Drucken
Kategorie: Romane

Am Anfang war Bob. Und Bob schuf den Himmel und die Erde und die Tiere auf den Feldern und im Meer und fünfundzwanzig Millionen andere Arten, darunter auch haufenweise wunderhübsche Mädchen. Und all das schuf er in sechs Tagen.

Sechs Tage! Herzlichen Glückwunsch, Bob! Kein Wunder, dass die Erde so ein Durcheinander ist.

 

Oh mein Gott 

Originaltitel: There is no Dog
Autor: Meg Rosoff
Übersetzer: Brigitte Jakobeit
Verlag: Fischer
Erschienen: 23.08.2012
ISBN: 978-3-10-066070-1
Seitenzahl: 240 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Gott - mit Namen Bob - verliebt sich in Lucy, die sich ebenfalls nichts mehr wünscht, als endlich den Richtigen zu finden. Mr. B., Gottes rechte - und nicht selten wohl auch linke - Hand ahnt fürchterliches, denn wenn Bob seinem ausgeprägten Sexualtrieb nachgibt, endet dies für die Erde in Katastrophen. Das von Gottes Gefühlen abhängige Wetter schlägt ebensolche Kapriolen, wie es seine Beziehung zu Lucy tut. "Sexwetter - aufgekratztes, verwirrtes Erregungswetter" (Seite 79). Dumm nur, dass Bob ausschließlich an sich denkt und ihm der Rest seiner Schöpfung herzlich egal ist ...

In dieser Geschichte passiert eine Menge und doch irgendwie nichts. Eine lustige Idee wurde hier teilweise zwar überaus humorvoll umgesetzt, driftet aber nicht selten ins Alberne ab. Das Ende ist ebenfalls nicht unbedingt als gelungen zu bezeichnen, fragt man sich doch, was das Ganze nun eigentlich sollte.


Stil und Sprache
Überaus humorvoll, vor allem aber schonungslos geht Meg Rosoff zu Werke. Sie präsentiert einen jungen, unvernünftigen Gott, der ohne mit der Wimper zu zucken für Chaos auf der Erde sorgt. Bob ist - was Frauen betrifft - ein verzogener, unsicherer Jüngling, was die restliche Welt betrifft strotzt er nur so vor Arroganz und Selbstverherrlichung. Ohne Mr. B. - der über Bob sagt, er sei "ein blasierter Ignorant" (Seite 28) - würde das Ganze in einer Katastrophe enden. Der Schöpfungsakt selbst kommt nur hin und wieder zur Sprache, das Hauptaugenmerk liegt auf Bobs aktuellem - und seiner Meinung nach einzig wichtigen - Problem: Lucy. Hier trieft der Stil der Autorin nicht selten über vor kitschigen Beschreibungen, absolut überspitzt und damit schon wieder komisch.

Das gesamte Ensemble an Figuren, das im Laufe der 48 Kapitel auf den Plan tritt, kommt auch durch den allwissenden Erzähler zu Wort. Dennoch gelingt es, dabei den Überblick zu behalten. Der Stil Rosoffs ist humorvoll und direkt, ihre Sprache teilweise verschnörkelt, dennoch flüssig zu lesen, und bildreich: "Der Regen schien eine eigene Persönlichkeit entwickelt zu haben - spitz und rachsüchtig in einer Minute, schwer und mürrisch in der nächsten." (Seite 89). Willkürlich wirkt hingegen der Einsatz der Zeitform: Mal wird im Präsens erzählt, dann wieder im Präteritum. Bei Rückblicken ist dieser Wechsel nachvollziehbar, doch auch gegenwärtiges Geschehen wird plötzlich in der Vergangenheitsform erzählt, sodass sich mir kein Sinn darin erschließt.

Das Ende ist nicht unbedingt vorhersehbar, aber auch nicht überraschend. Doch vor allem stellt man sich nach dem Lesen des Buches die Frage: Warum? Wohin sollte das Ganze führen? Ist der rote Faden innerhalb der Geschichte meist noch ersichtlich, ist er am Ende des Buches wohl abhanden gekommen.


Figuren
Im Mittelpunkt - vor allem der eigenen Meinung nach - steht natürlich Gott. Besser bekannt als Bob. Sein Egoismus scheint keine Grenzen zu kennen, alles von ihm Erschaffene interessiert ihn nicht, außer es ist so auffällig hübsch wie Lucy, die seinen ausgeprägten Sexualtrieb anfacht. Die 21-jährige Jungfrau ist bildhübsch und wünscht sich nichts mehr, als sich endlich zu verlieben. Und ihren Job im Zoo zu behalten. Als sie Bob über den Weg läuft, geht es plötzlich drunter und drüber und Mr. B., "Assistent, Privatsekretär, Gottes ureigener persönlicher Langweiler" (Seite 11), hat alle Hände voll zu tun, um die Katastrophe irgendwie abzuwenden. Aber auch Eck, Bobs Haustier, wird von Sorgen und Ängsten gequält, denn Bobs spielsüchtige Mutter Mona hat ihn beim Pokern an Hed verloren, der ihn nun verspeisen möchte. Bob möchte Eck zwar gerne wiederhaben, doch in die Gänge kommt er nicht. Lediglich Heds Tochter Estelle ergreift hier die Initiative.

Ein bunter Haufen, der jedoch zum großen Teil oberflächlich daher kommt und wenig Ecken und Kanten aufweist. Bob ist in seiner Arroganz vor allem unsympathisch, Lucy wird nicht nur von den Männern, sondern auch von der Autorin auf ihr Äußeres reduziert. Es fehlt den meisten Figuren an Persönlichkeit. Erstaunlicherweise kommt Eck, der von Bob lediglich als Ding bezeichnet wird, dem noch am nächsten.


Aufmachung des Buches
Ein chaotisches Cover ziert diese fest gebundene Ausgabe des Buches - und passt damit hervorragend zu der nicht weniger turbulenten Geschichte, die im Innern auf den Leser wartet. Dennoch ist die Gestaltung auf den ersten Blick nicht unbedingt ansprechend, aber in jedem Fall auffällig. Ein blaues Lesebändchen vervollständigt die qualitativ hochwertige Aufmachung.


Fazit
Überzeugen kann Meg Rosoffs neuestes Werk leider nicht, da kann ihr Sprachstil noch so ausgefeilt und gut lesbar sein. Dennoch kann man sich an einigen humorvollen Stellen erfreuen.


2 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt