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Seit dem Tod der Mutter herrschen Kälte und Bitterkeit in der Holzmühle Gerstenrieder, die auf dem Setzberg, weit droben über dem Tegernseer Tal liegt. Die einzige Tochter, Annelie, opfert sich für ihren jähzornigen Vater und die Brüder auf. Täglich quälen sie Einsamkeit, die Launen der Männer und die Sorge um ihren geliebten Bruder, der geistig zurückgeblieben ist. Nur in ihrer Liebe zu Martin findet sie Trost. Gemeinsam mit ihm hofft Annelie, dem Leben in der Sägemühle eines Tages entfliehen zu können. Doch als sie von Martin zutiefst enttäuscht wird, verfällt sie dem berüchtigten Wilderer Jennerwein, der in der Mühle Unterschlupf sucht. Und so nimmt ihr Schicksal eine dramatische Wendung …

 

Wolfstraum 

Autor: Angeline Bauer
Verlag: Rosenheimer
Erschienen: 27. August 2012
ISBN: 978347554149
Seitenzahl: 236 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Wie schon in Angeline Bauers vorhergehendem historischem Roman „Die Niemalsbraut“ erzählt die Autorin auch hier die Geschichte einer jungen Frau, die für ihren Vater und ihre Geschwister jeden Tag schuftet und weder Dank noch Zuneigung erhält. Annelie, die Protagonistin, versorgt in der Mühle ihren Vater, den älteren Bruder Max, Johannes den Knecht und ihren „depperten“ Bruder Lenz. Annelie ist die einzige, die Lenz liebt, und er vertraut nur ihr, was auch der Grund ist, dass sie nicht so einfach von der Mühle weggehen kann. Martin Ebner, ein Tischlersohn, liebt Annelie, enttäuscht sie aber, was sie dazu veranlasst, dem Girgl Jennerwein ihr Vertrauen zu schenken.

Wer „Die Niemalsbraut“ gelesen hat, wird einige Parallelen im Aufbau der Geschichte wiederfinden, was den Roman nicht mehr ganz so innovativ dastehen lässt. Dennoch stellt sich auch dieses Buch um etliche Stufen über die Masse der im üblichen Mainstream den Markt beherrschenden historischen Romane.


Stil und Sprache
Packend ist es, mit immenser Kraft geschrieben und stets den Nerv des Lesers treffend, so gestaltet sich auch dieser „Heimatroman“, der doch ziemlich zeitgleich mit „Die Niemalsbraut“ erschienen ist. Allerdings gibt es bei diesem Buch einen Schwachpunkt, und der liegt in der Aufbereitung der Geschichte. Waren die Szenen und das Leben in der „Niemalsbraut“ innovativ und mit großer Empathie geschrieben, wirkt die Strukturierung von Annelies Erlebnissen zeitweilig wie aus einem vorhersehbaren und schnell abgedrehten Heimatfilm aus den 50er Jahren, in der Dramaturgie ähnlich a la „Geierwally“.
Durch den personalen Erzählstil findet der Leser eine identifizierende Verbindung zur Hauptfigur und kann ihre Handlungen sehr gut nachvollziehen. Das flotte Tempo und die vielen Ereignisse lassen nie Längen aufkommen, sodass sich das Buch schwer aus den Händen legen lässt. Etwas zu sehr Schlag auf Schlag kommt allerdings der Schluss daher und irgendwie kann man den Ausgang der Geschichte kaum glauben, da dies doch eine komplette Wende der Ereignisse bedeutet und man diesen in dieser Art und Weise so nicht erwartet hätte. Etwas allzu einfach löst sich alles auf.

Wie das Buch zu seinem Titel kommt, erfährt man im Laufe der Geschichte durch die Protagonistin selbst, was einer sehr kreativen Idee der Autorin zugrunde liegt.


Figuren
Eine große Stärke Angeline Bauers ist ihr hohes Einfühlungsvermögen. Die Empfindungen der Figuren darzustellen, ohne sich in ausschweifende Gefühlsbeschreibungen zu verheddern, beherrscht sie grandios. Man glaubt der sympathischen Protagonistin ihre Ängste, spürt ihre Verbundenheit zu ihrem geistig behinderten Bruder Lenz und bewundert sie für ihre Kraft und ihr Durchhaltevermögen. Kann man noch verstehen, dass der Holzmüllergeselle Johannes auf Annelie nicht gut zu sprechen ist und sich durch ihre Zurückweisung aggressiv und widerwärtig verhält, kann man das Verhalten ihres älteren Bruders und ihres Vaters nicht ganz nachvollziehen. Dass Verlust, Enttäuschung und Lieblosigkeit einen Menschen verbittert werden lassen, ist glaubhaft, aber dass alle drei Männer am Hof Annelie im Grunde nur Schlechtes wollen, ist nicht ganz verständlich.

Wenn auch wunderbar erzählt und mit interessanten Figuren, derer es viele gibt, kommt man nicht umhin, die vielen Ähnlichkeiten zur „Niemalsbraut“ zu bemerken und das Buch daran – wenn auch unbewusst – zu messen.


Aufmachung des Buches
Wie schon „Die Niemalsbraut“ ist auch dieses ein sehr schönes, gebundenes Buch mit einem Mädchenbildnis von Defregger als Covermotiv am Schutzumschlag. Zweiundzwanzig Kapitel führen durch die Geschichte und ein Personenverzeichnis sowie ein Gloassr, welches die bäuerlichen Ausdrücke erläutert, findet man noch am Ende des Buches.


Fazit
Durch „Die Niemalsbraut“ liegt die Messlatte des Romans sehr hoch, ist aber dennoch ein zweifelsfrei kurzweiliges und unterhaltsames Buch, das man schnell gelesen hat. Zwar hält es einem Vergleich zum Vorgängerroman der Autorin nicht stand, stellt sich aber dennoch weit vor viele andere triviale Neuerscheinungen, nicht nur im historischen Genre. Auf das nächste Buch der Autorin darf man also gespannt sein!


3 5 Sterne


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