„Ich zähle jetzt bis hundert, und dann komme ich und töte dich.“
Die Rechtsmedizinerin Maria Krause steht vor einem Rätsel: Vor ihr liegt die geschändete Leiche einer jungen Frau, und die einzige Spur, die der Täter hinterlassen hat, ist ein Abdruck rot gefärbten Schweißes. Eine Spurensuche beginnt, die einige Abgründe aufreißt ...
Originaltitel: Døderummet |
Die Grundidee der Handlung
Eine junge Frau wird mehr als brutal zugerichtet. Die Brustwarzen sind abgeschnitten, die Fingernägel herausgerissen und zig Stichwunden zieren den leblosen Körper. Rechtsmedizinerin Maria Krause versucht alles in ihrer Macht stehende, um herauszufinden, wer der jungen Frau dies angetan hat und wieso. Sie macht es zu ihrem ganz persönlichen Fall und entschwindet somit immer weiter in einen Strudel, bei dem bald Wahrheit und Fiktion nicht mehr trennbar sind. Wenn sie nicht aufpasst, wird der Sog so stark, dass sie nicht mehr auftauchen wird ...
Eine interessante Idee, die Protagonistin als verrückt darzustellen, die zwischen Realität und Fiktion manches Mal kaum unterscheiden kann. Gut umgesetzt, so dass der Leser selbst immer mehr Zweifel an der Glaubhaftigkeit des Gelesenen bekommt und bis zur endgültigen Auflösung unwissend ist.
Stil und Sprache
Zum Großteil wird das Geschehen von der Rechtsmedizinerin Maria Krause erzählt. Da sie als nicht immer hundertprozentig zurechnungsfähig dargestellt wird, wirken vor allem solche Passagen sehr authentisch, die eigentlich logisch gesehen keinen Sinn ergeben. Dadurch wird der Leser verwirrt, was volle Absicht ist, so dass man nicht zu schnell darauf kommt, wer der Täter ist. Andere, kürzere Sequenzen, werden aus der Ich-Perspektive des Täters beschrieben. Diese werden als Tagebucheinträge seinerseits dargestellt und grenzen sich auf Grund der Schriftart vom Rest des Buches ab. Somit entsteht keinerlei Verwirrung darüber, wer sich selber gerade als „Ich“ bezeichnet.
Der Einstieg wirkt etwas zu langatmig. Die Einführung der handelnden Personen erstreckt sich über einen zu langen Zeitraum, so dass man immer ungeduldiger darauf wartet, dass endlich etwas geschieht. Ist dies jedoch überstanden, und hat man das Buch noch nicht zur Seite gelegt, wird man belohnt, denn von da an steigt die Spannung stetig an. Dadurch, dass Realität und Fiktion kaum auseinander zu halten sind, wenn überhaupt, bleibt es bis zum Schluss spannend. Schließlich ist nie sicher, ob man nicht auf eine falsche Fährte hereingefallen ist, die überhaupt nichts mit der realen Welt zu tun hat. Von Vorhersehbarkeit kann daher keineswegs die Rede sein.
Der Schreibstil der Autorin ist weitestgehend flüssig, außer zu Beginn, wo es noch etwas holprig wirkt. Aber im Laufe der Zeit scheint es, als hätte sie zu ihrem Stil gefunden, so dass das Verfolgen des Geschehens ein Leichtes ist.
Figuren
Maria Krause ist schon eine seltsame Figur. Sie lebt zeitweise in einer Traumwelt und kann daher manchmal schwerlich zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Daher fällt es auch nicht leicht, ein klares Bild von ihr zu erhalten. Da sie selber die Geschichte erzählt, weiß man also nie, was nun wahr ist und was nicht. Dennoch schafft man es, zumindest eine Art Bezug zur ihr herzustellen, da sie die Erlebnisse lebhaft und sehr bildlich darstellt und der Leser sich somit sehr gut in die Situationen hineinversetzen kann. Ob diese dann real sind oder nicht, spielt zunächst keine Rolle.
Da auch die übrigen Figuren aus ihrer Sicht beschrieben werden, fällt es ebenso schwer, ein richtiges Bild zu erhalten, da nicht eindeutig ist, was von dem Erzählten der Wahrheit entspricht. Einzig vom Täter zeichnet sich nach und nach ein konkretes Bild ab, was allerdings daran liegt, dass er selber von sich erzählt. Allerdings lässt er sich nicht mit einer Person in Verbindung bringen, die von Maria beschrieben wird, wodurch die Verwirrung nicht weniger wird.
Aufmachung des Buches
Es handelt sich bei diesem Buch um ein gebundenes Buch aus dem Tropen-Verlag. Der Hintergrund des Covers ist schlicht weiß. Der Name der Autorin und der Titel füllen das komplette Cover aus und sind in schwarzen Buchstaben gedruckt. Zwei Schnitte durchziehen die Schrift, aus denen Blut sickert. Trotz des schlichten Covers zieht das Buch sofort die Blicke auf sich und macht neugierig auf den Inhalt. Zudem gibt es im Innenteil noch eine Straßenkarte von Odense, dem Ort, in dem das Geschehen sich abspielt. So kann man immer wieder nachlesen und verfolgen, wo man sich befindet beziehungsweise an welchen Orten sich welche Erlebnisse abspielten.
Fazit
„Totenzimmer“ bietet eine gelungene Abwechslung, vor allem im Bezug auf die sonderbare Hauptdarstellerin. Ein guter Auftakt, der aber dennoch Luft nach oben hat, welche hoffentlich im nächsten Band ausgefüllt werden wird.
Hinweise
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