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Auf der Suche nach dem großen Schatz des Captain Crown, der Perla de Oro, kämpfen sich seine fünf “Hurenkinder” durch die Gefahren des karibischen Dschungels. Gegenseitiger Hass und Missgunst begleiten sie – und auch einige tot geglaubte Männer der Astarté sind ihnen dicht auf den Fersen …

- Faroh ist zu gefährlich, er wird uns töten, sobald er den Schatz hat. Wir müssen ihn vorher aus dem Weg räumen.
- Und wie das?
- Zieh Deine Pistole und schieß! Jetzt!

 

Das Testament des Captain Crown 2  Originaltitel: Le Testament du Captaine Crown – L’Or des Damnés
Autor: Tristan Roulot
Übersetzer: Marcel Le Comte
Illustration: Patrick Hénaff
Verlag: Ehapa Comic Collection
Erschienen: 03/2012
ISBN: 978-3-7704-3507-4
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Der Inhaltsbeschreibung der Rückseite des Comicalbums lässt sich nichts hinzufügen, möchte man dem interessierten Leser nicht zu viel von den Handlungen verraten. Der zweite und gleichzeitig abschließende Band zu „Das Testament des Captain Crown“ setzt den karibischen Piratenthriller geschickt fort, zeichnet ein Bild des gegenseitigen Hasses, Verderbens und der Überheblichkeit, die in Erwartung eines großen Schatzes über die Freibeuter kommt. Eine gute Mischung aus Thrill, Action und einem Hauch von Horror sorgen für gute Unterhaltung. Zudem verleiht der Szenerist Roulof der Story deutlich mehr Tiefe, da er auf die Vergangenheit der Kinder des Captain Crown eingeht.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
„Das Gold der Verdammten“ steigt ohne eine Zusammenfassung des bisherigen Geschehens wieder in die Szenerie ein – liegt eine längere Zeit zwischen dem Lesen der beiden Bände, empfiehlt es sich also, zunächst noch einmal durch Band 1 zu blättern, um sich die Geschichte ins Gedächtnis zu rufen, bevor man sich dem zweiten Teil widmet. Dieser greift in Bildern mit beeindruckenden Lichtstimmungen und eines architektonisch aufregend gezeichneten barocken Schlosses den Handlungsstrang wieder auf. Sowohl Gebäude auf dem Festland, als auch die Schiffe auf See sind filigran und mit vielen Nuancen gezeichnet, auch wenn das Artwork stellenweise schraffiert oder skizziert herüberkommt. So wirkt der Blick in den Dschungel auf Seite 13 wild und eher grob, auch an anderen Stellen nimmt die Detailkraft in die Bildtiefen recht stark ab, reicht aber andererseits auch immer aus, um ein passendes Gesamtbild zu erzeugen und die Atmosphäre der Orte zu transportieren. Letztlich ist Hénaffs Stil wohl nicht so „glattgebügelt“ wie in manch anderen Werken aus dem frankobelgischen Raum, aber dadurch nicht weniger reizvoll.

Bei Piraten geht es oft wild zu, so auch hier: Prügeleien, Schießereien und die Streitigkeiten der Kinder Crowns werden von markigen Sprüchen und Provokationen genauso begleitet wie von Soundwords, die sich passend in die Bilder einfügen. Diese reihen sich auf überwiegend klassische Weise – in rechteckigen Formaten verschiedener Größe und Form, aber durch weiße Stege voneinander abgegrenzt – aneinander. Dazu steht eine einseitige Grafik, in der mehrere rahmenlose Bilder aus der Vergangenheit Farohs ineinanderfließen, in Kontrast, die sich nur aus Schwarz-, Gelb- und Rottönen zusammensetzen.

Die Figuren hat Hénaff wieder gekonnt ins Leben gerufen – sie alle haben ein individuelles und glaubhaftes Aussehen. Die Hauptpersonen der einzelnen Szenen werden gezielt hervorgehoben, während bloße Statisten verhaltener im Hintergrund bleiben und an Details verlieren, in der Regenszene im Dorf (mehr soll hier nicht verraten werden), bildet die weiter hinten wartende Meute sogar nur eine gemeinsam umrissene Hülle, aus der viele Einzelne zu erahnen, aber nicht mehr individuell zu erkennen sind. Dies lenkt den Blick des Betrachters auf die bildwichtigen Elemente und geht daher völlig in Ordnung. Bei den akzentuierten Charakteren zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei dem übrigen Zeichenstil – geht die Perspektive sehr nah heran, sind die Portraits sehr gut gezeichnet, verlieren aber an Genauigkeit (wenn auch nicht unbedingt an Detailreichtum), sobald sie eine etwas nach hinten verlagerte Position im Bild einnehmen. Einige wenige, sehr auf die Augenpartien konzentrierte Zeichnungen erinnerten mich in der Ausgestaltung an den amerikanischen Stil der 70er und 80er Jahre.
Vries, dessen verbranntes Gesicht unter den Bandagen übel zugerichtet ist, hat nun eher Ähnlichkeit mit Viktor. Sein Hass und sein Zorn sind aus dem Gesicht klar zu erkennen, und er treibt die Jagd auf Crowns Kinder gnadenlos voran. Genauso sticht diesmal Yaja heraus, der sich als einsamer und grausamer Jäger den fünf „Hurenkindern“ an die Fersen heftet.

Einige recht blutige und brutale Szenen definieren „Das Testament des Captain Crown an eine reifere Leserschaft, denn die fünf Abkömmlinge werden nicht nur gnadenlos durch den Dschungel gehetzt, auch untereinander bekriegen sie sich zunehmend mit der Habgier des lockenden Schatzes.

Sehr abwechslungsreich ist die Farbgestaltung – von reinen schwarzweißen Bildern im nächtlichen Gewitter, über die finsteren und atmosphärischen Nachtszenen bis hin zum strahlenden Blau des ungetrübten Himmels erstrecken sich die grundsätzlich matt gehaltenen Farbtöne, so dass sie natürlich, aber nie knallig sind.


Aufmachung des Comics
Der großformatige, Din A4 nur knapp überragende Comicband wurde fest eingebunden, die Verarbeitung des Umschlags und des Innenteils sind – genau wie die Druckqualität – tadellos. Der Buchumschlag ist matt gehalten, was edel wirkt und zudem besonders gut zum Titelbild passt. Dieses ist dreigeteilt, zeigt im oberen Teil die schwarzen Silhouetten der Kinder des Captain Crown vor weißem Hintergrund und der untere Part präsentiert eine mit toller Lichtstimmung durchflutete Dschungelszene, während der Mittelteil sie mit rotem Hintergrund voneinander trennt und den Titel sowie die Namen des Szeneristen und des Zeichners beinhaltet.


Fazit
Wenn fünf skrupellose Piratenkinder, die zudem den Zorn der verbleibenden Mannschaft auf sich gezogen haben, auf Schatzsuche gehen, kann dies nur ein schreckliches Ende nehmen – der zweite Teil schließt die Kurzserie und sorgt nicht nur für Fans karibischer Freibeutergeschichten wieder für gute Unterhaltung. Patrick Hénaff ist es gelungen, dies in sehr atmosphärischen, teils auch schaurigen Bildern umzusetzen.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Fünf Hurenkinder

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