Im Januar 1622 schenkt Ariane de Troil, in einer abgelegenen Herberge versteckt, einem Jungen das Leben. Es ist das uneheliche Kind von Ludwig XIII. Doch kaum geboren, wird er von bewaffneten Männern entführt …
Ariane ist entschlossen, ihren Sohn um jeden Preis zurückzuholen. Dazu trägt sie wieder die rote Maske, trotz des Unglücks, das diese Maske über ihre Familie gebracht hat.
Auf ihrer Suche muss sich Ariane in die Welt des „Schattenvolks“ wagen, zu den von der Gesellschaft Ausgestoßenen. Sie muss ihre Abscheu überwinden, um vor ihnen zu bestehen, um Freunde zu gewinnen, für die sie fortan tapfer einsteht …
Originaltitel: Masquerouge – Ami, remplis mon verre! |
Die Grundidee der Handlung
Der sich bereits im Vorband angekündigte Richtungswechsel im Handlungsverlauf wird nahtlos aufgegriffen und weitergesponnen. Ariane de Troil zieht sich wieder die rote Maske über, wenn auch zunächst zu einem anderen Zweck als früher, denn mit dem festen Ziel vor Augen, ihren entführten kleinen Sohn zu finden, ist sie Teil einer Schauspielertruppe geworden. Diese konfrontiert sie eines Abends mit den Armen und Geächteten aus den Pariser Elendsvierteln, was zur Folge hat, dass die junge Adlige nach einem langen Irrweg schließlich doch wieder zu ihren Wurzeln findet, indem sie sich zum rotmaskierten Kämpfer der Benachteiligten dieser Welt aufschwingt. Somit schließt sich der Kreis zum Serienanfang. Verwundert war ich nur, wie leicht Ariane darüber ihren kleinen Sohn vergisst. Dass man über seinen Verbleib im Abschlussband nichts mehr erfährt, empfand ich als große Schwäche im Plot.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Als Erstes fällt die neue Farbskala ins Auge. Weg von zarten Pastellfarben, hin zu einer eher dunklen, kontraststarken Kolorierung. Dadurch gewinnt besonders die extrem lange Szene der Pariser Unterwelt bei Nacht (ab Seite 10), wo Ariane mit den Armen, Kranken und Geächteten konfrontiert wird. Entstellte, hässliche Fratzen, bizarre Geschehnisse, das alles in Nahaufnahme und mit einem stark ausgeprägten Licht- und Schattenspiel dargestellt, verwandelt sich die gesamte Szenerie in eine Gruselshow. Nichtsdestotrotz wirken die starken Kontraste ein wenig plump.
Weiter fällt positiv auf, dass Venanzi offenbar an seinem größten Schwachpunkt gearbeitet hat. Die weiblichen Gesichter fallen nun nicht mehr so männlich markant aus wie in den Vorbänden. Bei den durch Feuer oder Krankheit entstellten Gesichtern der gesellschaftlich Ausgestoßenen hat sich der Zeichner sogar selbst übertroffen. Die sonstige Ausstattung wie Frisuren, Kleidung, Gebäude, Inneneinrichtung ist nach wie vor historisch authentisch. Vermissen wird vielleicht so manch einer die weitläufigen Pariser Außenaufnahmen im Postkartenstil, die in den Vorbänden für viel Atmosphäre sorgten, denn der Schwerpunkt liegt diesmal auf Szenen bei Dunkelheit und im Inneren von Gebäuden, in denen die Akteure im Vordergrund stehen und weniger das Setting.
Irritierend und völlig deplatziert finde ich zwei Einschübe (S. 37 und 41) mit Anspielungen auf andere Serien des Autors Patrick Cothias, die auf mich den Eindruck einer puren Werbemaßnahme machen, denn mit der unmittelbaren Handlung im Roten Falken kann ich sie nicht in Verbindung bringen.
Aufmachung des Comics
Bei der Aufmachung gibt es nichts zu tadeln. Der Finix Verlag lässt sich in der Hinsicht nicht lumpen und verlegt alle Bände des Roten Falken in feinster Hardcover-Qualität, so auch den Abschlussband. Die kleinen Extras entsprechen denen der Vorbände, weshalb ich hier nicht mehr darauf eingehe.
Die Coverillustration, die sich teilweise auch noch über den hinteren Buchdeckel ausbreitet, zeigt die Titelheldin Ariane de Troil mit der Maske des Roten Falken in Händen. Der Hintergrund wird vom Abend- oder Morgenrot erstrahlt, dagegen wirken die Pariser Häuserzeile und die steinerne Seine-Brücke fast schon unscheinbar.
Fazit
In manchem schließt sich der Kreis, es bleiben aber auch einige Fragen offen. Der Abschlussband des ‚Roten Falken‘ hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Nichtsdestotrotz sollten Fans und Sammler die einmalige Gelegenheit nutzen, hiermit ihre vor vielen Jahren begonnene Serie zu komplettieren.
Hinweise
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Backlist:
Zyklus: Die 7 Leben des Falken
Bände 1 – 7 (Carlsen Comic)
Zyklus: Der Rote Falke
Band 1: Die Rote Maske (Rainer Feest Verlag / Neuauflage Finix Comics)
Band 2: Friedhof der Unschuldigen (Rainer Feest Verlag / Neuauflage Finix Comics)
Band 3: Verabredung bei Chantilly (Rainer Feest Verlag / Neuauflage Finix Comics)
Band 4: Die Verschwörer (Kult Editionen)
Band 5: Der König der Narren (Kult Editionen)
Band 6: Das Starennest (Kult Editionen)
Band 7: Verwandte Seelen (Kult Editionen)
Band 8: Hass und Neid (Finix Comics)
Band 9: Die schwarze Witwe (Finix Comics)
Zyklus: Des Königs Narr
Bände 1 – 9 (Kult Editionen)