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AnneClaire Kaufmann klein 


Liebe Frau Kaufmann, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview genommen haben. Sie sind seit geraumer Zeit Pressereferentin beim Rowohlt-Verlag und dort für den Belletristik-Bereich der Labels Rowohlt Polaris, Wunderlich und Rowohlt Taschenbücher zuständig. Wie kam es zu dieser Berufswahl? War das schon immer Ihr Wunsch oder hat es sich einfach „ergeben“?

Ich habe mich während der Schulzeit entschlossen, nach dem Abitur eine Lehre im Medienbereich zu machen und habe mich sowohl bei Buch- als auch bei Zeitschriftenverlagen beworben. Nach meinem Vorstellungsgespräch beim Rowohlt Verlag wusste ich, da bin ich richtig. Überall Regalwände voller Bücher, die Atmosphäre im ganzen Verlagsgebäude und die Liebe der Mitarbeiter zu ihrem "Produkt": Das hat mich nachhaltig beeindruckt. Nach der Ausbildung bin ich zunächst ins Ausland gegangen und habe im Anschluss studiert. Dem Verlagswesen bin ich aber immer treu geblieben. Dass es die Presseabteilung und nicht das Lektorat geworden ist, ist auch ein bisschen Zufall, hat sich für mich aber als goldrichtig herausgestellt.


Wie darf man sich einen Arbeitstag bei Ihnen vorstellen?

Einen Großteil meiner Arbeitszeit verbringe ich kommunizierend an meinem Schreibtisch - per Mail, die ich an die Medien verschicke, telefonisch mit einzelnen Redakteuren, Autoren oder zur internen Absprache mit Kollegen aus anderen Abteilungen. Ziel ist dabei immer, den einzelnen Büchern so viel Aufmerksamkeit wie möglich zukommen zu lassen.


Was mögen Sie an Ihrer Arbeit besonders, was weniger?

Schön ist, dass meine Arbeit mich immer wieder auch von meinem Schreibtisch wegbringt. Ich begleite Autoren auf ihren Lesereisen, bei Buchpremieren, mache Redaktionsbesuche und organisiere Pressereisen, bei denen ich Journalisten mit Autoren zusammenbringe.
Wenn dann ein Buch von vielen Medien aufgegriffen und besprochen wird, ist das toll. Wenn aber ein Titel, den man persönlich besonders mag, gar keinen Anklang findet, und alle Bemühungen vergeblich sind, ist das manchmal natürlich auch enttäuschend.


Wenn ein Buch so gar nicht läuft, was dann? Wie gehen Sie „werbetechnisch“ mit solchen „Totalausfällen“ um?

Bereits in einem sehr frühen Stadium der Programmplanung stimmen wir unser Vorgehen zwischen den einzelnen Abteilungen wie Vertrieb, Werbung, Social Media und Presse ab, um für jeden Titel das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Wenn später festgestellt wird, dass eine Strategie gar nicht aufgeht, beraten wir gemeinsam, an welchen Schrauben vielleicht noch gedreht werden kann, wo weiterer Bedarf besteht. Dennoch gehört immer auch eine Portion Glück dazu, ob ein Titel sich in der Vielzahl der Novitäten durchsetzen kann.


In den letzten Jahren ist die Zahl der Literaturportale im Internet rasant gestiegen, ebenso die Zahl der Buchbesprechungen im Netz. Wie stehen Sie dazu? Ist Ihnen das Internet in dieser Hinsicht wichtig?

Das Internet ist schon seit Jahren zu einer der wichtigsten Informationsquellen geworden. Deshalb ist es natürlich auch für uns von großem Interesse mit unseren Büchern im Netz vertreten zu sein. Ich schätze die Arbeit von Portalen wie leser-welt.de sehr, insbesondere, wenn sich mit viel Liebe zum Detail und Ausführlichkeit einem Autor und seinen Büchern gewidmet wird, und der Anspruch besteht, andere Leser zu informieren. Blogs und Portale, die sich diesem Ziel widmen, erreichen oftmals schon einen beachtlichen Verbreitungsgrad, der für uns sehr hilfreich sein und die Arbeit mit den klassischen Medien wunderbar ergänzen kann.


Haben Sie bei Ihrer Arbeit auch Einfluss darauf, welche Bücher ins Programm genommen werden? Wenn ja, inwieweit spielt Ihr persönlicher Lesegeschmack dabei eine Rolle?

Die Auswahl der Bücher trifft das jeweilige Lektorat der einzelnen Programmbereiche. Die Meinung der Presseabteilung ist dann gefragt, wenn es um die konkrete Pressestrategie für die einzelnen Titel geht.


Sie haben sowohl mit unbekannten Newcomern unter den Autoren zu tun als auch mit Bestsellerautoren wie etwa Simon Beckett. Gibt es da große Unterschiede, etwa „Diven“ und „Normalos“?

Letztlich vereint alle Autoren, dass sie viel Herzblut, Zeit und Energie in ihr Werk gesteckt haben, von dem sie nun hoffen, dass es den Lesern gefällt. Da unterscheiden sich Newcomer kaum von den alten Hasen, die vor jeder neuen Veröffentlichung wieder nervös sind.


Sie begleiten auch Autoren zu Leserreisen und Veranstaltungen. Was ist das Ungewöhnlichste oder Witzigste gewesen, was Sie dabei so erlebt haben?

Kreischende Teenager während der Leipziger Buchmesse 2011, die sich von Simon Beckett den Unterarm signieren ließen oder in Tränen aufgelöst bei der Signierstunde standen - das erinnerte an Popkonzerte und kommt bei Lesungen eher selten vor. Aber auch der Bericht eines Exorzisten der anglikanischen Kirche, der einer Gruppe von Journalisten, die ich nach England zu unserem Autoren Phil Rickman begleitet habe, seine Arbeit erläuterte, war ein besonderes Erlebnis.


Ihr Beruf besteht auch aus Lesen, Lesen, Lesen. Wie viele Bücher lesen Sie etwa im Jahr? Und sind dabei auch welche von anderen Verlagen?

Ich betreue 4 bis 8 Titel pro Monat, die ich natürlich auch lese. Zudem muss und möchte ich auch in all unseren anderen Programmbereichen auf dem Laufenden bleiben. Da kommt die Lektüre von Büchern aus anderen Verlagen leider häufig viel zu kurz.


Welche Genres oder Autoren bevorzugen Sie privat? Gibt es etwas, das Sie gar nicht mögen?

Ich persönlich bin ein großer Krimi-Fan, was mir in meinem Job sehr zugute kommt. Ein Buch muss mich mit seiner Sprache, seinen Figuren und einem tollen Plot fesseln. Das ist letztlich völlig genreunabhängig.


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