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Diese Geschichte ist nicht der Phantasie eines Krimi-Autors entsprungen, sondern das wahre Leben hat sie geschrieben. Ein angesehener Arzt wird beschuldigt, einen Patienten umgebracht zu haben – er wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Als er auf Bewährung frei kommt und wieder als Arzt arbeitet, wird ein zweiter Patient ermordet. Was steckt hinter diesen Morden? Ist der Arzt tatsächlich der Täter? Zwei Juristen forschen nach und zeichnen ein faszinierendes Bild einer gestörten Persönlichkeit.

Dipl. Psych. Dr. Christoph Gebhardt, Studium der Rechte in Frankfurt am Main und Gießen, Studium der Psychologie in Gießen. Er war als Richter bei verschiedenen hessischen Gerichten in Straf- und Zivilsachen tätig und ist seit 2008 Vorsitzender eines Zivilsenats des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main.

Dr. Christine Gutmann, Studium der Rechte in Würzburg, Main und Frankfurt am Main, Promotion zur Dr. Jur. über die Resozialisierung entlassener Strafgefangener. Sie war leitend in verschiedenen hessischen Justizvollzugsanstalten tätig und arbeitet seit 1995 in der Abteilung Strafvollzug des Hessischen Justizministeriums.

 

Der Arzt 

Autor: Christoph Gebhardt, Christine Gutmann
Verlag: Hirzel Verlag
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-7776-2256-9
Seitenzahl: 188 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Aufgrund des Themas ist das Buch sachlich und knapp geschrieben. Es konzentriert sich auf das Wesentliche und verzichtet gänzlich auf Schnörkel oder Ausschmückungen. Dadurch wirkt es manchmal ein bisschen „trocken“, nimmt dadurch aber dem Thema keineswegs den Spannungsfaktor.

Das Sachbuch beginnt mit einer Vorbemerkung, in der die Autoren darauf hinweisen, dass es sich hier um einen tatsächlichen Fall handelt, der sie auch persönlich stark berührt hat. Die Namen der noch lebenden Personen - ausgenommen Richter, Staatsanwälte, Verteidiger oder Sachverständige - wurden durch „Aliasnamen“ ersetzt. Ebenfalls wurden nahezu alle Orte sowie die Zeiten, laut Angaben der Autoren, nicht verändert. Den Fragen nach dem „Warum“, ob der Arzt wirklich der Täter war oder ob die Justiz durch andere Entscheidungen einen neuen Mord hätte verhindern können, wird auf den darauffolgenden Seiten zielstrebig nachgegangen.
Linear aufgebaut, beginnt die das Sachbuch mit dem Brand in Höchst. Bildhaft und spannend beschrieben, werden der erste Tatort und das Opfer „vorgestellt“ und man hat bald den Eindruck, dass die Recherchen der Autoren tatsächlich akribisch genau durchgeführt wurden. Den ersten Ermittlungen folgen die Beschreibung des Anfangsverdachtes und die Verstrickung des Arztes in Widersprüche. Durch die gut recherchierten Fakten erschließt sich dem Leser bald ein interessantes Tat- und Persönlichkeitsbild des Beschuldigten. Der Leser erfährt, wie sehr die Professionalität als Arzt mit der überhasteten und nicht wirklich zu Ende durchdachten Tat in Widerstreit steht. Dadurch kann man das Dilemma der Ermittler gut nachvollziehen und erkennt, wie es dem charismatischen Arzt gelungen ist, allen Menschen um ihn herum so viele fantasievolle Halbwahrheiten und Lügengeschichten als Realität auf die Nase zu binden. Man beginnt ebenso zu verstehen, warum der Beschuldigte so viele Menschen überzeugen konnte, zu Unrecht verdächtigt und verurteilt worden zu sein.

Durch zusätzliches Informationsmaterial wie Skizzen, Zeitungsartikel, Gutachten usw. zeigen die Autoren den Lesern einen enggestrickten Abriss aus Tat und den daraus folgenden Konsequenzen für Dr. U.. Alle beschriebenen Persönlichkeitsstörungen werden etwas später im Text gut verständlich skizziert, sodass sich der Leser ein umfassendes Bild davon machen kann. Auch die Fachbegriffe sind gut in den Text eingebunden, wodurch er gut verständlich bleibt. Am Ende der Lektüre wird dem Leser erst so richtig bewusst, wie groß die Manipulationsfähigkeit von Dr. U. gewesen sein muss und wie sehr der „Fall Dr. U.“ nicht nur die Autoren beeindruckt hat.

Der genau recherchierte Fall wird sowohl  interessierte Krimileser, als auch Menschen, die sich für den Fall selbst und die psychologische Seite von Dr. U., der sein Umfeld so gezielt manipulieren und beeinflussen konnte, für das Buch begeistern. Wahrscheinlich würden das Thema und seine Umsetzung als Lehrstück durchaus auch Jus- und/oder Psychologiestudenten ansprechen.


Aufmachung des Buches
Das kartonierte Sachbuch ist mit 23 x 15,4 x 2 cm etwas größer als ein handelsübliches Taschenbuch. Das Cover, eher unspektakulär in rot/schwarz/weiß gehalten, hebt sich gerade durch seine Einfachheit gut von anderen Büchern ab. Der Rückseitentext erfasst den Kern der Buchaussage und führt gut in das Thema ein.

Das Sachbuch ist in eine Vorbemerkung, einen ersten und einen wesentlich kürzeren zweiten Teil gegliedert, wobei die einzelnen Kapitel der beiden Teile sehr kurz und übersichtlich gehalten sind und Skizzen, Originalschriftstücke und Zeitungsartikel den Text auflockern. Der anschließende Epilog widmet sich einer kurzen Gesamtzusammenfassung der Person Dr. U und den Ermittlungen rund um seinen Fall. Die Zeittabelle am Schluss rundet das Thema gut ab.


Fazit
Erschreckend real und dadurch, trotz des oft eher trockenen Schreibstils, spannend wie ein Krimi, wird das Buch viele interessierte Menschen ansprechen können. Vor allem, da Dr. U. ein Mann ist, wie er jedem von uns jederzeit begegnen könnte und vermutlich - dem ersten Eindruck nach - von vielen Menschen als sympathisch, weltgewandt und vertrauenswürdig eingeschätzt werden würde. Mit diesem Sachbuch hat der Leser eine wirklich interessante und sorgfältig recherchierte Fall- und Charakterstudie eines charismatischen Betrügers und Mörders in den Händen.

4 5 Sterne


Hinweise
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