Lyx
Erschienen: 03/2009
ISBN: 978-3-8025-8183-0
Seitenzahl: 392 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Lissianna Argeneau kann kein Blut sehen – ein enormes Handicap für eine Vampirin. Deshalb “engagiert“ ihre Mutter an Lissiannas 202. Geburtstag den Psychologen Gregory Hewitt, der ihre Phobie heilen soll, indem sie ihn mittels Gedankenkontrolle direkt aus seiner Praxis entführt. Als Lissianna ihr gutaussehendes Geburtstagsgeschenk, an ihr Bett gefesselt und mit einer roten Schleife um den Hals entdeckt, glaubt sie zunächst an einen leckeren Snack. Dummerweise gelingt es ihr nicht, seine Gedanken zu lesen, was sie irritiert, da ihr das bisher noch nie widerfuhr. Während eines Gespräches erfährt Lissianna, dass Greg ursprünglich vorhatte, am nächsten Tag seinen wohlverdienten Urlaub anzutreten. Mitfühlend verhilft sie ihm, mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Cousinen und Vetter Thomas, zur Flucht. Doch die Tatsache, dass niemand Gregs Erinnerung gelöscht hat, ruft schon bald die älteren Vampire auf den Plan, die Greg und Lissianna daraufhin verfolgen. Während einer wilden Hatz durch Toronto kommen sich die beiden zusehends näher. Als wäre das alles nicht schon aufregend genug, taucht unvermittelt eine Bedrohung von anderer Seite auf: Vampirjäger haben Lissianna im Visier!


Stil und Sprache
Erfreulicherweise wurde nun Band 1 der Argeneau-Vampir-Serie nachgeliefert, denn obwohl jeder Teil der Serie eine in sich abgeschlossene Story beinhaltet, ist es hilfreich, die Hintergrundinformationen eines ersten Teiles zu erhalten. So erfährt man beispielsweise mehr über die von Atlantis stammenden Vampire im Allgemeinen und über Lissiannas verstorbenen Vater Jean Claude und seinem Verhältnis zu Frau und Kindern im Besonderen. Neu auch ist die Erklärung, wieso sich die Vampire ausschließlich aus Blutbeuteln ernähren und nicht mehr auf die Jagd gehen, um – wie Sands es ausdrückt – “al fresco“ zu speisen.

Lynsay Sands´ Vampir-Roman-Debüt beginnt, wie ich es von ihren historischen Liebesromanen her gewohnt bin, sehr humorvoll. Allein schon ihre Idee, eine Vampirin mit Hämophobie zu kreieren, finde ich äußerst einfallsreich und witzig. Lustig auch ist die Beschreibung der verschiedenen Geschmacksrichtungen der Blutbeutel, die von der familieneigenen Blutbank geliefert werden.
Der logische Ablauf der Handlung weist keine Schwächen auf und auch spannende Elemente wurden eingeflochten. Allerdings muss man nicht Miss Marple heißen, um sehr früh zu erraten, um wen es sich bei den Vampirjägern handelt. Leider flacht der Humor in der Mitte etwas ab, der Unterhaltungswert hält sich nichtsdestotrotz auf einem hohen Level.
Der Schreibstil der Autorin ist zwar flüssig, aber nicht durchgehend locker. In ihrer Danksagung am Ende des Buches berichtet sie von auftretenden Komplikationen und Schwierigkeiten beim Schreiben. Da das fast wie eine Entschuldigung klingt, ist es Sands offenbar bewusst, dass ihr Schreibstil zuweilen ein wenig verkrampft erscheint und der Humor etwas aufgesetzt wirkt. Vermutlich sind das Einfindungsprobleme in ein neues Genre, die sie letztendlich aber überwinden konnte.


Figuren
Lynsay Sands hat es wieder einmal geschafft, überaus gelungene, sehr gut beschriebene Haupt- und Nebenfiguren zum Leben zu erwecken.
Da ist zunächst einmal die Hauptprotagonistin Lissianna. In erster Linie aus Rücksichtnahme ihrer Mutter gegenüber, die sie während des Schlafens mit Infusionen ernährte, zog sie vor einiger Zeit in eine eigene Wohnung. Doch nun ist sie gezwungen, direkt von Menschen zu trinken. Sie nährt sich die meiste Zeit von den Insassen des Obdachlosenheims in dem sie arbeitet. Das hat aber auch den Nachteil, dass sie öfter betrunken oder high ist, nachdem sie Individuen erwischt hat, die Alkohol oder Drogen zu sich genommen haben. Und sie versteht die Ängste ihrer Mutter, sie könne – genau wie ihr Vater – ein Alkoholproblem bekommen. Aus diesen Zeilen kann man bereits Lissiannas hervorstechendsten Charaktereigenschaften herauslesen: Rücksichtnahme und Mitgefühl. Aber auch andere Stärken zeichnen sie aus. Sie besitzt Mut, Durchsetzungsvermögen und Hilfsbereitschaft. Sie ist nett und loyal gegenüber Menschen, die sie mag. Doch sie hat auch Schwächen, was ihrer Figur jedoch Authentizität verleiht. Besonders in ihrer Beziehung zu Greg erkennt man gelegentlich Unsicherheit, die Lissianna ein wenig zögerlich wirken lässt.

Dr. Gregory Hewitt ist intelligent, attraktiv, mit 35 Jahren noch immer unverheiratet und Frauen gegenüber höchst modern eingestellt. Seine künftige Partnerin soll selbständig, ihm ebenbürtig und kein schutzbedürftiges Wesen sein. Er hat ein liebevolles Verhältnis zu seiner Familie, was ihm einiges Kopfzerbrechen bereitet, als er sich zwischen ihr und einem Vampirdasein an Lissiannas Seite entscheiden muss. Außerdem ist er ein absoluter Gourmet. Er versteht es, jede Art von Essen nicht nur zu genießen, sondern vielmehr zu einem sinnlichen Erlebnis für sich und Lissianna, die schon lange kein großes Interesse mehr an “richtiger Nahrung“ hatte, zu machen. Es mutet rührend an, wie er so hilflos – anfangs noch mit dieser lächerlichen Schleife um den Hals – an Lissiannas Bett gefesselt daliegt, hin- und hergerissen zwischen Groll über die prekäre Lage, Neugierde und dem Gefallen an Lissianas hübscher Erscheinung, während mehrere junge, gutaussehende Geschöpfe um ihn herumstehen, miteinander beratschlagen und über ihn reden, als sei er nicht anwesend.
Besagte Personen sind Lissianna, ihre Cousinen und Cousin Thomas. Sie stellen die Jugend des Argeneau-Clans dar, was allein schon zum Schmunzeln reizt. Denn, mit Ausnahme der Zwillinge, die tatsächlich erst 17 Jahre alt sind, haben alle mehrere hundert Jahre auf dem Buckel. Nach dem Motto “Einer für Alle – Alle für Einen“ stehen sie füreinander ein und sind eine sehr sympathische “Rasselbande“. Mit einer Ausnahme haben sie noch eines gemeinsam: Bis auf Thomas, der sie mit seinem Charme um den Finger zu wickeln vermag, verspüren sie einen gehörigen Respekt vor Lissiannas Mutter, besonders wenn diese wütend ist.

Marguerite Argeneau ist eine Kupplerin. Unbeirrt arbeitet sie ihrem Ziel entgegen, die Wahren Gefährten für ihre Sprösslinge zu finden, mitunter mit recht bevormundendem Gebaren. Ihre Dominanz tritt in diesem 1. Teil nicht offensichtlich zutage, weil sie hier mehr im Verborgenen agiert. Besonders ausgeprägt empfand ich sie in Band 2, was mir ihre Figur ein wenig unsympathisch machte. Doch nun erhält man die Erklärung für ihr Verhalten – ein weiterer positiver Effekt der nachträglichen Veröffentlichung dieses Serienstartes – und es gelingt, sie besser zu verstehen.

Ein geheimnisvoller Charakter ist Onkel Lucien, der Zwillingsbruder von Lissiannas verstorbenem Vater. Als einer der ältesten, noch vom Inselreich Atlantis stammenden Vampire, gehört er dem Rat an. Angeblich soll er mit grausamen Methoden Gesetzesüberschreitungen ahnden. Er ist verwitwet und ich bin mir sicher, sind erst einmal die jüngeren Argeneaus alle unter der Haube, wird auch ihm ein Teil der Serie gewidmet sein. Ich freue mich schon darauf.

Lissiannas Brüder Etienne und Lucern, die Hauptprotagonisten aus den Bänden 2 und 3, tauchen nicht persönlich auf, sie werden lediglich namentlich erwähnt; wohingegen Bastien, der Held des im Juni erscheinenden 4. Teiles, ein kurzer Auftritt zuteil wird.


Aufmachung des Buches
Die zwei bisher erschienenen Teile der Argeneau-Vampir-Serie zeichnen sich durch äußerst geschmackvolle, künstlerisch hochwertige und zur Geschichte passende Covers aus. So auch dieser Band. Warum die blutroten High Heels abgebildet sind, dürfte jedem Betrachter einleuchten. Aber auch das Kruzifix spielt in einer Szene eine Rolle. Die dunkle Gebäude-Silhouette ist zwar immer am unteren Rand platziert, zeigt aber auf jedem neuen Buch eine andere Stadt. Für den Abendhimmel im Hintergrund wurde dieses Mal eine etwas ungewöhnliche Farbe gewählt. Noch nie in der Realität konnte ich einen Sonnenuntergang in Grün beobachten. Andererseits ist mir aber auch noch niemals im wirklichen Leben ein echter Vampir begegnet…
Der Schriftzug “Vampirin“ im Buchtitel ist abermals verspielt-verschnörkelt, kursiv und übergroß hervorgehoben.
Die stabilisierenden und edel aussehenden Innenklappen sind ebenfalls wieder anzutreffen.

Das Buchinnere beginnt mit einem Prolog, dem sich 22 Kapitel und ein Epilog anschließen.
Leider muss ich auch in diesem Buch den zu niedrigen Schriftgrad bemängeln. Das Lesen von solch kleiner Schrift ermüdet rasch die Augen und schmälert dadurch in nicht geringem Maß den Lesegenuss.


Fazit
Trotz kleiner Schwächen ist “Eine Vampirin auf Abwegen“, nicht zuletzt wegen der gelungenen Charaktere, eine vergnügliche Vampir-Liebeskomödie, die sich in einem sehr ansprechendem Cover präsentiert. Es empfiehlt sich, zum besseren Verständnis, die Teile in der richtigen Reihenfolge zu lesen.


4 Sterne


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