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Motte ist sechzehn Jahre alt, als der Tod an seinem Fenster kratzt. An einem harmlosen Wochenende kurz nach Mitternacht bekommt er eine anonyme E-Mail:

sorry für die schlechte nachricht

aber wenn du aufwachst, wirst du tot sein

wir wollten nur, dass du das weißt

Mieser Scherz, denkt Motte, wird aber dennoch ein wenig nervös und beschließt, die Nacht durchzumachen. Natürlich schläft er ein und natürlich wacht er auf - und fühlt sich wie immer.

Bis darauf, dass sein Herz nicht mehr schlägt. Und dann sind da noch diese zwei Flügel auf seinem Rücken ...

 

Der letzte Engel 

Autor: Zoran Drvenker
Verlag: cbj
Erschienen: 24.09.2012
ISBN: 978-3-570-15459-5
Seitenzahl: 432 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Motte bekommt eine Nachricht, dass er nach dem Aufwachen tot sein wird. Ein schlechter Scherz, ist sein erster Gedanke, doch je mehr Zeit vergeht, desto verzweifelter versucht der Sechzehnjährige, dem Schlaf zu entkommen. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Am nächsten Morgen wacht Motte auf, steigt aus seinem Bett und stellt fest, dass nicht nur sein Herz seine Tätigkeit eingestellt hat, sondern auf seinem Rücken zwei Flügel gewachsen sind. Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse und Motte findet sich in einer seit Jahrhunderten andauernden Verschwörung wieder ...

Mit "Der letzte Engel" erwartet den Leser nicht, wie man bei einem Jugendbuch vielleicht erwarten könnte, eine einfach gestrickte Handlung. Zoran Drvenkar hat eine komplexe Geschichte zu Papier gebracht, die fantastische und geschichtliche Fakten kombiniert, gespickt mit Gänsehaut- und Thriller-Elementen. Zumindest bei diesem Auftaktband leidet die Spannung jedoch unter den zahlreichen Hintergrundinformationen.


Stil und Sprache
So viele Personen in der Geschichte eine Rolle spielen, so viele kommen auch im Verlauf der Handlung zu Wort – sei es in der ersten, zweiten oder dritten Person. Und genau das macht einen ungemeinen Reiz aus, denn das Spiel zwischen Nähe und Distanz, das durch diesen Kunstgriff erzeugt wird, fasziniert und übt einen Sog auf den Leser aus. Dabei erhält jede Figur ihre eigene Stimme. Während Motte rückblickend mit lockerer Zunge erzählt, ist Eskos Stil schwer und düster. Lazars Art kommt nicht nur durch die zweite Person besonders rüber, auch seine Erzählweise hat eine faszinierende Eigenheit, wodurch eine beklemmende Nähe zu dieser Figur entsteht.

Eine klare Sprache, eingängige Beschreibungen mit unverbrauchten Vergleichen und authentische Dialoge verbinden sich zu einem rhythmischen Stil, der sich flüssig lesen lässt. Dennoch ist es – ob der verwirrenden Ereignisse – zunächst nicht einfach, Zugang zur Geschichte zu finden. Hinzu kommt, dass die Handlung nicht linear erzählt wird, sondern der Autor zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Vorvergangenheit hin und her springt. Konzentriertes Lesen ist dabei zwingend notwendig, um sich nicht in der Geschichte zu verheddern. Insgesamt lässt sich jedoch sagen, dass Drvenkar die verschiedenen zeitlichen Ebenen hervorragend miteinander verknüpft hat und sich diese nach und nach wie ein Puzzle zu etwas Großem zusammenfügen. Geschichtliche Fakten – wie die Rurik-Expedition des russischen Kapitäns Otto von Kotzebue – verleihen der fantastisch angehauchten Geschichte Authentizität.

Die Kurzbeschreibung auf der Buchrückseite lässt einen hochspannenden Roman erwarten, stattdessen findet der Leser eine Geschichte im überwiegend gemächlichen Tempo und Tonfall, durchsetzt von Spannungsspitzen. Hier spürt man deutlich, dass der Autor im ersten Band zahlreiche Hintergrundinformationen einarbeiten musste, um die Ereignisse nachvollziehbar darstellen zu können. Ein schlüssiges Ende – das vielmehr ein Anfang ist; der Anfang von etwas Unheilvollem – entlässt den Leser wieder in die Wirklichkeit.


Figuren
Zahlreiche Figuren kommen zu Wort und dem Leser damit nahe. Jede einzelne von Ihnen ist dreidimensional ausgearbeitet, Schwarz-Weiß kennt der Autor nicht. Ob es nun der Engel ohne Flügel ist, über den es auf Seite 10 heißt: „Esko sieht aus wie Anfang zwanzig, ist aber so alt, dass die Gegenwart ihn ignoriert“, seine Begleiterin – die zehnjährige Mona mit ihrer besonderen Gabe –, oder Motte (eigentlich Markus), der letzte Engel auf Erden – nur dass er dies zunächst gar nicht weiß. Lazar ist eine besonders interessante Figur; schwer zu durchschauen, facettenreich, faszinierend. Viele weitere trifft man im Verlauf der Handlung an, jede von ihnen weiß zu überzeugen. Figuren sind eindeutig eine Stärke Drvenkars.


Aufmachung des Buches
Zum Zeitpunkt der Rezension lag mir lediglich die Druckfahne des Buches vor, das als Hardcover erschienen ist. Das schlichte und gerade deshalb auffällige Cover passt sehr gut zum Inhalt des Buches und ist darüber hinaus ansprechend gestaltet.


Fazit
Ein Jugendbuch, das sich allein schon wegen des Schreibstils aus der Masse heraushebt, aufgrund der ausschweifenden Hintergrundinformationen jedoch an Spannung missen lässt. Dennoch darf man auf die Fortsetzung gespannt sein.


3 5 Sterne


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