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Im Umland von Vigàta hat man einen Toten in einem Plastiksack aufgefunden. Wenig später taucht eine Frau im Kommissariat auf, die ihren Ehemann als vermisst meldet. Commissario Montalbano fühlt sich an eine Geschichte aus der Bibel erinnert, an den Verrat des Judas. Denn: Der Leichnam wurde in dreißig Teile zerstückelt, am sogenannten Töpferhang verscharrt, der Schuss in den Nacken deutet auf Rache wegen Verrats hin, und bei dem Toten handelt es sich offensichtlich um einen Fremden.

 

Das Ritual der Rache 

Originaltitel: Il Campo del Vasaio
Autor: Andrea Camilleri
Übersetzer: Moshe Kahn
Verlag: Lübbe
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-7857-2431-6
Seitenzahl: 282 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Salvo Montalbano wird nicht jünger, das merkt er vor allem daran, dass er das doch teilweise schlechte Winterwetter immer weniger verträgt. Seine Laune sinkt jeden Tag tiefer. Sein Vize Mimi Augello bockt herum und stört das gute Arbeitsklima im Präsidium. Auf dem Critaru, einer zerklüfteten Tonebene, wird bei sintflutartigem Regen eine in 30 Teile zerstückelte Leiche gefunden und seine Freundin Livia macht ihm - von Mimis Frau angeheizt - wegen eben diesem die Hölle heiß. Perfekte Bedingungen, um über den Sinn des Lebens nachzudenken. Doch der Fall des Toten vom Critaru nimmt plötzlich eine unerwartete Wendung. Salvo erkennt die Handschrift der alten Mafia-Schule und es dauert nicht lange, um eine Verbindung des Toten mit dem alten Boss Don Balducio Sinagra zu entdecken. Doch dummerweise ist sein Vize in den Fall verstrickt. Dolores Alfano, die Frau des Toten und Geliebte von Mimi scheint diesen für ihre Zwecke zu benutzen. Salvo muss sein gesamtes Können und Fingerspitzengefühl aufbringen, um seinen Partner zu schützen, eine Falle zu stellen und dabei möglichst nicht in Erscheinung zu treten. Ein riskantes Unterfangen.

Wieder einmal dient die besondere Aura Siziliens, seiner Landschaften und seiner Bewohner als Kulisse für eine meisterhaft erzählte Kriminalgeschichte. Selbst im Winter scheint die Insel nichts von ihrem Flair einzubüßen. Kein Wunder, dass es der Mafia dort so gut gefällt.


Stil und Sprache
Wenn eine Serie in die Jahre kommt und mit dem 13. Fall ist dies ja nicht von der Hand zu weisen, läuft der Autor Gefahr, langsam aber stetig abzubauen. Seine Geschichte flacht ab, verliert an Interessantem. Nicht so bei Andrea Camilleris Reihe um Commissario Salvo Montalbano. Er lässt seinen Protagonisten zwar altern, aber durch das geschickte Einbauen eben dieser Tatsache bleiben die Bücher weiterhin spannend, erfrischend und überraschen immer wieder mit unerwarteten Handlungen. Ich habe alle bereits aus dieser Serie übersetzten Titel gelesen, ob Kurzgeschichte oder normaler Fall, kein Kriminalfall gleicht dem anderen. Immer wieder werden neue Situationen, Taten und Gegebenheiten verarbeitet. Eine Serie über so lange Zeit interessant zu halten, macht einen wahren Meister seines Faches aus.

Die Mafia ist - auch wenn es zeitweise etwas ruhiger geworden ist - immer noch präsent. Sie hat sich der Zeit angepasst, nutzt die neuen Möglichkeiten und nicht mehr viele erkennen die alten Zeichen. Ein solches ist der Aufhänger für ein weiteres Glanzstück der Ermittlungsarbeit. Der Tote wird in 30 Stücke zerteilt auf einem Tonacker gefunden. Salvo erkennt darin eine Botschaft der Mafia, die die Geschichte um Judas und die 30 Silberlinge für Verräter nutzt. Doch nicht immer ist das Offensichtliche auch das Richtige und so wird lange Zeit in eine falsche Richtung ermittelt. Doch Kapitel für Kapitel setzt sich das Puzzle langsam zusammen.

Die besondere Atmosphäre der Camilleri-Romane wird durch liebevolle und sehr authentische Beschreibungen von Orten, Szenen aber auch Gefühlen, gerade was Salvo angeht, erzeugt. Der Leser wird förmlich mitgerissen und spürt wie Montalbano selbst das eiskalte Wasser auf der Haut, riecht die salzhaltige Meerluft oder wird von den vielfältigen Gerüchen und Geschmäckern der sizilianischen Leckereien überwältigt. Neben der Spannung, dem Humor und den besonderen Charakteren ist dies ein weiterer Grund für die Sucht nach immer neuen Büchern mit dem Commissario.


Figuren
Commissario Salvo Montalbano löst nun schon seinen 13. Fall und neben vielen Kurzgeschichten und einer kleinen Amtshilfe ist es nicht gerade wenig. Das merkt man dem charismatischen Süditaliener förmlich an. Er beginnt immer häufiger, sein Tun in Frage zu stellen, sehnt sich nach der Ruhe zwischen den Fällen und verfällt sehr oft in Lethargie. Doch nichtsdestotrotz bleibt er in den entscheidenden Momenten Herr seiner Sinne. Eben ein Macher der alten Schule, der auf sein Umfeld achtet und es meisterlich versteht, die vielen Zeichen zu lesen und richtig zu verstehen. Sehr positiv ist, dass er trotz seiner leidenden Motivation weiterhin an den oft unkonventionellen aber effektiven Methoden festhält. Egal ob er sich damit bei den diversen Honoratioren unbeliebt macht oder nicht. Es geht ihm einzig und allein darum, für seine Gerechtigkeit zu sorgen. Sehr sympathisch und wer ihn wie ich bereits länger kennt, wird ihn vor allem deswegen in sein Herz schließen.

Sorgenkind ist diesmal sein Vize Mimi Augello. Irgendetwas scheint mit ihm nicht zu stimmen. Er baut regelrecht ab, gibt freche Antworten, macht unnütze Aktionen und das nur, weil eine Frau ihm den Kopf verdreht hat. Nach der Hochzeit mit Beba und der Geburt seines Sohnes war es lange ruhig um den Casanova und Salvo muss schwere Geschütze auffahren, um ihn aus den Fängen dieser Frau zu bekommen. Und was für eine Frau! Selbst Salvo tut sich schwer, sich ihrem direkten, fordernden Charme zu entziehen. Eine wahre Femme fatale, die ihre üppigen Reize einzusetzen versteht und im entscheidenden Moment Farbe bekennen muss, dank Salvo.

Ein Vorteil einer so langen Serie ist das wachsende, fast schon familiäre Verhältnis zu den Figuren, die zudem durch abwechslungsreiche gute und böse Charaktere ergänzt werden.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Buches zeigt eine kleine Hafenszene aus der Vogelperspektive in der untergehenden Sonne. Die Qualität von Papier und Bindung ist sehr gut und der Gesamteindruck wird durch ein blaues Stofflesebändchen noch aufgewertet.


Fazit
Salvo wird älter, büßt aber nichts von seinem Flair ein. Spannung und Atmosphäre unter der sizilianischen Wintersonne sorgen für ein großartiges Lesevergnügen. Ein Muß für Krimifans.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Fall 1: Die Form des Wassers
Fall 2: Der Hund aus Terracotta
Fall 3: Der Dieb der süßen Dinge
Fall 4: Die Stimme der Violine
Fall 5: Das Spiel des Patriarchen
Fall 6: Der Kavalier der späten Stunde
Fall 7: Das kalte Lächeln des Meeres
Fall 8: Die Passion des stillen Rächers
Fall 9: Die dunkle Wahrheit des Mondes
Fall 10: Die schwarze Seele des Sommers
Fall 11: Die Flügel der Sphinx
Fall 12: Die Spur des Fuchses

Kurzgeschichten:
Buch 1: Das Paradies der kleinen Sünder
Buch 2: Die Nacht des einsamen Träumers
Buch 3: Die Rache des schönen Geschlechts
Buch 4: Der falsche Liebreiz der Vergeltung

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