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Steinmarder sind Kulturfolger. Sie haben es geschafft, unsere Dörfer und Städte und – zu unserem Leidwesen – auch die Dachböden unserer Häuser und die Motorräume unserer Autos zu erobern. Beate Ludwig gibt Auskunft über die Lebensweise unserer Nachbarn. Dabei geht sie besonders auf die für uns Menschen meist ärgerlichen „Übergriffe auf unser Eigentum“ ein und gibt Hinweise, wie Marder und Menschen in ihrem gemeinsamen Lebensraum besser miteinander auskommen können.

  Autor: Beate Ludwig
Verlag: Tecklenborg
Erschienen: 1999
ISBN: 978-3-924-04468-8
Seitenzahl: 120 Seiten 


Stil und Sprache
Beate Ludwig spezialisierte sich als Biologin auf den Bereich Verhaltensforschung und schrieb ihre Doktorarbeit über verschiedene einheimische Marderartige. Sie ist also in der Tat eine Fachfrau und – was im Zusammenhang mit diesem Buch noch viel wichtiger ist – aus jeder Zeile spricht die Begeisterung für die intelligenten Tiere, denen wir oft näher sind, als wir vermuten. Der Stil der Autorin ist sehr stark von dieser Begeisterung und Zuneigung geprägt und deswegen wirkt die Lektüre zu keinem Zeitpunkt wie eine trockene Abhandlung zu einem biologischen Thema, sondern eben wie eine gefühlvolle Beschreibung dieser netten Zeitgenossen. Ludwig wirbt für mehr Verständnis für Marder. Immerhin haben sie ja einen denkbar schlechten Ruf. Sie gelten als grausame Hühnerdiebe, die blutdürstig ganze Bestände meucheln und aggressive Autoknacker, deren man scheinbar durch nichts Herr werden kann. Weder Sprays, Löwenkot (wird ernsthaft in zahlreichen Foren etc. empfohlen – mit dem Hinweis: gibt’s in jedem Zoo!) noch teure Anti-Marder-Geräte, die hochfrequente Geräusche erzeugen, erweisen sich als sinnvolle Abwehrmaßnahmen. Die Autorin erklärt auch warum: Weil Marder nun mal nicht blöd sind und durchaus merken, ob es irgendwo nur nach Löwe riecht oder auch tatsächlich ein Löwe in der Nähe ist – und warum sollten sie sich vor Piepsgeräuschen fürchten? Wieder einmal wird offensichtlich, wie beschränkt die Sichtweise des Menschen ist. Marder richten nicht aus Bosheit Schäden an, sondern z.B. wegen ihres ausgeprägten Revierverhaltens oder einfach aus dem natürlichen Spieltrieb heraus. Obwohl also viele populäre Mardermissverständnisse aus der Welt geschafft werden, wirken die Ausführungen der Autorin niemals belehrend. Die Sprache ist stets gut verständlich. Der Satzbau ist sehr natürlich und zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, mit irgendwelchen Fachausdrücken bombardiert zu werden – was bei Büchern zu biologischen Themen nicht immer gewährleistet ist.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Hier wird nicht aus der Warte einer rein naturwissenschaftlich interessierten Biologin, sondern vor allem aus Sicht einer passionierten Marderfreundin berichtet, die aufgrund ihrer Ausbildung sehr viel über das Thema weiß. Besonders nett finde ich übrigens den ersten Teil des Buches, in dem die Erlebnisse eines Steinmarders im Jahreslauf in Form einer Erzählung präsentiert werden. Dieser Abschnitt ist auf alle Fälle auch wunderbar für Kinder geeignet. Doch auch die weiteren Ausführungen, die sich mit Lebensraum, Fortpflanzung, Verhalten, Steinmarder als Kulturfolger etc. beschäftigen, sind sehr gut verständlich.
Ich selbst habe das Buch im vergangenen Jahr gekauft, weil wir nach dem Urlaub einen Untermieter auf dem Dachboden hatten. Sämtliche Verwandte und Bekannte waren entsetzt: „Um Himmels Willen, der ruiniert euch das ganze Haus!“ etc. konnte man da hören. Ich holte mir das Buch und begann für mehr Verständnis zu werben. Meistens ohne allzu viel Erfolg – und „Steini“ der Steinmarder ist auch bald wieder ausgezogen, weil wir ihm wohl doch zu viel gepoltert haben, und die Tiere recht scheu sind. Aber eines ist nach der Lektüre und dem kurzen Intermezzo mit unserem Untermieter geblieben: Eine positive Grundeinstellung gegenüber diesen intelligenten und possierlichen Tierchen.
Das Buch empfehle ich auf alle Fälle all jenen, die schon mal „Probleme“ mit den Tieren hatten. Man wird sein Problemlösungsverhalten sicherlich verändern (es nützt z.B. rein gar nichts, die Tiere zu töten, da dies nur zu neuen Revierrangeleien führen wird, die die Lage meistens nur verschärfen!). Aber auch allen an einheimischen Tieren Interessierten kann ich das Buch wärmstens empfehlen, zumal es auch schon sehr gut gemeinsam mit Kindern gelesen werden kann. Hoffentlich findet dieses schöne Büchlein weite Verbreitung, so dass endlich mit gängigen Vorurteilen gegenüber Mardern Schluss ist.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Das Cover finde ich persönlich sehr ansprechend, weil es das Tier in seinem natürlichen Lebensraum, der beim Kulturfolger Marder so natürlich nicht mehr immer ist, zeigt. Auch im Innenteil findet man eine Vielzahl farbiger Fotografien, die den Marder in sämtlichen Lebenslagen abbilden. Ganz wunderbar auch für Kinder geeignet!


Fazit
Dieses liebevoll geschriebene und gestaltete Buch kann ich aus tiefstem Herzen empfehlen. Es hat mir viel Spaß gemacht, es zu lesen und nach der Lektüre hatte ich das Gefühl, eine Menge gelernt zu haben – und zwar nicht nur reines Faktenwissen, sondern vor allem Verständnis für dieses viel gescholtene Tier. Ein Buch, für das sich auch der etwas hoch erscheinende Preis auf alle Fälle lohnt.
Sehr zu empfehlen!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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